Blau
Prosagedicht zum Thema Vergänglichkeit
von unangepasste
Kommentare zu diesem Text
An diesem Text mag ich sehr, wie du die einzelnen Bilder zu einem ungewöhnlichen Teppich verwebst, sich Sinneseindrücke, Farben, Geräusche, Gerüche, Bewegung ... mischen, verwischen, zu Gefühlen, zu einem Gefühl verdichten.
In diesem Abschnitt würde ich dir eine kleine Umstellung empfehlen, die die grammatischen Bezüge klarer strukturiert, die Blätter näher an den Wellentanz ranholt, etwa so:
Dein Meer ruft leise Herbst,
wenn Blätter von der Sehnsucht fallen,
um für immer in die Flut zu tauchen.
In einem letzten Wellentanz
erheben sie sich rot und wild
und treiben dann zum Grund.
Mir fällt außerdem schwer mir das 'rot und wild erheben' gleichzeitig mit einem 'still zum Grund treiben' vorzustellen (natürlich sagt dieses und ja nichts über Gleichzeitigkeit, kann auch ein Nacheinander verbinden, aber mit einem 'dann' - oder so - könnte man es deutlicher absetzen)
Dieses 'lässt' klingt so, wie 'die Puppen tanzen lassen' hat für mich etwas von Aufforderung/Gängelung (veranlassen), das mich hier ein wenig irritiert. Ich fühle das mehr so, dass die Tonleiter den Silbermöven einen Landeplatz bietet/anbietet, dass Silbermöven landen. Das ist aber schon ziemlich spitzfindig von mir, gebe ich gern zu - soll ja auch nur ein Denkanstoß für dich sein.
Dass der Regen ebenfalls auf dieser Leiter sitzt und sein Singen in ein haltloses Sinken übergeht, finde ich ganz, ganz toll, gefällt mir auch in der Formatierung (Strophensprung) sehr gut.
Das etwas nachhinkende 'einst' gefällt mir nicht so gut, es liest sich rhythmisch rund aber das geht ein wenig auf Kosten der Sprache.
Ein Gedicht mit Nachhall von 'abblätternder Sehnsucht', vom Aufbegehren und Resignieren, von Höhen- und Sinkflügen ...
Liebe Grüße,
mona
(Kommentar korrigiert am 19.09.2014)
Wenn die Blätter von der Sehnsucht fallen,
um für immer in die Flut zu tauchen,
ruft dein Meer ganz leise Herbst.
In einem letzten Wellentanz
erheben sie sich rot und wild
und treiben still zum Grund.
um für immer in die Flut zu tauchen,
ruft dein Meer ganz leise Herbst.
In einem letzten Wellentanz
erheben sie sich rot und wild
und treiben still zum Grund.
In diesem Abschnitt würde ich dir eine kleine Umstellung empfehlen, die die grammatischen Bezüge klarer strukturiert, die Blätter näher an den Wellentanz ranholt, etwa so:
Dein Meer ruft leise Herbst,
wenn Blätter von der Sehnsucht fallen,
um für immer in die Flut zu tauchen.
In einem letzten Wellentanz
erheben sie sich rot und wild
und treiben dann zum Grund.
Mir fällt außerdem schwer mir das 'rot und wild erheben' gleichzeitig mit einem 'still zum Grund treiben' vorzustellen (natürlich sagt dieses und ja nichts über Gleichzeitigkeit, kann auch ein Nacheinander verbinden, aber mit einem 'dann' - oder so - könnte man es deutlicher absetzen)
Die Tonleiter aus Sturm und Brandung
lässt Silbermöwen landen.
Auf ihren Sprossen sitzt der Regen
und singt,
lässt Silbermöwen landen.
Auf ihren Sprossen sitzt der Regen
und singt,
Dieses 'lässt' klingt so, wie 'die Puppen tanzen lassen' hat für mich etwas von Aufforderung/Gängelung (veranlassen), das mich hier ein wenig irritiert. Ich fühle das mehr so, dass die Tonleiter den Silbermöven einen Landeplatz bietet/anbietet, dass Silbermöven landen. Das ist aber schon ziemlich spitzfindig von mir, gebe ich gern zu - soll ja auch nur ein Denkanstoß für dich sein.
Dass der Regen ebenfalls auf dieser Leiter sitzt und sein Singen in ein haltloses Sinken übergeht, finde ich ganz, ganz toll, gefällt mir auch in der Formatierung (Strophensprung) sehr gut.
Das etwas nachhinkende 'einst' gefällt mir nicht so gut, es liest sich rhythmisch rund aber das geht ein wenig auf Kosten der Sprache.
Ein Gedicht mit Nachhall von 'abblätternder Sehnsucht', vom Aufbegehren und Resignieren, von Höhen- und Sinkflügen ...
