Vertraute Flammen

Beschreibung zum Thema Denken und Fühlen

von  susidie

Nach kurzem, tiefem Schlaf erwachte ich in deinen Armen. Umschlungen vom Eins-Sein. Leise schleiche ich nach draußen, um unter den Sternen zu liegen. Wie sehr habe ich diesen Himmel vermisst. Hier nur spüre ich diese vollkommene Freiheit. Mehr als irgendwo.
Die Glut war zu Asche geworden. Deine Stimme plötzlich hinter mir: „Das Leben gleicht dem Feuer. Es beginnt mit Rauch und endet mit Asche. Wie groß die Flamme ist, entscheidest du.“

In meiner Wüste lodert sie hoch. Hier bin ich mir Freund, und hebe die Verneinung des Lebens auf. Die Freude kann sich niederlassen. Undenkbares gewinnt Gestalt. So denke ich und empfinde mich.

Über meine Liebe sprichst du, als wanderst du meine Gedanken entlang. Du ahnst mehr, als ich jemals wissen könnte. Welche Weisheit liegt im Atem deines Lebens? „Beschränke dich nicht im Sein, mein Herz. Lebe alles, was in dir an Liebe ist, vertraue der Flamme und schenke ihr deine Freiheit.“
Durchdringend der Blick deiner dunklen Augen. Vollgefüllt mit Ruhe und Liebe. Mühelos erreichen meine Worte die Lippen. Ich erzähle wieder von Einsamkeit und Sehnsucht und Freuden. Von der täglichen Hoffnung auf Nachricht von ihm. Wieder und wieder erlebe ich alles. Es ist, als ob ich es tatsächlich abschließen müsste, um endlich vollständig in mich einzutauchen. Und du, du hörst nur aufmerksam zu.

Früh brennt die Sonne vom Himmel. Ein schneller Wechsel von Dunkelheit zu Licht. Wir müssen los, wollen wir heute noch das nächste Ziel erreichen. Beim Aufbruch herrscht aufgeregte Stimmung. Alle sprechen durcheinander. Ich verstehe nicht, doch ich vertraue.
Ein weiteres Kamel wird beladen mit Teppichen, Decken, Proviant und Wasser. Unendlich viel Wasser. Du bindest mir mein neues Tuch als Turban. Und das erste Mal erkenne ich Besorgnis in deinen Augen und einen veränderten Tonfall in deiner Stimme. Du verbindest unsere drei Kamele mit Seilen. Ich verabschiede mich noch, aber du drängst zum Aufbruch. „Komm, die Zeit wartet nicht auf uns. Nicht heute. Bleib dicht neben mir.“ Die Stille fängt uns ein, als wir die Oase verlassen.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (15.09.13)
Die Liebe und ein Ritt durch die Wüste sind nicht risiikolos zu haben. Sie verlangen Vertrauen.
LG
Ekki

 susidie meinte dazu am 15.09.13:
Um diese Risiken einzugehen, muss Vertrauen in andere genauso da sein, wie Vertrauen in sich selbst. Aber was wäre ohne dieses Risiko? Kein Erleben ohne Wagnis. Ich danke dir für deinen Besuch, lieber Ekki. Viele Grüße von Su:)
chichi† (80)
(16.09.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 susidie antwortete darauf am 17.09.13:
Lieben Dank. Das freut mich. Gruß von Su :)

 TassoTuwas (20.11.13)
Die von Poesie getragene Detailschiderung läßt Vertrautheit und Nähe spüren und nimmt den Leser mit auf die Reise.
Liebe Grüße TT

 susidie schrieb daraufhin am 22.11.13:
Wie schön kann ein Kommentar sein??? Ganz lieben Dank dafür. Grüße von Su :)
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram