Mein persönlicher Brexit IV - Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan

Erzählung zum Thema Abschied

von  pentz

Die Affaire, die Geschichte mit der schwarzen Nonne und den ugandischen Freundinnen scheint mir abgeschlossen zu sein.
Wie erscheinen mir die Dinge mittlerweile?
Ich glaube, dass sich ihre Freundin Rosé, die in Deutschland lebt und einen deutschen Mann geheiratet hat, zehn Jahre jünger vor den Behörden ausgegeben und gemacht hat, um länger arbeiten und Geld verdienen zu können. Sie hat also mit über 70 noch im evangelischen Kinderheim geputzt, eine harte Arbeit, Kinder machen viel Schmutz, aber sie musste dies tun, schließlich müssen und sollen Arbeitnehmer bis zu ihrem frühesten 63. Lebensjahr und normalerweise bis zum 65. arbeiten.
Dann hat sie ein Gehirnschlag niedergestreckt und aus war der Traum vom geruhsamen Altenteil in Uganda. „Ich will im Alter nach Afrika zurück. Ich weiß nur zu gut, wie brutal und grob hierzulande ältere Menschen behandelt werden.“ Nun liegt sie aber auf einer Psychiatriestation hierzulande, redet wirres Zeug, lacht zwar noch, wenn ich in ihr Zimmer trete, als sie nackt auf dem Bett sitzt. Aber sie kann in diesem Zustand nicht mehr zurück, woher sie gekommen ist.
(Übrigens: Dieses Vorurteil von wegen hierzulande würden älteren Menschen nicht gut behandelt, vielmehr dass erbarmungslos auf deren Nerven und mit ihrer Gesundheit gespielt wird, kann ich leider nur aus persönlichen Erfahrungen bestätigen. Meine Mutter wohnt in einem Heim, indem ein Anbau vorgenommen wird und dieser grenzt an dem Essens- und Aufenthaltsraum der älteren Menschen hierzulande, woraufhin man untertags das maschinengewehr-artige Rattern der Bohrmaschinen hört, einem an  SS-Stahlhelm-Maschinen-Salven erinnernd.
Dass die durchführenden und Baumaßnahmen überwachenden Mitarbeiter aus Russland kommen, ist eine bittere Ironie der Geschichte. Aber die Baufirmen kommen durchaus aus dem Ort und der Umgebung.)

Mary rief immer wieder zwischenzeitlich an: „Oh, ich habe die falsche Nummer gewählt.“ Oder: „Ich kann mir das nicht leisten!“, womit sie meinte, mich anzurufen. Das alles kann man so interpretieren, als ob sie versehentlich bei mir angerufen hätte, sich quasi in der Nummer geirrt hatte.
Aber man kann es auch so sehen, dass sie letztlich über mich Informationen über Rosé haben wollte, weil ich ihr als der einzige vertrauensselige Mensch hierzulande erschien, (dienstbar machend für ihre Zwecke.) Aber nein, es gab und gibt noch einen Cousin. Aber der hat eine eigene Familie. Und es gibt auch noch Töchter, die in München leben. Aber die haben auch eine eigene Familie. Was also wollte sie speziell von mir?
Also, über mich wollte sie anfänglich in Erfahrung bringen, wie es ihrer Cousine geht. Später, als diese schon krank war, versuchte sie mich übers Telefon und schließlich über E-Mail-Botschaften dazu anstiften, anstupsen und bewegen, mich um diese Patientin zu kümmern. Ich war ihre einzige Informationsquelle und potentieller Helfer und Fürsorger für Rosé. Keiner sonst kümmerte sich wohl um sie, nicht der Cousin im nahen Erlangen, nicht die Töchter in München, niemand von den vielen Freunden und Bekannten im 20 Kilometer entfernten Nürnberg.
Ich sollte den Krankenpfleger machen, den Fürsorger, den Vermittler zwischen Maria und Rosé, eine Aufgabe, die ich gerne gemacht hätte, wäre ich nicht von der Flüchtlingswelle überschwemmt worden und wieder hinter dem Katheder des Lehrers aufgetaucht. Kurzum, ich hatte keine Zeit, ich musste und durfte mich nun auch etwas um mich kümmern, sprich um meine Zukunft, meine Altersversorgung, die Bürger in spe und Zugewanderten boten dazu eine Chance.
Damit war ich nicht mehr für Mary zu gebrauchen.
Außerdem, als sie da war, hatte sie sich längst schon in einen anderen verliebt gehabt und dieser sich von ihr schon entliebt, weswegen sie so sehr unter Liebesleid bei ihrem letzten Besuch litt.

Und ich glaube mittlerweile auch, dass sie mich angelogen hat. Als ich sie beim letzten London-Besuch fragte, wohin sie so eilig gehen müsse, sie von einem sehr, sehr guten Freund sprach, fragte ich sie genau auf dem Punkt: Hast Du mit ihm Geschlechtsverkehr gehabt, was sie bejahte. Als ich enttäuscht nach Deutschland zurückkam und dies Rosé mitteilte und erzählte, hakte diese bei Mary nach, woraufhin sie behauptete und mir gegenüber meinte, es handle sich um ein Missverständnis, sie könne schlecht mit ihrem Neffen ins Bett gegangen sein, denn es war ja die Kommunion dieses Neffen gewesen,
Also nein, ich hätte alles falsch verstanden.
Nur alles um den Neffen drehte sich.
Nein, ich glaube das heute nicht mehr.
Rosé oder Mary haben geschwindelt, ich war ihnen nur zu nützlich dazu, um mich als Freund vorzeitig zu verabschieden.

Warum ich das glaube?
Das sind ziemlich schwere Vorwürfe.
Ja, sind es, in unseren Augen betrachtet.
Aber mein Vertrauen zu Maria verschwand, als sie mich mir-nichts-dir-nichts in Gegenwart ihrer asexuellen Freundin fragte; ob ich ihr Geld leihen könnte.
Wobei sie keines brauchte. Ich war eine gute Anzapfstelle gerade Mal so.
Warum glaube ich das denn? #
Weil ihre religiöse Freundin verneinend zu Maria gewandt das Gesicht verzog, ausdrückend: Das solltest Du nicht tun. Daraufhin unterließ sie es auch und bohrte und fragte nicht weiter.
Diese Situation war der Auslöser meines Misstrauens.

Aber es könnte auch so gewesen sein, wie ich es anfänglich aufgeschrieben habe. Im Moment des Erlebnisses, so wie ich es in der Zeit des Geschehens erlebt habe, zeitnah erlebt habe, unmittelbar rückblickend aufgeschrieben habe...

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