Liebe Grüße,
mona
(Kommentar korrigiert am 19.09.2014)
Hallo mona,
vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar.
Über die Umstellung im ersten Abschnitt denke ich noch ein bisschen nach. Mir gefällt der Hauptsatz "ruft dein Meer ganz leise" Herbst an zweiter Stelle besser, weil er der Kern der Aussage ist und der Temporalsatz nur eine Hinleitung / Einstimmung. Ich verstehe aber, was du sagen willst und finde deinen Vorschlag von dem Gesichtspunkt in der Tat klarer.
Das "dann" habe ich übernommen. Ich hatte es in einer verworfenen Version schon stehen. Ein Widerspruch ist für mich "still" und "wild erheben" nicht, da es, wie du ja schon andeutest, nacheinander stattfindet. Es sollte ein letztes Aufbegehren vor dem Verstummen ausdrücken. Aber vielleicht gibt das "dann" der Stelle doch mehr Klarheit. Das "still" ist ja implizit enthalten. Wenn die Blätter am Grund landen, erlischt das Aufbegehren / die Eigenaktivität.
Das Wort "lässt" hat mich auch von Anfang an gestört. Ich hatte "bietet Silbermöwen einen Platz zum Landen" und Ähnliches verworfen, weil ich solche rheinländischen Substantivierungen meist unschön finde, aber "Landeplatz" vermeidet ja beides.
"Einst" ist wirklich zu sehr dem Rhythmus geschuldet. Die jetzige Version ist vielleicht auch noch nicht ideal, aber vom Satzbau flüssiger (ich schwanke noch zwischen der jetzigen Fassung und "die wir mit jedem Atemzug beschrieben").
vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar.
Über die Umstellung im ersten Abschnitt denke ich noch ein bisschen nach. Mir gefällt der Hauptsatz "ruft dein Meer ganz leise" Herbst an zweiter Stelle besser, weil er der Kern der Aussage ist und der Temporalsatz nur eine Hinleitung / Einstimmung. Ich verstehe aber, was du sagen willst und finde deinen Vorschlag von dem Gesichtspunkt in der Tat klarer.
Das "dann" habe ich übernommen. Ich hatte es in einer verworfenen Version schon stehen. Ein Widerspruch ist für mich "still" und "wild erheben" nicht, da es, wie du ja schon andeutest, nacheinander stattfindet. Es sollte ein letztes Aufbegehren vor dem Verstummen ausdrücken. Aber vielleicht gibt das "dann" der Stelle doch mehr Klarheit. Das "still" ist ja implizit enthalten. Wenn die Blätter am Grund landen, erlischt das Aufbegehren / die Eigenaktivität.
Das Wort "lässt" hat mich auch von Anfang an gestört. Ich hatte "bietet Silbermöwen einen Platz zum Landen" und Ähnliches verworfen, weil ich solche rheinländischen Substantivierungen meist unschön finde, aber "Landeplatz" vermeidet ja beides.
"Einst" ist wirklich zu sehr dem Rhythmus geschuldet. Die jetzige Version ist vielleicht auch noch nicht ideal, aber vom Satzbau flüssiger (ich schwanke noch zwischen der jetzigen Fassung und "die wir mit jedem Atemzug beschrieben").
Ich würde 'die wir mit jedem Atemzug beschrieben' den Vorzug geben, bei '...Atemzug einschreiben' treffen drei fast gleich stark betonte Silben aufeinander, da komme ich unwillkürlich ins Stocken, dabei soll die Schrift ja mit dem Atem gleichmäßig fließen, oder?
(Antwort korrigiert am 19.09.2014)
(Antwort korrigiert am 19.09.2014)
Rhythmisch finde ich es auch besser, da ich eigentlich gleichmäßige Betonungen an der Stelle haben möchte, inhaltlich finde ich "uns einschrieben" ausdrucksstärker, da es ein Weggeben und dadurch auch wieder Verfall (im Spannungsverhältnis zur scheinbaren Beständigkeit von Blättern und Schrift) beinhaltet.
Aber ich glaube, ich gebe doch dem Rhythmus den Vorzug.
Aber ich glaube, ich gebe doch dem Rhythmus den Vorzug.
Ich verstehe
Sehr schön. LG
Danke!
Dieter Wal (58)
(19.09.14)
(19.09.14)
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Danke. Das Meer ist immer inspirierend für Gedichte - ob im Frühling oder Herbst.
Mit dem allmählich auslaufenden Rhythmus und der engen Korrespondenz der Metaphern hast du ein ungewöhnlich schönes Vergänglichkeitsgedicht geschrieben.
LG
Ekki
LG
Ekki
Vielen Dank.
ues (34)
(27.09.14)
(27.09.14)
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Vielen Dank! Inspiriert wurde ich dieses Mal von Meerspaziergängen auf Norderney und Borkum.
...wunderschön!
Danke!