Traum(a)fabrik

Kurzprosa zum Thema Wehmut

von  Livia

Meine Nächte sind heiser zerschrien, aber der Satz ist nicht mehr an Verzweiflung gebunden. Die Apathie hängt gleißend hell hinter den heruntergelassenen Rollläden, aber ich sperre hier mehr als die Wärme aus. „Mein armes Mädchen.“ Die Menschenmenge drohte mich zu ersticken, aber ich ging hinaus. Ich versteckte mich nicht. Nicht vor der heulenden Blumenhändlerin, deinen Brüdern oder dir. Dort am Nordstrand hissten sie die schwarze Fahne. Schwarz, wie deine Locken. Schwarz, wie deine abgetragene Fleecejacke. Du sagtest, du würdest jetzt alles verstehen. Ich hasse mich immer noch dafür, dass ich nicht bei dir blieb, sondern in den Zug gesprungen bin – wie immer hieltst du mich nicht zurück. Aber immer wieder fandest du mich. Ich kann es noch hören, die Art wie du meinen Namen dann immer einen Tick zu hart ausgesprochen hast. Du kamst an meine Seite, und dennoch blieben unsere Welten getrennt - bis du deine aufgabst und das Suchen nach dir und deiner Geschichte begann. Sie wurde meine eigene mit all deinen Beziehungen, Netzen und Tagebüchern. Heute Nacht habe ich nach dir gerufen, ich glaube, ich hatte vergessen, wo das Licht ist. Aber vielleicht ist die Glühbirne schon lange durchgebrannt, und es ändert nichts daran, dass es selbst in meinen Träumen dunkel ist.

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Kommentare zu diesem Text

matwildast (37)
(02.04.17)
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 Livia meinte dazu am 02.04.17:
Nein, nicht ganz, meinst du das Satzgefüge oder den erzählerischen Aufbau?
matwildast (37) antwortete darauf am 02.04.17:
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 Livia schrieb daraufhin am 02.04.17:
Ah okay, ich glaube jetzt weiß ich so ungefähr, was du meisnt. Ich werd’s versuchen. Und danke dir!
Liebe Grüße, Liv
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