Epochentypische Gedichte: Andreas Gryphius: Es ist alles eitel

Gedicht zum Thema Vergänglichkeit

von  EkkehartMittelberg

Es ist alles eitel ist ein Sonett des barocken Dichters Andreas Gryphius aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1637). Der Titel nimmt die Einleitung des Buches Kohelet (Prediger) auf (Koh 1,2 Lut).“ (Wikipedia)

Ich stelle meiner Interpretation dieses Gedichts eine modernisierte Fassung des Originaltextes sowie eine Analyse von Form und Struktur voraus, die bei Wikipedia erschienen ist und an Gründlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.



Modernisierte Fassung des Originaltextes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!“

Quelle:Wikipedia

Formanalyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gedicht besteht aus vier Strophen: Die beiden ersten sind jeweils vierzeilig, die beiden letzten haben jeweils drei Verse. Die äußere Form entspricht damit der eines Sonetts: Zwei Quartette und zwei Terzette. Das Reimschema ist[abba abba ccd eed]. Die Quartette bestehen also aus einem umschließenden Reim, die Terzette beginnen mit einem Paarreim und werden in ihrem dritten Vers reimmäßig verbunden (Schweifreim). Versmaß ist der Alexandriner, ein sechshebiger jambischer Vers mit 12 oder 13 Silben und endet mit einer Kadenz.

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem zweiten Vers findet sich eine Personifikation der Eitelkeit, die im ersten Vers benannt wird. Genauso, wie das Glück im achten Vers vermenschlicht wird. Ein besonderes Merkmal des Alexandriners ist seine Mittelzäsur nach der dritten betonten, bzw. sechsten Silbe. Dadurch wird der einzelne Vers sozusagen in zwei Teile geteilt, wobei der zweite Teil den ersten inhaltlich bestätigt bzw. verstärkt (Parallelität) oder im Gegensatz zu ihm steht (Antithese). In diesem Sonett sind die Verse sieben und zwölf parallel, zum Beispiel Vers 12:

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind

Das Werturteil „Nichtigkeit“ wird durch die dreifache inhaltliche Erweiterung „Schatten/Staub/Wind“ und das Attribut „schlecht“ negativ verstärkt. Zugleich findet sich in diesem Vers das rhetorische Stilmittel der Akkumulation. Es überwiegen jedoch die antithetischen Verse (V. 2, 3, 5, 6, 8, 9), die teilweise zwei oder sogar drei Gegensatzpaare beinhalten, zum Beispiel Vers 2:

Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein

Der Gegensatz besteht hier zwischen den Pronomina sowie den Verben links und rechts der Zäsur (des Kommas). Damit erweist sich das vorliegende Sonett als typisches Barockgedicht, da die Barockzeit stark von dem Bewusstsein der Gegensätzlichkeit und Vergänglichkeit des Menschen und der Schöpfung geprägt ist.

Bedingt durch den strophischen Aufbau und unterstützt durch das Reimschema erhält das Gedicht formal eine weitere Zäsur nach der zweiten Strophe. Die beiden Quartette werden durch den gleichen umarmenden Reim [abba]miteinander verbunden. Die beiden Terzette werden durch den jeweiligen Endreim des dritten Verses miteinander verbunden; darüber hinaus schließt die dritte Strophe mit einem Komma und geht dadurch syntaktisch in die vierte Strophe über. Das lässt vermuten, dass die Quartette und die Terzette auch inhaltlich eine Einheit bilden.“

[….]

Wikisource: Es ist alles eitel – Quellen und Volltexte

  • Horst Schädlich: Es ist alles eitel (PDF), Interpretation und Analyse S. 2–5; weiterführende Literaturauswahl S. 21. In: Unterrichtsmaterialien zum Projekt Lyrix, Deutscher Philologenverband und Museumsdienst Köln, März/April 2011, abgerufen 28. November 2015.“ (Quelle: Wikipedia)“

Es ist alles eitel“, verfasst 1637 von Andreas Gryphius, ist wohl das bekannteste und meist interpretierte Gedicht des Barock.

Es ist kaum noch möglich, durch eine Analyse der Form diesem Sonett neue Gedanken abzugewinnen. Ich habe deshalb auf obige Interpretation verwiesen. Aber jede Zeit wird sich die Frage stellen, was dieses auf Vergänglichkeit und Nichtigkeit abhebende Gedicht, das zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges entstanden ist, ihr noch zu sagen hat.

Mitteleuropa hat seit dem Zweiten Weltkrieg eine so lange Periode des Friedens erlebt wie nie zuvor.

