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Vor-Stellung und Stallgeruch

Essay zum Thema Visionen/ Vorstellungen

von  LotharAtzert

Vor-Stellung und Stallgeruch
Man stellt sich etwas vor - wenige stellen sich die Frage: vor was? Als wäre das weiter nicht wesentlich. Ich habe mich schon früh danach gefragt und erkenne jetzt am späteren Nachmittag, daß allein die Fragestellung mir alles Folgende an Antworten eingab.
Wir stellen uns vor, wie es wäre, wenn ... und verlieren uns im Schmuck von Girlanden. Diese Girlanden schmücken unsern Stall.
Man stellt sich vor, es wäre gut. Man stellt sich vor, es wäre schlecht. Und dazwischen die fünfzig Schattenstufen von Grau. Man folgt dem vorgestellten Guten, weil man an die eigene Denkfähigkeit glaubt, zu der die Fähigkeit des Unterscheidens gehört. Und man weist das Schlechte zurück und verfällt ihm eben dadurch. (Die Nähe des Begriffes Schlecht zum Geschlecht müsste uns doch eigentlich schon stutzig werden lassen ...)

Alles vorstellungsbedingt.
Es bleibt die Frage nach dem vor was. Ich stelle mir vor, wie es wäre, die Antwort auf diese Frage zu besitzen. Wäre das ein schönes Ruhekissen? Vielleicht. Vielleicht aber auch das Gegenteil. Auf jedenfall - auf jeden Fall - steht das Vorgestellte vor etwas, das es verbirgt oder an das es sich lehnt, sonst könnte man nicht vom Vorgestellten reden. Das Wort macht nur einen Sinn, wenn etwas dahinter ist, wovor es gestellt wird.
Ein Vorstellungsgespräch braucht dagegen ein Gegenüber, dem man sich oder der sich uns vorstellt, je nach dem. Man redet dann darüber, wie und ob der eine die Vorstellung des anderen erfüllen kann und was er als Gegenleistung erhält.
Wobei das darüber reden bereits Zweifel aufkommen läßt: darüber ist immer darüber hinweg. Vom Überzeugen wurde noch nie jemand schwanger z.B., aber vom Zeugen sehr wohl.

Doch zurück zum vor was.
Die Antwort ist very simpel: zurück zum Licht. Und was immer wir da vorstellen, verdunkelt es graduell, weswegen wir auch vom Eigendünkel und seinen fünfzig Graden reden. Ohne diesen Eigendünkel hätten wir es nie zur Geburt geschafft. Es sei denn ... aber das ist ein anderes Thema. Denn dieses  Licht - die Antike sprach vom Apollon - wird weder geboren, noch stirbt es, wenn der Eigendünkel stirbt.
Eigendünkel: Ich bin.
Ist es bloß eine weitere Vorstellung, von Licht zu sprechen?
Ja, solange es nur vorgestellt ist. Und nein, sobald ich das Vorstellen sein lasse.
Deshalb heißt es manchmal: Sein besteht im sein lassen, wie es ist.

Nun stellt sich ein neues Problem: das Vorstellen hat sich über längere Zeiträume hinweg automatisiert, so daß es sich meist unbewußt vollzieht, wobei, könnten wir es distanziert betrachten, gewisse Muster nach Vorlieben und Abneigung entstehen und sich schier endlos wiederholen, was nicht ohne Folgen im Alltag bleibt. Man geht wählen - nur als Beispiel - selbstverständlich wählt man das, was den als gut befundenen Vorstellungen am nähesten kommt und schimft auf die anderen, die uns beschimpfen.
Allein bis sie im Licht des Bewußtseins als bloß vorgestellt wahrgenommen werden, ist das Leben der meisten schon wieder zuende.
 
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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(28.01.17)
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 LotharAtzert meinte dazu am 28.01.17:
Ok. Heute - 0:37 Uhr bin ich zu müde zum ausgibigen antworten. Aber freue Dich schon auf morgen, Graeculus ... nix dahinter, hahaha, das gefällt mir ...

 LotharAtzert antwortete darauf am 28.01.17:
So, ich fang mal mit dem Spätromantiker Clemens Brentano an. Von ihm stammt das Zitat: "Der Sehende versteht den Blinden; nicht aber dieser jenen." - wer von uns der Blinde ist und wer der Sehende, ist kar - der jeweils andere ist blind, jedenfalls stellen wir uns das so vor, wir kennen den Pappenheimer!
Ein anderer, Angelus Silesius, sprach davon, daß wir nichts in der Welt sehen könnten, wäre das Licht nicht in uns. Ein leicht nachzuvollziehender Gedanke, für den es keine Wissenschaft braucht: das physische Auge ist nicht in der Lage, von sich aus zu sehen. Wenn schon, dann ist es der Geist, der sieht. Aber gut.

