Beschimpfung mit Nadeln

Kurzprosa zum Thema Weihnachten

von  RainerMScholz

Da steht er, der Kumpel, und redet kein Wort. Ein stiller Genosse sozusagen. Was soll das ganze Flitterzeug und das bunte Gehänge, hm, mein Freund?! Alles klar sonst?! Du Depp, sag doch mal `was! Du blöder Arsch von draußen vom Wald! Steht nur da und sagt nix. Dann trink ich eben noch ein Bier, und zwar alleine, und lass dich da stehen. Ich glotz´ dich auch an, dass du`s nur weißt. Bleib halt in deiner Ecke, mit deinen blöden Lichtern und Kugeln und deinem Lametta. Lametta, Lametta – klingt ganz schön schwul, mein Freund. An Heilige-drei-Könige fliegst du `raus, da kannst du dich schon mal `drauf einstellen. Spätestens. Da kannst du dich dann mit deinen Kollegen auf der Straße unterhalten. Die sehen dann auch nicht mehr so gut aus. Dann hat sich`s ausgegrünt und -genadelt. Und ich kann den Dreck noch zusammenkehren. Halt bloß die Fresse, oh du Fröhliche. Mir langt`s jetzt mit dir. Glaubst wohl, du seist etwas Besonderes, hm?! Oh, ich bin so grün und so stachelig und so majestätisch, ich komm´ aus dem Wald, ich hab´ rote Kugeln und Silberzeug an mir dranhängen! Wart´, dir geb´ ich! Du Wixer! Du Wixerbaum!! Scheiß Grüner! Ich hau ab! Frohe Weihnachten auch!
Und nadel bloß nicht alles voll.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 niemand (24.12.15)
Seltsam, seltsam, da läßt der Protagonist seinen Frust an "jemandem" [auch wenn es nur ein Nadelbaum ist] ab, welchen er selber geholt, hingestellt und geschmückt hat. Das nenne ich typisch Mensch: Ich mache was und schuld daran sind dann immer die anderen, egal wer diese anderen auch sein mögen.
Zeit in sich zu gehen, Protagonist. Sag ihm das. Hierfür wären die paar arbeitsfreien Tage genau richtig. Frohe Schimpfnachten!
Mit lieben Grüßen, niemand

 RainerMScholz meinte dazu am 24.12.15:
Die grünen nadeligen sind die Schlimmsten.
Schöne Weihnachten,
R.
Festil (59)
(05.01.16)
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 RainerMScholz antwortete darauf am 06.01.16:
Naja, da ist viel freies Assoziieren dabei, und ich habe gerne das Ende im Auge.
Gruß und Dank,
R.
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