Die ersten beiden Strophen des Gedichts zeichnen aber ein Bild der Zerstörung, in dem kein Stein auf dem anderen bleibt. Trotz des beständigen Friedens hierzulande erhalten wir durch die Massenmedien ständig Bilder von vernichtenden Kriegen aus aller Welt, dass wir nicht die geringste Mühe haben, uns die von Gryphius geschilderte Destruktion vorzustellen. Gryphius’ Bilder radikaler Vernichtung und des raschen Wechsels des Schicksals von Glück zu Beschwerden sind also hochaktuell. Aber gilt dies auch für die Beschwörung der Nichtigkeit, der Eitelkeit, die sein religiöses Gedicht (siehe letzte Zeile) mit dem Verweis auf die göttliche Ewigkeit Im Blick hat? Man könnte einwenden, dass Gott in diesem Sonett mit keinem Wort erwähnt wird, aber für die Menschen des Barock war es selbstverständlich, dass das Wort „ewig“ auf ihn abzielte. Die Terzette des Sonetts bestätigen auch für die heutige Zeit die Klage von Gryphius, dass kein einig (einziger) Mensch betrachten will, was ewig ist, wahrscheinlich heute noch mehr als zur Zeit des Barock, weil die Unterhaltungsindustrie solche Fragen bereits im Keim erstickt und der Einfluss der Kirchen als Gegengewicht zu dieser Entwicklung rapide abnimmt. Also ist auch der kritische Impetus des Barockgedichts aktuell.

Wie wird der Aufruf zur Weltabgewandtheit auf den modernen Betrachter wirken? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Es mag sein, dass er die klare Aufteilung des Gedichts in Antithesen und Parallelismen durch die Zäsur des Alexandriners schätzt, weil sie es rhythmisch einprägsam und leicht verständlich macht. Ob ihm die ganze Fülle rhetorischer Mittel gefällt, oder ob er sie als aufgetragen dekorativ empfindet, mag individuell verschieden sein. Vermutlich werden zum Beispiel die Metaphern von dem Schäferskind, das mit den Herden spielen wird, wo einst Städte waren, von der verlorenen Wiesenblume und von dem Menschen als Spiel der Zeit auch modernem Zeitempfinden, das die reißende Zeit kennt und die Vergänglichkeit durch gefilmte Naturkatastrophen und Kriege immer wieder vor Augen geführt bekommt, zugänglich sein.

Vielleicht sind gerade moderne Menschen, die an die Verheißung eines ewigen Lebens nicht glauben, durch die Beschreibung der Vergänglichkeit in diesem Sonett, der sie sich ohne Trost stellen, besonders fasziniert.




Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (16.01.22, 12:01)
Da hast Du Dir aber viel Mühe gegeben. Ich habe es mir ausgedruckt und werde mich in Ruhe damit beschäftigen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.22 um 13:03:
Merci, Armin, mich würde sehr interessieren, ob dieses Barock-Gedicht als aktuell empfunden wird.
LG
Ekki

 AZU20 antwortete darauf am 16.01.22 um 13:25:
Ich kann nur für mich sprechen und sage: Ja. LG

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 16.01.22 um 17:24:
Danke, Armin, ich hoffe, dass ich dazu noch ein paar Antworten erhalten werde.
Terminator (41)
(16.01.22, 13:25)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 16.01.22 um 17:22:
Merci, Terminator, das war sehr mutig von dir. Ich habe Goethe gegen einen Deutschlehrer verteidigt, der meinte, die Klassiker gehörten in die Mottenkiste.

 AchterZwerg (16.01.22, 15:30)
Lieber Ekki,

ich begrüße deine Analyse ebenso wie Azu.
Aus meiner Sicht gibt es derlei zu wenig auf KaVau; die Menge der Postings läuft nicht immer parallel zum handwerklichen Können.
Doch ohne Handwer (leider) k e i n  Dichter!

Vielleicht könnte der Chef eine Abteilung hierfür reservieren? Oder sagen, wo solche Sachen zu subzumieren sind?

Herzliche Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 16.01.22 um 17:30:
Merci, Piccola, ich bin froh, dass du mir die zitierte Analyse der Form nachsiehst, aber ich kann keine geistige Leistung darin erblicken, die Erkenntnisse anderer nur mit etwas anderen Worten zu wiederholen.
Herzliche Grüße
Ekki

 harzgebirgler (16.01.22, 17:07)
es ist halt die vergänglichkeit
die seit je auch zum himmel schreit
obwohl man leicht die freud' vergisst
wenn dann der mensch doch endlich ist -
es kommt auf die betonung an:
sein mag erst was aufhör'n kann!

