Eine Stadt geht schlafen

Sonett zum Thema Stadt

von  Galapapa

Im  scharfen Hektiktakt pulsiert das Leben,
in  Großstadtlärm und dessen Duft getaucht,
der dunstig fahl in graue Himmel raucht,
um in die Unverbrauchheit aufzustreben.

Die Anonymität scheint stumm zu schweben,
als Einsamkeit auf den Asphalt gehaucht.
Die Menschlichkeit riecht irgendwie verbraucht -
der Bruder fern und doch so dicht daneben.

Steril, mit Smoggewölbe überdacht,
begibt die Metropole sich zur Ruhe,
hinein in eine neue Neonnacht.

Im Echohall der Pflasterklapperschuhe
ist hohl in Schattengassen Angst erwacht.
Ein trüber Mond steht über dem Getue.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (12.06.17)
Hallo Galapapa,

ausgesprochen gut gefallen mir deine Lautmalereien, z.B. der Hektiktakt in V1, dem man die Hektik schon anhören kann und in V12 die Pflasterklapperschuhe, die einem ihr Geklapper perfekt in den Mund legen.
Wie wäre es, wenn du die der Metrik geschuldeten Füllsel wie z.B. in V5 das "sie" und in V8 das "er" noch ausbauen würdest? Möglich wäre z.B. in V5 "Die Anonymität scheint sacht/sanft/grad/blind zu schweben..." und in V8 "der Bruder scheint/ist so/sehr fern und dicht daneben" o.ä.

Ein Text, der mir in Bild, Klang und Form sehr gut gefällt.

Liebe Grüße

Sabine

 Galapapa meinte dazu am 13.06.17:
Liebe Sabine,
danke für Deinen lobenden Kommentar und die Vorschläge.
Beide sind wirklich gut und ich werde deshalb etsprechend ändern. "Sacht" ist mir da nicht hart genug; ich habe das deshalb etwas abgewandelt. Auch für Vers 8 habe ich eine etwas andere Lösung gefunden und mit Bindestrich und dem "doch so dicht" die Aussage noch etwas verstärkt.
Nochmals danke und liebe Grüße!
Galapapa

 tueichler (15.06.17)
Sonett - klingen muss es! Und das tut es ...


sehr schön,


Tom

 Galapapa antwortete darauf am 15.06.17:
Hallo Tom,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
Ja, ich liebe sie, diese "Klinggedichte". Nicht umsonst ist diese Gedichtform heute noch so lebendig wie vor Jahrhunderten.
Liebe Grüße!
Galapapa
Fabi (50)
(27.10.17)
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 Galapapa schrieb daraufhin am 01.11.17:
Liebe Fabi,
manche der verwendeten Begriffe erscheinen sicher ein wenig überzogen, wenn man den Text sehr nüchtern betrachtet. So erinnert "Schattengassen" an dunkle Gassen einer mittelalterlichen Stadt. Diese Ausdrucksweise dient hier dazu, bestimmt Bilder zu erzeugen. Dass es einem spät in der Nacht in einem kleinen Sträßchen irgendwo in der Großstadt, wo es eben nachts auch sehr still wird, auch recht unheimlich werden kann, das gibt es auch heute noch. Dazu gehören auch dunkle Ecken oder z.B. Unterführungen oder Ähnliches. Dort, so denke ich, lebt auch nachts die Angst, wenn man alleine ist und sich der unheimlichen Szenerie gegenüber sieht.
Mit dem Getue ist die ganze Geräuschkulisse der Großstadt gemeint, die ja auch nachts nie ganz abreißt.
Wie der Text beim Betrachter ankommt, das hängt auch sehr von der Einstellung des jeweiligen Lesers ab. Menschen, die in der Großstadt leben und vielleicht sogar aufgewachsen sind, sehen diese mit ganz ander Augen, als Landeier wie ich. Für mich ist Vieles fremder und umheimlicher, als für einen Einwohner.
Auch das mag vielleicht eine Erklärung für Dich liefern.
Liebe Grüße!
Galapapa
Fabi (50) äußerte darauf am 01.11.17:
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Fabi (50)
(27.10.17)
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