Staub, Blut und Tränen
Erzählung zum Thema Allzu Menschliches
von Tafelwerk
Denke ich heute daran zurück, auf diesen einen kurzen Moment, besinne mich, so fasst mich die Angst. Vergangen, doch nicht bloß Vergangenheit. Kleine Variablen,die, wären sie anders gesetzt gewesen, ungeahnte Auswirkungen gehabt hätten. Ist es Fügung? Ist es Schicksal? An so etwas zu glauben, wage ich nicht. Mein eigenes Leben wurde verschont, andere nicht. Die Frage, warum gerade mir all dies passierte, stelle ich mir nicht. Damals nicht, heute nicht. Doch die Schuld welche mir in dieser Nacht auferlegt wurde, trage ich mit mir, ein Leben lang, sowie die unendliche Dankbarkeit leben zu dürfen.
Es führt eine Kleine, schlecht befestigte Straße durch Algerien. Sie führt über das Gebirge direkt durch den Tassil Najjar National Park. Eine, wie ich heute weiß, beliebte Route der Menschenhändler auf dem Weg nach Tunesien. In Illizi können sie billig Vorräte besorgen, sowie einige der Mädchen, welche nicht mehr ganz frisch sind zurücklassen und eintauschen. Jene die den restlichen Weg bis zum Meer nicht überleben würden. So werden sie gegen Benzin und Lebensmittel eingetauscht, wie Ware. Viele Mädchen sind schwach und unterernährt. Manche von ihnen waren schon zu Beginn schwach gewesen, das wenige Essen welches wir bekommen tut sein übriges. Das Wasser ist brackig und macht uns krank. Diejenigen, welche zu schwach sind um eingetauscht zu werden, haben die Männer vom Anhänger geworfen. In den Dreck der Wüste. Ohne Begräbnis, ruhelos. Käfer werden die Reste, übrig gelassen von den Vögeln, beseitigen, bis nur ihre Knochen der gleißenden Sonne des Tages und der beißenden Kälte der Nacht, ausgeliefert sind. Stumme und traurige Zeugen der Grausamkeiten welche uns noch bevor standen.
In Debdeb bekommen wir, nach 3 Tagen, zum ersten mal wieder etwas zu trinken und wenige verdorbene Brocken Brot. Wenn wir, bei unserer Abfahrt, vielleicht 80 Mädchen gewesen waren, so sind es bei Ankunft in Debdeb noch höchstens 60. An der Grenze zwischen Libyen, Algerien und Tunesien gibt es Soldaten. Sie tragen dunkle, große Sonnenbrillen, welche ihre Augen verdecken. Jeder von ihnen hat ein Gewehr in der Hand.
So etwas habe ich schon mal gesehen. In meinem Dorf einige Männer eines. Allerdings ausschließlich um ihr Vieh zu beschützen, vor anderen Tieren. Manchmal, eher selten, verirrte sich ein Löwe in unsere Gegend. Sie sind selten geworden, als mein Großvater jung gewesen war, gab es noch mehr von ihnen. Ihre Felle konnte er, zu einem guten Preis an die Ausländer verkaufen, die früher noch durch unser Dorf kamen.
Nivaan ist ausgestiegen, er unterhält sich mit einem der Männer und zeigt auf den Anhänger auf dem ich mit einigen anderen Mädchen sitze. Schnell ziehe ich meinen Kopf zurück, damit er mich nicht sieht. Um schmutziger und hässlicher auszusehen haben sich eine der anderen Schmutz auf Gesicht und Arme verteilt. In der letzten Nacht begann eines von ihnen sogar, sich mit dem Blut einer anderen zu dekorieren. Eine junge Frau, sie kam, schrecklich zugerichtet, am Morgen zurück zu uns. Staub, vermischt mit Blut, am ganzen Körper Beulen und Kratzspuren. Unentwegt wimmernd, saß sie die ganze Fahrt bis zum nächsten halt in sich zusammengesunken. Ihre Hände schlangen sich schützend um den, Fetzen Stoff, der nur mangelhaft den geschundenen Leib bedeckt.
