Eine frühe Kritik der Wachstumsideologie?

Glosse zum Thema Wohlergehen

von  loslosch

Nec minor est virtus, quam quaerere, parta tueri (Ovid, 43 v. Chr. bis ~n. Chr.; Ars amatoria). Keine geringere Leistung ist es, Besitz zu bewahren als zu erwerben.

Der Dichter hat hier nicht die Spur eines Gedankens auf das Wirtschaftsgeschehen ver(sch)wendet. Das Bild lässt sich aber übertragen. Gier war immer schon eine wichtige Triebfeder allen Wirtschaftens, des Strebens nach Wachstum, nach immer mehr. Das ist der Menschenseele nicht abzuhandeln. Hier kann der alte Gedanke Ovids bereichernd eingefangen werden: Wohlstand aufrechtzuerhalten ist Leistung genug. Es wäre ein stimmiges Bild für eine Wirtschaftsgesellschaft mit Null-Wachstum. Nicht für die Weltgemeinschaft, da gibt es unendlichen Nachholbedarf, sondern für die entwickelten Industrieländer. Eine kleine Retusche ist vonnöten: Der Verteilungskampf hört in einer stagnierenden Wirtschaft nicht auf. Immer gibt es Gewinner und Verlierer. Somit bedarf es eines, wenn auch geringen, Wachstums, um die Verlierer auffangen zu können - via Staat als Umverteilungsmaschinerie, unter Inkaufnahme von Reibungsverlusten.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(28.06.15)
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 loslosch meinte dazu am 28.06.15:
nein. aber das geld hatten sie schon erfunden. ein as zb.

 TrekanBelluvitsh (28.06.15)
Ironischerweise spielt die Größe des Besitz dabei keine Rolle. Obwohl das manchmal gar nicht so ironisch ist...

 loslosch antwortete darauf am 28.06.15:
sie müsste eine rolle spielen!

vergleiche das huhn mit dem fetten wurm und das mit dem kleinen. die aufregung im hühnerhof ist verschieden.
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