Kurz vor zwölf

Sonett zum Thema Stillstand

von  Irma

Minuten zähl ich, schätze die Sekunden
in deiner Nähe, schon seit vielen Tagen.
Du weißt, ich fühl mich eng mit dir verbunden.
Längst wär es an der Zeit, den Schritt zu wagen.

Beständig tret ich in die nächste Runde
(Zur Unzeit will ich keine Unruh zeigen!)
und warte weiter auf die Gunst der Stunde.
Dabei zahlt es sich niemals aus zu schweigen.

Ich lauf dir nach und laufe wieder weg -
viel lieber bliebe ich bei dir hier stehen.
Stets wegzurennen hat zwar keinen Zweck,
und doch wird das wohl ewig weiter gehen.

Wenn du auch nur ein Stückweit tickst wie ich,
dann halt für uns die Zeit an, halte mich!

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (19.01.15)
Wenn die traditionelle Sonettform verlassen wird (hier drei Quartette, ein Terzett), fragt man sich nach dem Sinn der Abweichung.
Hier ermöglicht sie eine klare, prägnante conclusio.

Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 meinte dazu am 19.01.15:
Das stimmt. LG

 Irma antwortete darauf am 20.01.15:
Am Ende stehen doch nur zwei Verse, Ekki. Die englische Sonettform erschien mir hier sehr passend: In den drei Quartetten kreuzen sich die Wege der beiden Zeiger. Am Schluss steht ein Paar. Ich danke dir herzlich für Kommentar und Empfehlung. Auch dir, Armin. LG Irma
(Antwort korrigiert am 20.01.2015)
Graeculus (69)
(19.01.15)
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 Irma schrieb daraufhin am 20.01.15:
Tja lieber Graeculus, frag mal die alte Uhr, ob sie noch ganz richtig tickt. Moderne Funkdigitaluhren laufen sicher zielstrebiger. LG und Dank, Irma
(Antwort korrigiert am 20.01.2015)

 monalisa (19.01.15)
Gar nicht so selten, diese überaus bewegte Form von Stillstand, bezogen auf eine Beziehung, die im ständigen Davon- und Nachlaufen noch gar keine wirkliche ist. In meinem Kopf drehen großer und kleiner Zeiger ihre Runden, kurz vor zwölf haben sie wieder die Chance einander näher zu kommen, aber wenn keiner den anderen festhält (und Farbe bekennt), wird es wieder zu keiner echten Begegnung kommen. Nur Mut!
Tolle Idee, Irma, in diesem Uhrbild eine Beziehung festzuhalten, die nicht von der Stelle kommt. Der letzte Vers ist der Knüller, indem paradoxer Weise Fortschritt durch An/Festhalten erreicht werden soll.
Pfeif auf die Uhrzeit, Irmchen, und lass es endlich zwölfe schlagen!

Liebe Grüße,
mona

 Jorge äußerte darauf am 20.01.15:
Monas Kommentar trifft m.E. ins Schwarze.

Liebe Grüße euch beiden
Jorge

 Irma ergänzte dazu am 20.01.15:
"Begegnung", ja genau unter diesem Thema wollte ich das Gedicht zunächst einstellen, bevor ich auf das jetzt gewählte stieß. Wenn die Uhr nicht von der Stelle kommt, sollte man sie vielleicht nochmal komplett neu stellen?

Ich danke dir für diesen tollen Kommentar, Mona. Du hast die Zeichen der Zeit gut erkannt! Und viele liebe Grüße, auch an dich, Jorge. Irma
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