An manchen Tagen, wenn Nivaan eine gefallen hat, von den die mit ihm gegangen sind, kamen sie zurück mit einem Laib Brot im Arm. An anderen Tagen, wenn es ihm nicht gefiel was das die Gewählte für ihn getan hat, kamen diejenigen auf diese Weise zurück. Nur wenige Stunden später lagen sie meist bei den Käfern im Dreck. Es dauerte nicht lange und uns war klar, indem wir tun was den Männern gefällt, bekommen wir Wasser oder Brot. So kam es, dass solche die verprügelt und entstellt zurückkamen, von der Gruppe weiter geschlagen wurden. Sie hatten ihre Arbeit nicht gut gemacht und somit dafür gesorgt das wir alle weiter hungerten.
Als der LKW mitten auf der Strecke plötzlich anhielt, schraken wir alle zusammen. Nivaan fluchte laut. Einer der Reifen war kaputtgegangen. Die anderen waren schon zu weit weg, sie waren vor gefahren um das Lager aufzuschlagen, nachdem Nivaan noch etwas rasten wollte. Jetzt war er alleine mit uns. Auf diese Weise konnte er keinen Reifen wechseln. Die anderen wären sich bald zurück gefahren um nach uns zu sehen, wo wir bleiben. Doch das kann Stunden dauern. Nivaan fluchte und schimpfte. Er beschimpfte uns und fluchte auf den Reifen. Immer mehr redete er sich in Rage. Plötzlich riss Nivaan die Klappe der Ladefläche auf, packte sich das erste Mädchen das er zu fassen bekam und schlug sie. Er schlug so lange auf sie ein, bis sie keinen Ton mehr von sich gab und schlaff zu Boden sank. Mit einem kräftigen Tritt flog der leblose Laib von der Ladefläche.
„Ich kann dir helfen den reifen zu wechseln!“ Die kläglich krächzende Stimme brauchte ihn zum schweigen. Unvorstellbar wer sich freiwillig, aus der vermeintlichen Sicherheit der Gruppe, begeben würde. Wer wäre nur so dumm, so etwas zu tun? Als ich mir diese Frage stellte, bemerkte ich im selben Moment, dass ich aufgestanden war und Nivaan direkt anschaute.
Es führt eine Kleine, schlecht befestigte Straße durch Algerien. Sie führt über das Gebirge direkt durch den Tassil Najjar National Park. Eine, wie ich heute weiß, beliebte Route der Menschenhändler auf dem Weg nach Tunesien. In Illizi können sie billig Vorräte besorgen, sowie einige der Mädchen, welche nicht mehr ganz frisch sind zurücklassen und eintauschen. Jene die den restlichen Weg bis zum Meer nicht überleben würden. So werden sie gegen Benzin und Lebensmittel eingetauscht, wie Ware. Viele Mädchen sind schwach und unterernährt. Manche von ihnen waren schon zu Beginn schwach gewesen, das wenige Essen welches wir bekommen tut sein übriges. Das Wasser ist brackig und macht uns krank. Diejenigen, welche zu schwach sind um eingetauscht zu werden, haben die Männer vom Anhänger geworfen. In den Dreck der Wüste. Ohne Begräbnis, ruhelos. Käfer werden die Reste, übrig gelassen von den Vögeln, beseitigen, bis nur ihre Knochen der gleißenden Sonne des Tages und der beißenden Kälte der Nacht, ausgeliefert sind. Stumme und traurige Zeugen der Grausamkeiten welche uns noch bevor standen.
In Debdeb bekommen wir, nach 3 Tagen, zum ersten mal wieder etwas zu trinken und wenige verdorbene Brocken Brot. Wenn wir, bei unserer Abfahrt, vielleicht 80 Mädchen gewesen waren, so sind es bei Ankunft in Debdeb noch höchstens 60. An der Grenze zwischen Libyen, Algerien und Tunesien gibt es Soldaten. Sie tragen dunkle, große Sonnenbrillen, welche ihre Augen verdecken. Jeder von ihnen hat ein Gewehr in der Hand.
