Schwund und Fülle

Essay zum Thema Welten

von  LotharAtzert

Teil 1
Heute hat jeder was zu sagen, doch keiner hört mehr zu.
Früher durfte niemand ohne Geheiß reden, weswegen alle noch die Ohren spitzten. Das hatte zur Folge, daß man eine Stecknadel fallen oder das Gras wachsen hörte, dort, auf dem Horchweg nach noch Ungesagtem - während heute für Hörgeräte Werbung gemacht werden muß.

Relativierer werden es - relativ gelangweilt - widerlegen, mit der Geste des Abwinkens und Kopfschüttelns, oder anzüglichem Augenzwinkern. Warum? Weil sie, als Gerätehersteller, längst angepasst sind und sich am Schwund der Arten locker das sprichwörtlich goldene Näschen verdienen. Als Aufsichtsratsvorsitzende in der Schwindel-und-Schwund-AG und dergleichen - bis hinab zum Produktionshelfer der Leiharbeiterfirma.
- Brillen für die Sehschwäche, Krücken, Rollstühle und Autos bei Gehschwäche, Computerspiele bei Verstandesschwäche usw. usf. Der Schwund wird in allen Lebensbereichen Förderer von "innovativer" Industrie und Wissenschaft.
Sokrates, der seine Pappenheimer kannte, war nie der Demokratie besonders zugetan, wo er die Hemdsärmeligkeit wusste, auch wenn die heutigen Gelehrten das vehement bestreiten.
Kennen Sie die Vehemenz - die Denonstrierer der Unredlichkeit?

Gestelle ersetzen das Gewachsene. (- auch "Schriftsteller" sind an vorderster Front tätig) Gewachsenes, um auch daran zu erinnern, nennen wir in seiner Gefügtheit aus Einzelformen die GESTALT. Je vollständiger die Teile gefügt sind, umso vollkommener erscheint die Gestalt. Überall dort jedoch, wo sie in Teilen dem "Fortschritt" weichen müssen, thronen die ersetzenden Gestelle der Experten. So hält man beispielsweise Religion (=Rückbindung an den Ursprung des Lebensprinzips) für nicht mehr zeitgemäß und ersetzt Orte stiller Einkehr durch Konsumtempel. Diese sind Kultstätten des Eigendünkels heutiger Gesellschaften, in welcher einzelne Selbstsüchtige gottgleichen Status genießen und ihr Obergott heißt Mammon. (Mythologisch Gebildete erkennen hierin den Pluto)
Das heißt, was früher Gottvater, heiliger Geist und Sohn war, heißt heute Politik, Forschung und Industrie.

Und doch ist da kein Grund zum Verzweifeln. Wenn du einen unzeitgemäßen Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel werfen kannst, so siehst du dort in der Weite viele Himmelskörper. Die meisten von ihnen sind Planeten, die geordnet um ihre Sonne kreisen. So, wie unsre Mutter Erde.
Wenige dieser Kugeln sind Sonnen, die ihren Umkreisenden - in Entsprechung zum jeweiligen Abstand - Licht und eine der Art ihrer Aufnahmefähigkeit entsprechende Lebenskraft zuteilen. Das wird auch nach dem möglichen Schwund der Menscheit nicht anders sein, denn es ist das allesdurchwaltende Prinzip des Himmels.
Was der Sonne in Erdenwesen entspricht, ist das Herz. Es schlägt in Übereinstimmung mit dem Zugeteilten. Und wie die Himmelsörper um die Sonne kreisen, so kreist alles Organische um die Wohlfahrt dieses Herzens, da die Organe nur so lange existieren können, wie es schlägt.
Kein Zweifel, das Herz ist das Königsorgan in jedem Sterblichen. Hört es auf zu schlagen, zerfällt der Körper, wird wieder Erde. Was aber vom Licht kam, oder vom dunklen Pluto, kehrt zum Jeweiligen zurück.

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Kommentare zu diesem Text

BabetteDalüge (67)
(10.05.15)
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 LotharAtzert meinte dazu am 11.05.15:
Das im Dunklen stehen ist immer gut. Es ist sogar die Voraussetzung, um Licht und den Sternenhimmel wahrnehmen zu können.
Danke
Gruß
Lothar
Overwolf (37) antwortete darauf am 05.09.16:
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