Die Wesen unter der Decke

In den vier Ecken des Raumes vier große langbeinige Weberknechtmütter mit schweren zentralen Körpern – und ich habe ihr Gelege mit dem Staubsaugerrohr eingesaugt, beseitigt und zum Verschwinden gebracht. Sie waren sehr stark in der hartnäckigen Verteidigung ihrer Brut und ihrem penetranten Durchhaltevermögen. Und sie waren sehr böse. Zwei Mütter sind an der Decke auf mich zugelaufen, scheinbar wutentbrannt mit ihren acht spindeldürren Beinen. Ich musste zurückweichen in grausem Schaudern, doch schließlich bin ich der Herr über den elektrischen Strom und seine Gerätschaften.

Aus den Ecken am Boden ließ ich noch die Leichenhüllen ihrer Beute im Staubbeutel wohnen, dann schaltete ich ab. Die Mütter waren fortgelaufen.

Vielleicht sind sie meine Schutzengel.

Und ich habe ihre Kinder getötet.

Wenn es draußen kälter wird, kommen sie womöglich zurück, kriechen aus Löchern und Winkeln und nehmen ihre alten Plätze abermals ein, mich zu bewahren und zu schützen. Vor Gefahren, die ich nicht einmal zu benennen imstande bin.

Leise trommele ich mit den fünf Fingern meiner rechten Hand sachte auf der Resopaltischplatte. Ein unbekannter Rhythmus, der mir das dunkle Herz vorgibt. Dass sie mich hören mögen.

© Rainer M. Scholz