Daß Du immer hartnäckiger die Wissenschaft ins Spiel bringst, obwohl wir uns jetzt schon einige Jahre durch unsere Werke kennen, ist nachgerade perfide. Ich hatte die Tage ein Zwiegespräch mit Irene, wo es um den Begriff der "harten" Arbeit ging und ich versuchte darzulegen, daß der Begriff Arbeit ein Kind der industriellen Revolution ist, wo die Wissenschaft so richtig loslegte und die Normen aus dem Boden schossen. (weswegen ich lieber von Fleiß sprach, der ans fließende Element erinnerte.) Das hatte für die deutsche Muttersprache dramatische Auswirkungen, da die Bildbegriffe gegen die neuen wissenschaftlichen Fachbegriffe ausgetauscht wurden, langsam und schleichend, fast unmerklich - was bis heute andauert. Was vormals "natürlich" genannt wurde, hieß jetzt "normal" gerade so, als habe die Natur abgedankt und sich der Ratio der Kalkulierenden unterworfen.
Und nun kommst Du und willst, daß auch ich mich unterwerfe; wenn schon nicht Dir, so doch dem Diktate der Wissenschaftlichkeit. Das hieße für mich aber, das bildhafte Denken für genormtes Denken aufzugeben. Eine solche Vorstellung ist abartig und wäre für mich schlimmer, als der Tod, den ich vorzöge.
Das bildhafte Denken ist kein "Hirngespinst", wie das genormte Denken, das Du, als Repräsentant des Staates über Jahrzehnte lehrtest - und dich nach der Pensionierung "Anarchist" nennst - wenn das mal keine Vorstellungsgebundenheit ist ... Das bildhafte Denken pflege ich und jeder wissenschaftliche Einschub bedeutet Verunreinigung dieser Bildung durch Bilder. Daß ich vom Bild zum Urbild denke und anschaulich mache, dafür solltest Du mir dankbar sein. Statt dessen wirfst Du mir fortwährend Mangel an Wissenschaftlichkeit vor. Armselig ist das.
Aber gut - wenn es Dich nicht interessier, dann ist das halt so.
Doch dann kommentiere es auch nicht, wie ich zu Deinen Ergüssen über Gott auch nichts mehr sage.
Noch ein letztes Wort zum "nix dahinter" - natürlich ist nichts dahinter - Licht hat keine Substanz, Raum und Bewußtsein auch nicht. Und last but not least ist auch der Eigendünkel nur wie eine Wolke vor der Sonne.
(Antwort korrigiert am 28.01.2017)
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 28.01.17:
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 LotharAtzert äußerte darauf am 28.01.17:
Also gut, wenn Du unbedingt weiter machen willst - es ist mir reichlich wurscht, ob das mit schlecht und Geschlecht so ist, wie ich andeutete, kann schon sein, daß ich mich irre.
Mal eine tatsächlich persönliche Frage, Du mußt sie ja nicht beantworten:
Hast Du jemals LSD genommen, oder entsprechendes - Psylo etc., wie Hofmann und Ernst Jünger - oder wenigstens eine Tüte geraucht? - Ich stelle die Frage, um herauszufinden, ob Du jemals außerhalb Deines Denkstübchens irgendetwas eingesetzt hast, was darüber hinaus hätte führen können, mit dementsprechend offenen Ausgang. Ich könnte mir das jedenfalls bei Dir nicht "vor-stellen". Aber ich bin ja nur ein Depp und täusche mich schon wieder?

"Ich erkenne es gut, wenn jemand drumherumredet ..." - na denn ...
(Antwort korrigiert am 28.01.2017)
Bette (70) ergänzte dazu am 28.01.17:
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Graeculus (69) meinte dazu am 28.01.17:
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 LotharAtzert meinte dazu am 28.01.17:
"Der Weg zur Wahrheit ist ein Weg voller eingesehener Irrtümer."
- so wie Graeculus "ein-sieht". Das Wort Einsicht von Hineinsehen ... aber was rede ich noch ...
hat er nun gekifft ... nein.
(Antwort korrigiert am 28.01.2017)
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