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.22 um 17:53:
MerciHenning,
ich hätte gegen ein ewiges Leben nichts einzuwenden, wenn gewährleistete wäre, dass im Himmel ein reger geistiger Austausch ohne Zensur herrscht. Aber eine diesbezügliche Bibelstelle ist mir nicht bekannt.
LG
Ekki
wa Bash (47)
(16.01.22, 17:49)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.22 um 20:13:
Merci wa Bash., ich kann dem zustimmen, dass die barocke Form heute nicht mehr aktuell ist, bleibe aber bei meiner Aussage, dass Mitteleuropa seit dem Zweiten Weltkrieg keine so lange Epoche des Friedens erlebt hat. Ich habe ja nicht behauptet, dass es dort keine Kriege mehr.gab.
wa Bash (47) meinte dazu am 16.01.22 um 20:30:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.22 um 20:46:
Lieber Wa Bash,.

ich bin dankbar dafür, im Herzen Europas in einem langen Leben keinen Krieg erlebt zu haben. Das heißt jedoch keineswegs, dass ich kriegerischen Auseinandersetzungen und den sie begleitenden Waffengeschäften nicht sehr kritisch gegenüber stehe.
Im Vergleich zu dem permanenten Krieg, den Gryphius ertragen musste, leben wir hierzulande freilich sehr viel besser.

 Saira (17.01.22, 13:46)
Lieber Ekki,

deine Interpretation ist beeindruckend!  Mir raucht der Kopf 8-) .

Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.01.22 um 14:04:
Das freut mich sehr, Sigi.. Ich will die Interpretation epochetypischer Gedichte weiterführen, damit die Basis für moderne Lyrik sichtbar wird.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (17.01.22, 18:30)
Lieber Ekki,
dieses wunderbare Sonett des Andreas Gryphius hat auch noch nach fast vierhundert Jahren nichts an Aktualität verloren.
Es lohnt auch der Blick auf andere Dichter des Barock, wie Hoffmannswaldau oder Grimmelshausen.
Herzliche Grüße und Dank für den Anstoß!
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.01.22 um 19:35:
Lieber Tasso,,
gerade bin ich bei Hofmannswaldau hängen geblieben, da las ich deinen Kommentar. Du hast völlig recht. Es lohnt sich.
Herzliche Grüße
Ekki

 FrankReich meinte dazu am 18.01.22 um 07:14:
Mit Hoffmannswaldau habt ihr mich natürlich am Haken, er und Gryphius hatten nach ihrem Zusammentreffen in Leiden immer mehr Gemeinsamkeiten entdeckt, wobei ich allerdings der Meinung bin, dass Gryphius während seines Aufenthaltes in Danzig mehr durch den "Thüringer" Johannes Plavius in seiner Schreibtechnik und Thematik beeinflusst worden ist als Hoffmannswaldau, der im Gegensatz zu Gryphius Plavius sogar persönlich kennengelernt haben dürfte, wobei das auf Hoffmannswaldaus toleranteres Religionsverständnis, bzw. auf seinen privaten Bezug zu Johannes Mochinger zurückzuführen ist, zwar war Gryphius auch Schüler von Mochinger, da er jedoch Logis bei dem strenggläubigen Lutheraner Botsack bezogen hatte, gehe ich davon aus, dass er Plavius nur über dessen Gedichtsband kannte, den er allerdings ausgiebig rezipiert haben wird, denn die inhaltlichen und formalen Überschneidungen in den Werken dieser beiden Dichter sind schon erstaunlich, Victor Manheimer widmet Plavius in seiner Arbeit "Die Lyrik des Andreas Gryphius" dazu zwar ein ganzes Kapitel, das allerdings nur anreißt, wie stark Gryphius tatsächlich von der Lyrik des Johannes Plavius beeinflusst wurde, der in der Phase des Hochbarock sowohl durch seine Trauer- und Treuegedichte als auch durch seinen Sonettzyklus ebenfalls Eindruck auf renommierte Dichter wie Harsdörffer und von Zesen machte, vor Gryphius orientierte sich schon der "Tasso"-Übersetzer Diederich von dem Werder an Plavius Sonettzyklus.

