In holder Runde, das Herz tief befangen,
saß Sappho auf Lesbos am Strand;
die Mädchen im Kreise, sie scherzten und sangen
und reichten zum Reigen die Hand.
Das heitere Treiben nahm Sappho kaum wahr –
ihr Blick war von Anmut gebannt
einer einzigen nur in der fröhlichen Schar,
die Zweifel der Liebe nicht kannt´.
...Du bist so schön, dass ich erbebe,
du bist so jung und ich schon alt,
du bist der Traum, für den ich lebe –
wen liesse solcher Liebreiz kalt?!
Voll Scheu bin ich, du unbeschwert,
mich reisst es hin und du bist da,
doch dies Begehr´n, das mich verzehrt,
macht dich mir fern zugleich und nah!
Die Sonne selbst muss fast erbleichen
mit ihrer strahlenden Gestalt
vor dieser Schönheit ohnegleichen,
die machtvoll in mir widerhallt!
Das Glück zu kosten, das ich träume,
ist mir vom Wesen wohl verwehrt,
damit das Dichterross ich zäume
und Sehnsucht sich in Worte kehrt!...
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