Eherne Aussicht

Gedicht zum Thema Gedanken

von  harzgebirgler

Hoch droben, da häng´ ich im Stuhle, im Turme,

werd’ heut’ nur noch selten geläutet im Sturme,

ich ruf’ zum Gebet und ich schlage die Zeit –

der Weg von der Wiege zum Sarg ist nicht weit.



Er scheint, wenn man jung ist, schier endlos, ohn’ Grenze,

dem Burschen, der Maid, flicht das Leben gern Kränze,

der Weg, er wird kürzer im Wachstum der Jahre,

das Antlitz wirft Falten, grau werden die Haare.



Ich sehe euch kommen, ich sehe euch gehen,

im Wandel der Zeiten ist Leben ein Wehen

in rosigen Blüten, die morgen schon schwinden

und selbst um Geschlechter nur flüchtig sich winden.



Es reichet mein Ton meist den Menschen zum Segen,

die wirkungsreich schreiten auf buntesten Wegen

des irdischen Hauses, vom Himmel bedacht,

an dem scheint der Mond und die Sonne, sie lacht.



Ich wache bei Tage, bewache die Nächte,

ich sehe die Güte, ich sehe das Schlechte

im Großen und Kleinen und unter den Dächern

seh’ Freude und Leid ich in vielen Gemächern.



Die Sorgen, sie wechseln, ein Glück währt kaum lang,

all jenes begleitet mein stimmiger Klang

aus eherner Wölbe, zum Grund hin geründet,

in den euer Weg auch dereinst einmal mündet.

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