Überraschung = Lichtgeschwindigkeit

Essay zum Thema Liebe und Leid

von  LotharAtzert

"Manchmal ist mir das Leben unheimlich. Dann nämlich, wenn ich einem anderen Lebewesen begegne und mein Empfinden etwas von der Eigenart des Gegenüber begreift. Einen Frosch sehen zum Beispiel, und sein Verlangen empfinden, nach jenem Zappelnden dort zu springen, der Fliege.
Wie leicht hätte es doch geschehen können, daß statt als Mensch geboren zu werden, man als Kaulquappe zur Besinnung kommt – so in einem Kaulquappenbewußtsein, begrenzt vom Tümpel-Universum.
Und indem ich so denke, ist es auch ganz natürlich, die eigene Begrenztheit schmerzlich zu empfinden. Nicht eine vorgestellte Begrenzung, sondern real, jene Grenze, über die nichts hinaus geht – die Lebensgrenze des Ich-Tümpels.
Ob Kaulquappe oder vernunftbegabter Mensch: Jedem ist eine Grenze gesetzt. Das machte uns zu Brüdern und Schwestern - das Überwinden von Grenzen im Geist, im Bewußtsein.

Doch es gibt eine noch weitreichendere Aufgabe: Die Grenzen auch dieser Betrachtung zu überschreiten – mit noch umfassenderer Liebe: der Liebe zur Wahrheit jenseits aller Begrenztheit.
Aber – und das ist die Überraschung – die Liebe zur Wahrheit schließt auch alle anderen Aufhebungen mit ein. Wer die Wahrheit will, ist Kaulquappe, ist Fliege, ist im Bewußtsein eins mit Freund und Feind, ist kurz gesagt alles, was ihm begegnet. Alle wollen nur geliebt werden, niemand will gehasst werden. Und doch ist mehr Hass, mehr Gier und Unwissenheit unter uns Menschen, als Liebe.

Alle Erkenntnis ist plötzlich, ihr jähes Aufspringen, das nennen wir Ursprünglichkeit. Es ist schneller, als das Begreifen, schneller, als Licht. Keine Sicherheit gibt es vor ihm. Denn es ist „über-rasch“ - zeitlos, furchtbar, ganz und gar unbegreiflich und allesdurchdringend. Die Grenze der Angst (- des Egos vor Nichtsein) gilt es zu überschreiten – um dann als Diener dem einenden Wesen zu begegnen".

Das schrieb ich einmal, ein Zauderer, statt Zauberer, und stehe mit leeren Händen und betretenen Worten vor den Ereignissen ........ O Scham, du Reinigungsfeuer, läutere...

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(20.09.15)
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 LotharAtzert meinte dazu am 20.09.15:
Danke Graec.
Einem wie mir darfst Du nichts glauben, glaub' mir!
Graeculus (69) antwortete darauf am 20.09.15:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 20.09.15:
:-))
Graeculus (69) äußerte darauf am 13.07.18:
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BabetteDalüge (67)
(20.09.15)
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 21.09.15:
Ah, mir scheint, Du bist angekommen. Klar, wenn man aus "Heiligenhafen" kommt ... Meine allertiefste Verbeugung;-)
drhumoriscausa (60)
(21.09.15)
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 LotharAtzert meinte dazu am 21.09.15:
Ja, die Individualität bleibt. Statt vom "Standpunkt" spricht C.Castaneda (falls Du den kennst) deshalb vom Montagepunkt.
Danke Dir
Gruß Lothar

 Regina (24.09.15)
Der Frosch ist ganz in seiner Froschwelt, in seinem Körper eingeschlossen. Der Körper begrenzt jedes Wesen. Ohne Körper kann es nicht in die Welt. Das sind die Grenzgedanken, die uns immer wieder beschäftigen.

 LotharAtzert meinte dazu am 13.07.18:
Ja, und beim Anblick von Grenze der Trieb, dieselbe zu sprengen,
Und bei Zaudernden die Abwehrhaltung gegenüber Grenzgängern.
Danke für Gedanke und Gruß
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