Vielleicht war die Schuld der Luft, die mein Haar umwehte, die nach Sommer roch und der Illusion unsterblich zu sein, dass ich ja sagte zu Joachim. Dass ich sagte, um 10 dort, gut, bis bald. Ich gebe das Gefühl keinen Hafen zu kennen, kein Haus zu brauchen. Drehe mich um mich selbst, lächle, während mir schwindlig wird. Trunken der Schauspielerei.
Ich möchte nicht, dass du von Morgen sprichst, es gibt ihn nicht. Es wird immer nur der Tag sein an dem wir reden, an dem du mir Wein einschenkst und mich nicht fragst, warum bist du hier?
Wir sitzen am Fluss die ganze Nacht. Meine Welt sind seine Augen, seine Hände.
Du erzählst von deinem Leben und ich versuche meines zu verschweigen. Wir streifen uns die Schuhe ab und halten die Füsse ins Wasser. Barfuss setzen wir uns wieder an den Tisch. Als ich friere, reichst du mir deinen Pullover. Am Horizont glänzt milde der Mond, die Sonne bannt sich ihren Weg, bald stehen sich die Gestirne Auge in Auge gegenüber. Der Himmel färbt sich golden und wir sehen nicht, wie ein Stadtfuchs den Abfallsack aufreisst, denn wir reden von etwas, was nie geschehen ist und halten uns. Wir nicht einmal von Vergangenem schwelgen. Abgenutzt und blass scheint die Erinnerung des ersten Blicks über den Raum hinweg. Der Vorlesungssaal mit den engen Bänken und den Seitenblicken, die Pause in der wir zwischen Kaffeeholen noch Mut hatten für die ersten Worte. Unser Beinahekuss zum Gewimmer des Basses mitten in der Menge. Sein Geruch zwischen Bier und Zigaretten und einer durchtanzten Nacht. Die Erinnerungen verrinnen wie Sand in meinen Fingern. Alles schreit nach Fortsetzung, nach Holznachschub im Feuer.
Der Morgen wird totgeschwiegen. Mein Morgen ist mit Kai bestimmt. Ich bin gebunden durch Worte wie mit Fesseln. Ich liebe dich, sagt Kai und schaut mich fordernd an. Seine Augen sind blau und grün wie ein Teich, ich falle mit allen Kleidern und offenen Augen. Das Wasser umtreibt mein wogendes Haar, es schwebt wie Seegras im tiefen Nass. Sinke und sinke gegen Grund während ich Kai ergeben erwidere, ich dich auch. Kai und ich sind jetzt beschriftet. Unsere Welt passt in einen Schuhkarton. Wir sind ein Paar, ich bin seine Freundin und er mein Freund. Alle nicken und wissen Bescheid. Worüber bloss, frage ich mich und bekomme keine Luft.
Zwei Stühle im Garten am Fluss, dazwischen ein Tisch. Mein Glas füllt Joachim nach, als fürchte er den Boden. Ich sehe, wie er mich ansieht. So austauschbar wie ich ihm bin, will ich bleiben. Sonst könnte er das Unsrige nehmen und in eine feste Welt tragen. Ich setze das Glas ab und atme tief, damit sich alles langsam dreht, dem Nullpunkt zu. Ich möchte schweigen, damit nichts Gesagtes etwas anderes ausgrenzt. Damit jeder seine eigene Vorstellung des geteilten Stück Zeit hat.
Der Wind heult auf, er nimmt die Worte, die deinen Mund verlassen mit auf Reisen. Ich sehe ihn stumm den Mund bewegen und schliesse die Augen gegen das Sonnenlicht.