So etwas habe ich schon mal gesehen. In meinem Dorf einige Männer eines. Allerdings ausschließlich um ihr Vieh zu beschützen, vor anderen Tieren. Manchmal, eher selten, verirrte sich ein Löwe in unsere Gegend. Sie sind selten geworden, als mein Großvater jung gewesen war, gab es noch mehr von ihnen. Ihre Felle konnte er, zu einem guten Preis an die Ausländer verkaufen, die früher noch durch unser Dorf kamen.
Nivaan ist ausgestiegen, er unterhält sich mit einem der Männer und zeigt auf den Anhänger auf dem ich mit einigen anderen Mädchen sitze. Schnell ziehe ich meinen Kopf zurück, damit er mich nicht sieht. Um schmutziger und hässlicher auszusehen haben sich eine der anderen Schmutz auf Gesicht und Arme verteilt. In der letzten Nacht begann eines von ihnen sogar, sich mit dem Blut einer anderen zu dekorieren. Eine junge Frau, sie kam, schrecklich zugerichtet, am Morgen zurück zu uns. Staub, vermischt mit Blut, am ganzen Körper Beulen und Kratzspuren. Unentwegt wimmernd, saß sie die ganze Fahrt bis zum nächsten halt in sich zusammengesunken. Ihre Hände schlangen sich schützend um den, Fetzen Stoff, der nur mangelhaft den geschundenen Leib bedeckt.
An manchen Tagen, wenn Nivaan eine gefallen hat, von den die mit ihm gegangen sind, kamen sie zurück mit einem Laib Brot im Arm. An anderen Tagen, wenn es ihm nicht gefiel was das die Gewählte für ihn getan hat, kamen diejenigen auf diese Weise zurück. Nur wenige Stunden später lagen sie meist bei den Käfern im Dreck. Es dauerte nicht lange und uns war klar, indem wir tun was den Männern gefällt, bekommen wir Wasser oder Brot. So kam es, dass solche die verprügelt und entstellt zurückkamen, von der Gruppe weiter geschlagen wurden. Sie hatten ihre Arbeit nicht gut gemacht und somit dafür gesorgt das wir alle weiter hungerten.
Als der LKW mitten auf der Strecke plötzlich anhielt, schraken wir alle zusammen. Nivaan fluchte laut. Einer der Reifen war kaputtgegangen. Die anderen waren schon zu weit weg, sie waren vor gefahren um das Lager aufzuschlagen, nachdem Nivaan noch etwas rasten wollte. Jetzt war er alleine mit uns. Auf diese Weise konnte er keinen Reifen wechseln. Die anderen wären sich bald zurück gefahren um nach uns zu sehen, wo wir bleiben. Doch das kann Stunden dauern. Nivaan fluchte und schimpfte. Er beschimpfte uns und fluchte auf den Reifen. Immer mehr redete er sich in Rage. Plötzlich riss Nivaan die Klappe der Ladefläche auf, packte sich das erste Mädchen das er zu fassen bekam und schlug sie. Er schlug so lange auf sie ein, bis sie keinen Ton mehr von sich gab und schlaff zu Boden sank. Mit einem kräftigen Tritt flog der leblose Laib von der Ladefläche.
„Ich kann dir helfen den reifen zu wechseln!“ Die kläglich krächzende Stimme brauchte ihn zum schweigen. Unvorstellbar wer sich freiwillig, aus der vermeintlichen Sicherheit der Gruppe, begeben würde. Wer wäre nur so dumm, so etwas zu tun? Als ich mir diese Frage stellte, bemerkte ich im selben Moment, dass ich aufgestanden war und Nivaan direkt anschaute.
Anmerkung von Tafelwerk:
Teil 2