Vorlesung in Offenbach/M

Essay zum Thema Heimat

von  LotharAtzert

Insgesamt hab ich nur drei Dichterlesungen in meinem Leben besucht. Eine davon fand in der HfG Offenbach statt, wo ich damals Kunst studierte, das Thema war Friedrich Hölderlin. Ein Gastdozent dozierte. Die zweite, da las der rumänische Dichter, dessen Name mir nicht mehr in Erinnerung ist, aus seinem eigenen Werk irgendwo in Frankfut vor. Die dritte schließlich fand auf dem antrophosophischem Dottenfelder Hof bei Dortelweil statt, da ging es um Novalis.

Beim verehrten Hölderlin weckte mich am Ende der donnernde Applaus der Kommilitonen und auch der Dichter aus den Karpaten blieb mir fremd, seine Gedichte noch mehr, die ursprüngliche Idee, mit ihm ins Gespräch zu kommen, da ich einigemale in diesem wunderschönen Land unterwegs war, verwarf ich, da sich auch noch viel ältere Damen um ihn fast schon schnatternd scharten und um Autogramme baten.

Auf dem Dottenfelder Hof, wo ich in besseren Zeiten vor allem Brot kaufte, das auch ohne alle Beilagen wunderbar mundete, befremdeten mich die Zuhörer, die alle diesen weihevollen Blick zur Schau trugen, während der Vorlesende aus den Hymnen an die Nacht las, was mich damals noch tief beeindruckte. Im Übrigen war der holzbebohlte Raum nicht sehr groß, bot Platz für vielleicht zwanzig Personen (- es gab noch Sitzplätze) und hatte eine gute Akustik. Doch wie auch immer, die Lesungen waren alle nicht mein Ding.

 

Einmal nur, das war auch auf der HfG, fesselte mich eine Vorlesung, die ein ganzes Semester lang stattfand. Da ging es einzig um das Triptychon „Garten der Lüste“ von Hieronimus Bosch. „Der linke Flügel ist mit dem Garten Eden ausgestattet, der rechte zeigt die Hölle. Der Mittelteil zeigt die Schöpfung der Welt“ – allein, als der Dozent, ein Jung-Schüler diese Worte sprach, war mir das eine Offenbarung: ich verstand blitzartig die Drei-Einigkeit und das reichte mir, ich packte meinen Krempel zusammen, um irgendwo das in Worte fassen zu können. Das tat ich, kam von da ab regelmäßig und pünktlich wieder Donnerstags, um mich von diesem damals schon hochbetagten  Dozenten, dessen Namen ich mir auch nicht merkte, so dumm war ich damals noch. Vielleicht hat der, so elementar gut der für mich war, ja noch Werke verfasst. Das wäre weder dem Griechen, noch den Terminatoren je passiert …

Wie gern hätt ich dem Hieronimus gesagt: Ja, das ist unterm christlichen Häubchen alles richtig, diese Dreiteilung, doch gibt es Drei in jedem Einen. Da ist alles allseitig offen, leer und klar. Laß das Trennen sein, und es gibt keine Entzweiung mehr. Das Christentum, wie auch der Islam, trennt immer und überall. Das ist ganz entgegen ihrer Religionsschöpfer.

Aber uns trennen ja auch fast 500 Jahre.

 

Diese einsemestrige Donnerstagsvorlesung ums Triptychon, ach Karin … nein das .. hat mich geradewegs zu Döbereiners Werken geführt, sowie diese zum Karmapa in Kopenhagen. Ihr Buddhas, segnet mir diesen unbekannten Dozenten, und Karin, ja, Karin natürlich auch und C.G. Jung. Einmal Freisegen für alle!




Anmerkung von LotharAtzert:

"Tayata Om, Bekandze Bekandze, Maha Bekandze, Radza Samudgate Soha". is a chant that is recited for success, helping to eliminate problems and suffering. It is also recited for healing and to benefit people or animals at all times, even when they are healthy. Bekandze means eliminating pain, maha bekandze means great eliminating of pain. One explanation of the meaning of the first bekandze is that it refers to eliminating the pain of true suffering, not just of disease but of all problems.

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Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(12.11.23, 19:27)
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 LotharAtzert meinte dazu am 13.11.23 um 11:05:
Die so gen. "Bigotterie" scheint ein christliches Phänomen zu sein, im Ausdruck stets angepasst an den am Kreuz hängenden Jesus.
Wenn ein Buddhist sich vor Buddha verbeugt, ist das wesentlich entspannter.
Herzlichen Dank, liebe Agnete

LG 
Lothar
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