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.01.22 um 19:46:
Lieber Frank,
ich bin dir sehr dankbar für deine hochinteressanten Erläuterungen.
LG
Ekki

 GastIltis (17.01.22, 19:32)
Hallo Ekki,
nun habe ich für eine Reihe von Gedichten, Zitaten, Sprüchen, Zeilen usw. einen Ordner, den ich mit „Fremde Gedichte“ bezeichnet habe. Da ist auch „Es ist alle Eitel“ gespeichert. Erscheint dann ein Beitrag wie der von dir bei KV, dann lege ich eine Tabelle mit zwei Spalten an, in die ich die Versionen hinein kopiere. Das ist hier gescheitert. Dein Text erschien dunkel auf hell und der von mir (also der alte) weiß auf schwarz. Nun fehlte rein optisch jede Vergleichsmöglichkeit. Blieb nur, mich an deine Erläuterungen zu halten. Da ich mich in früheren Zeiten schon vom Thema Sonett mit allen analytischen und strukturellen Fragen verabschiedet hatte, blieb mir nur noch der Text und, da ich ihn bei mir besser lesen konnte, die Sprache.
Nun ist es ja so, dass die Poesie auch der jüngeren Zeit mit Sonetten überladen wird. Alles, was vierzehn Zeilen hat, bekommt die Klassifizierung Sonett. Der Inhalt spielt keine Rolle. Oft gilt: gelesen – vergessen. These, Antithese, Synthese versteht eh keiner. Gernhardt hat sein spezielles Sonett nicht (oder doch) umsonst geschrieben.
Anders scheint es mir als Laien bei Andreas Gryphius zu sein. Der Text ist leicht zu lesen, hat dennoch einen extrem tiefen Sinn und ist verständlich geschrieben. Das ist Poesie, die das Herz erfreut. Auch jemand wie mir, der von Sonetten, Alexandrinern, Reimschemata und Akkumulationen oder Umarmungen nichts versteht. Aber das ist eben KV. Für alle richtig (oder nicht). Ich sehe den Inhalt.
Herzlich Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.01.22 um 21:01:
Vielen Dank, Gil. Ich kann gut verstehen, dass du der Beschreibung lyrischer Formen überdrüssig bist. Mir geht es nicht viel anders deswegen, weil sie oft ohne Bezug zu den durch sie gespiegelten Inhalten um ihrer selbst beschrieben werden.
Berücksichtigen wir sie also mit echter Funktion als Träger von Inhalten.
Herzlich
Ekki

 monalisa (18.01.22, 08:32)
Hallo Ekki,
an dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich während meiner Gymnasialzeit von der Pflichtlektüre Gryphius eher wenig beeindruckt war. Seine Zeilen kamen mir schwergewichtig und allzu belehrend vor, die Sprache, die Alexandriner verstaubt und gestrig, die Thematik nicht wirklich verlockend. Es widerstrebte mir, in diese "Gruft" hinabzusteigen. Wichtiger als die eitle Hohlheit zu bejammern, schien es mir, damals voller Tatedrrang, das Leben hier und jetzt und heute mit Inhalten zu füllen, sich zu engagieren, die Welt zu verbessern ... Naja, Sturm und Drang eben!

Mit den Jahren, der direkten persönlichen Erfahrung von Endlichkeit und Vergänglichkeit, begann sich der Blickwinkel zu verändern. Ich fand auch formal besseren Zugang zum Alexandriner-Sonett, bewundere Gryphius' Versiertheit und Kunstfertigkeit ganz besonders, seit ich mich selbst in dieser Form versucht habe. Es könnte also auch ein bisschen am jeweiligen Lebensalter liegen, wie man sich annähert, denke ich. 

Es stimmt, dass wir hier in  Deutschland/Österreich/Mitteleuropa das Glück haben in einer, historisch betrachtet, schon sehr lange Friedensperiode leben zu dürfen, aber Kriege (Balkan-) spielten sich vor unserer Haustür ab, kommen in Bild und Ton von überall in der Welt tagesaktuell in unsere Wohnzimmer, dazu die Berichte über Reaktorunfälle, Naturkatastrophen, Umweltschäden, Artensterben ... und nicht zuletzt die Klimakatastrophe führen uns heute die Vergänglichkeit drastisch vor Augen. So gesehen ist unsere Lebenswelt heute ebenfalls sehr bedroht und bedrohlich., Gyphius`Resüme "Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!“ aktueller denn je!

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.22 um 10:33:
Grazie, Mona, ich vermute, dass den von dir beschriebenen dem Lebensalter geschuldeten Rezeptionswandel viele Menschen erleben. Mir geht es so wie dir. Trotz der dekorativen Rhetorik finde ich das Gryphius-Gedicht aktueller denn je.
Liebe Grüße
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram