Aber zurück zu dem reichen Jüngling aus den Evangelien: „Als aber der junge Mann das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter.“ Die Aufforderung Jesu, all seinen Besitz zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben, war zu viel für ihn. Er hatte in jenem Moment offensichtlich nicht die Kraft dazu. Vielleicht hat er sich aber zu einem späteren Zeitpunkt noch dazu entschieden. Wir wissen es nicht.
Ein anderer Jüngling, Franz von Assisi, traf etwa tausend Jahre später eine ganz andere Entscheidung. Nachdem an ihn in einem "Traumgesicht" die Aufforderung ergangen sein soll, sich ganz dem Herrn zur Verfügung zu stellen, entschied er sich für ein Leben in der Nachfolge Christi.
Er, ein reicher Kaufmannssohn, startete allerdings seinen neuen Weg mit einer recht zweifelhafte Aktion: „Für wohltätige Zwecke und für seine baulichen Wiederherstellungsarbeiten an San Damiano nahm Franz Waren und Geld aus dem Geschäft seiner Eltern.“
Verständlicherweise führte dieses (Fehl-) verhalten zu einem Konflikt mit dem erbosten Vater. Der brachte ihn, vielleicht auch eine übertriebene Gegenreaktion, vors Gericht:
In dieser Gerichtsverhandlung, die im Frühjahr 1207 öffentlich auf dem Domplatz stattfand, entkleidete sich Franziskus vollständig, verzichtete mit dieser Geste auf sein Erbe und sagte sich von seinem Vater los. Seine überlieferte Aussage: Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde; von nun an will ich sagen: »Vater, der du bist im Himmel«. Danach begann Franziskus, außerhalb der Stadtmauern als Einsiedler zu leben.
Wie in dieser kleinen Szene schon deutlich wird, war Franz von Assisi ein Mensch radikaler Entschlüsse. Er führte fortan ein sehr entbehrungsreiches Leben und gründete einen „Missionsorden“, der sich das Leben in Armut auf die Fahne geschrieben hatte. Heute sind die „Franziskaner“ weltweit aktiv.
Franz selber hat mehrfach betont, dass er sich diesen Weg nicht selber ausgesucht habe, sondern er ihm gewiesen wurde. Als Beweis führte er einige wundersame Begebenheiten an. Was aber letztendlich immer der Beurteilung Anderer unterliegt. Der eine glaubt es, die andere nicht. Oder umgekehrt!