In der Adventszeit neulich im Sexshop.
„Guten Tag, brrr, ist das kalt draußen.“
„Tag.“, der Mann hinter der Kasse im Netzshirt.
„Ich würde gerne wissen, äh, haben Sie auch...“, fragt der Mann im eierschalenfarbenen Überzieher, zitternd, vor Kälte, draußen.
„Ja?“
„Haben Sie auch... - ich hätte gerne einen Weihnachtsbaum, so einen, der...“
„Der Stand ist vorne beim Edeka, guter Mann.“
„Nein, ich meine, ich hätte gerne so einen Spielzeug-, äh, baum, der, Sie wissen schon.“
„Nee, weiß ich nicht.“
„Also,“, der Kunde wischt sich mit der flachen Hand über die Stirn, „-sie haben`s ganz schön warm hier drin.“
„Ja, liegt am Wetter. Draußen.“
„Ich hätte gerne einen Weihnachtsbaum, mit einer richtig harten Spitze, nicht wahr, stachelig von oben bis unten, und mit prallen runden Kugeln in Rot und Violett, und mit Schneebestäubung, dass es kracht, und blinken muss er und am besten noch Stille Nacht, heilige Nacht brummen oder summen oder so.“
„Was?“
„Ich hätte gerne...“
„Das führen wir hier nicht.“
„Oh. Na. Haben Sie denn vielleicht...“
„Ja?“
Ein weiterer Kunde mit einer Anzahl Magazine unter dem Arm marschiert in Richtung Kasse, sieht die Unterhandlung dort und wendet sich abrupt der Videoabteilung zu.
„Haben sie denn dann einen, sagen wir, Plastiknikolaus?“
Er fischt in seiner Hosentasche nach einem Malzbonbon.
„Vorne rechts am Eingang stehen die Nikoläuse.“
„Ach so, kommen die auch vom Nordpol?“, kichert der Kunde stupide.
„Nee, aus Indonesien.“
„Gibt`s denn Flickzeug, falls einer von denen einen Platten hat, hihihi.“
„Im Fahradgeschäft bei Toni nebenan.“
„Nehm´ ich.“
Die Transaktion ist abgeschlossen, der Nikolaus in einer blickdichten Tüte verstaut.
„War`s das?“
„Ja. Danke.“
„Bitte. Frohes Fest.“
© Rainer M. Scholz