LUNATIC ASYLUM
Es steht ein Irrenhaus
hinter dem Meer ...
und sonst gar nichts
Hinter dem Haus
klafft düster und leer
ein tiefer Riß
in der Raumzeit,
unendlich tief,
nicht allzu breit ...
als eine Singularität ,
die alles schluckt,
nihlilisiert,
was in ihr
schwarzes Maul gerät.
Das Gesteinsmeer
vor dem Haus
sieht öd und wüst
und grauenhaft aus:
zernarbt , gekörnt ,gesintert
zertrümmert, zerklüftet ,gefirnt
zerrissen, gebügelt , gefaltet
aufgeschmolzen und erkaltet
Die Meteor – und Strahlengewitter
schufen das Mare Irrealis
auf diesem weit entfernten Mond
mit seinem Ereignishorizont,
weit abseits
der Bahnen des Jupiter,
Das Irrenhaus
hinter dem Meer
ist nicht leer
Doch niemand geht ein,
niemand geht aus.
Niemand geht vor
oder hinter das Haus.
Niemand kommt an,
niemand fährt fort.
Einsam, verlassen
ist dieser Ort.
Verstorben , verschollen
die Ärzte , die Wärter
und dies schon seit
Milliarden Jahren ,
welche seitdem
vergangen waren,
als man den Patienten brachte,
der so viel Scherereien machte,
daß man dieses Irrenhaus
am Rande der Galaxis
nur für ihn allein erstellt
auf dieser abgelegenen Welt.
Lebt er noch
oder ist er tot ?
Mit Vornamen
heißt er Gott.
Mit Nachnamen
nennt er sich Vater.
Welchen Irrsinn,
welch Theater,
welches Chaos ,
welches Grauen
er im Kosmos
hat verbreitet,
wieviele Leben
fehlgeleitet ,
wieviel Pein
und wieviel Qual,
Todesängste allzumal ,
Höllenzauber, Teufelsspuk,.
Gemeinheiten,
Lug und Trug
er dereinst
als Schöpfer schuf
und welch Unglück
er oft brachte,
hörte man
auf seinen Ruf ....
Alle kosmischen Psychiater
beurteilten diesen Gott Vater
Sie stimmten alle überein:
Er konnte nicht
schuldfähig sein.
Denn wer
an den Teufel glaubt
und mittels Auferstehung
den Toten ihre Ruhe raubt
und wer sich
Menschenschöpfer nennt
und sich zum Heiligen Geist
als Alleswisser stur bekennt,
der kann nicht normal sein,
den weist man
in eine Klinik ein,
in die geschlossene Psychatrie
und er verläßt sie nie
für immer und für alle Zeit
in Ewigkeit ...
„Megalomanie“
könnte die Diagnose heissen.
Aber so genau,
nach so langer Zeit,
läßt sich das
nicht mehr beweisen.
Wobei einiges
dafür spricht.
Gegenteiliges
weiss man nicht.
Bescheiden
war Gott Vater kaum.
Das ist ihm
auch nicht zuzutraun.
Im Trümmermeer
des Mare Irrealis
wogen die Brecher
der Strahlung,
wogen hin
und wogen her.
Es steht ein Haus
hinter dem Meer
und sonst gar nichts.
Nichts außer dem Nichts
liegt hinter dem Haus
als unendliche Gravitation
Sie ist der Herrscher
des Kosmos
Sie steuert von ihrem Thron
alles, was da existiert,
was sie dann in den Abgrund
führt ...
in das totale Nichts,
in den Informationstod,
der aller Materie droht
Der Informationsverlust
als ein Paradoxon,
gemäß dem Erhaltungssatz,
als eine totale Anomalie,
als die finale Entropie
am Ende der Zeit,
am Ende der Ewigkeit
Alles zerstört
die maßlos Strahlung,
verschluckt das Monster
der Schwerkraftfalle ...
alles und alle
In diesem Haus
hinter dem Meer
gefangen
in einem Kokon aus Kristall
verzerrt durch Facetten,
verkleinert , vergrößert
nirgends
und doch überall
existiert Gott Vater
als Monolith ....
Niemals
jemand in je sieht
Ob Heide , ob Christ
niemand weiß es,
wird es je wissen,
ob er tot
oder lebendig ist.
Doch etwas
kann man sicherlich wissen
und das sollte man
wissen müssen :
Das Haus hinter dem Meer
ist ein Irrenhaus,
gebaut
für einen Insassen .
Mehr
muß man davon
nicht wissen,
sonst wird man es
bitter büssen...
Und dabei
soll man`s belassen.
Man vergesse
den Insassen !
Es steht ein Haus
hinter dem Meer.
Und dieses Haus
ist nicht leer.
Doch hinter dem Haus
ist das Nichts.
Und sonst gar Nichts.
Der zweite Satz
der Thermodynamik
wird auch dieses Haus
liquidieren ...
Er besiegelt
unser Schicksal
und das kosmische Geschick.
Davon gibt es kein Zurück !