Die Liebe - des Ursprungslosen liebstes Vorstellungsobjekt

Essay zum Thema Romantik

von  LotharAtzert

Alle reden von der Liebe. Und am Ende kommt fast immer heraus, daß es sich um Vorstellungen handelt, wie man die Einsamkeit austricksen könnte: zwei Einsame verdrängen sie sich gegenseitig und haben Spaß daran bis zum bitteren Ende.

Man kennt heute schon nicht mehr den Unterschied zwischen Eros und Sexus. Wo ich beides ins Spiel bringe, überhört man die Worte und plappert über gesellschaftliche Phänomene, ala wer wen wann und warum wie heiß liebte und wie später daraus Haß wurde und großes Kofgeschüttel und Rätselraten und besser wissen.
Eine einsame Sache unter denen, die sich in der Herde im wiederkäuen verlieren. Blowing in the Wind.
Vorstellungen haben Vorgeschichten, wie alles Zusammenhängende eine Vorgeschichte hat.

Wer nicht litt, ist auch dem Leiden nicht entwachsen, hat mithin keine Vorgeschichte. Wer aber dem Leiden und der Gefährdung entwächst, hat zwangs-läufig bittere Erfahrungen gesammelt, wie Bienen den süßen Honig. Und wenn ich die Erfahrung gemacht habe, kann ich mich ihrer Fertigkeit bedienen, sobald es eine Situation erfordert. Vorstellungen dagegen befinden sich in Abhängigkeit zu verweigerten Irrfahrten. Das Verweigerte wird dann kompensiert durch Informationen. Man stellt sich vor, man wüsste Bescheid über die Liebe. (Eine unbescheidene Vorstellung allemal.) Bescheid wissen ist die Weisheit der Scheide.

Liebe - Liebe ist die Liebe des Zeitlichen zum seligmachenden Zeitlos-Stimmenden, als jenes, was in der Zeit zu Musik wird.
Es heißt, daß sich die so genannte Unschuld - das Hymen - der Aphrodite jedesmal neu bildet, sobald sie in Neptuns Meer eintaucht. Dieser Neptun ist der Zustand jenseits von Zeit und Raum.
Aphrodite steigt aus seinem Wasser, vollkommen bar aller Schuld. Und Eros betet sie an, verzehrt sich nach ihr.

Auch Mars kommt aus demselben Wasser. Als Trieb, als Sexus zieht es ihn natürlich auf direktem Weg zur schönsten Himmelsgestalt. Und läßt Krieg und Verwüstung zurück, wo man des Meergotts Wasser ( zeit-raumlose Seligkeit) keine Ehre erweist.
Ja das halten die Spinner für esoterisches Geschwurbel ... ich bete für euch.

Eros, eine die Göttin verehrende Jammergestalt, ist bei den Orphikern das Synonym für Weltall - das Sphären-Ei. Die Nacht, so heißt es bei ihnen, hat es gelegt.

Was ist Aggression? Ein Stau von Energie. Sie beginnt sich zu stauen durch die Ahnung vom Instinkt: "so hätte es werden sollen". Und je mehr es vom Werden-sollen abweicht, umso größer wird die Aggression bzw. Autoaggression, falls man es auf sich bezieht.
Um dem quasi die Wurzel zu ziehen, gibt es bei den Dzogchenpas den Spruch: "Möge es genau so kommen, wie es kommt". Das ist also keine Resignation, sondern die Praxis des kurzen Weges: sei präsent.

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Kommentare zu diesem Text

matwildast (37)
(02.07.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.18:
Mir geht's halt periodisch (?!) um die Unterscheidung des eher männlich wirkenden Sexus vom entsprechend weiblichen oder verweiblichten Eros. Spätestens seit man unter Eroscenter den Ort der käuflichen Liebe versteht, ist das Thema verdorben.
Der Mars, den man immerhin als "Kriegsgott" bezeichnet, hat damit gar nichts zu tun. Er treibt nur das Vorhandene aus - deshalb Trieb - und so ist seine Jahreszeit, sowie alle Entsprechungen, der Frühling.
Erst mit der Gegenwehr beginnt die Aggression. Das Thema ist unerschöpflich und bedarf der lebenslangen Vertiefung.

Die Wurzel zu ergründen, um A. aufzulösen, klingt ein wenig naiv, weil diese Wurzel in Tiefen führt, die uns in Panik versetzen können, schließlich waren unsere Eltern einst urzeitliche Monster und diese Spuren finden sich, entsprechend weiter und tiefer gedacht, noch überall.
Die Fingernägel sind rudimentär aus der Raubtierzeit - und wenn junge Damen sich jetzt diese Krallen schön bepinseln und die Lippen blut(trief)rot färben - das ist aber doch sowas von eindeutig …
Danke
matwildast (37) antwortete darauf am 02.07.18:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 02.07.18:
Beim Loben spür ich immer stärkste Widerstände, aber, was soll ich machen - du hast es nun mal sehr schön klar audgedrückt!
Es spiegelt (mir) auch den Unterschied zwischen Jungfrau und Steinbock. Die Jungfrau: ihr Subjekt aussteuernd zwischen Bedürfnis und objektiver Welt (=Vernunft) und Steinbock: das Bestimmen des Unbestimmten jenseits der Objekt-Subjekt Spaltung. So muß das sein :))) (aggressionsfrei)

Antwort geändert am 02.07.2018 um 10:33 Uhr
matwildast (37) äußerte darauf am 02.07.18:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 02.07.18:
Das spielt keine Rolle. Krebs-Löwe-Jungfrau sind eine organische Einheit, wie auch Fische-Wassermann-Steinbock.
Der Ablauf beim ersteren: im Krebs wird empfunden, im Löwe das Empfundene ausgedrückt und in der Jungfrau die Folgen des Ausdrucks repariert.

Gut gebrüllt, Löwin :)
Bette (70)
(02.07.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.18:
Aggression wird sehr wohl durch Stau von Energie erzeugt. Ich hab es nur etwas mißverständlich ausgedrückt. Der natürliche Zustand von Energie ist frei fließend, ok.
Wird sie aber verdrängt - beispielsweise durch den Bau von Staumauern und dazu gezwungen, durch Turbinen zu fließen, so wird die nun verfügbare Energie ins "Stromnetz" eingespeist, von wo aus ich dann meinen Vaporizer-Akku ua. laden kann.
Über den Instinkt kommt uns die Ahnung, wie es eigentlich hätte sein sollen und so entsteht Aggression im Verhältnis zur Abweichung vom so Seinsollenden.
Danke

Antwort geändert am 02.07.2018 um 10:37 Uhr

 Habakuk (02.07.18)
Ja, mein Lotharchen, da bin ich doch ganz bei dir. Ist das nicht wundervoll. Ich liebe dich für solche Texte. Was immer das auch heißen mag.
Gerne gelesen.

H.

 LotharAtzert meinte dazu am 03.07.18:
Wundervoll, wundervoll. Ich bin ganz per solarplex. Und ich belass es mal dabei, sonst rede ich doch nur wieder Stuß

Danke mit Schmatzert
Lorhario Atzert

 Augustus (02.07.18)
Was ist Aggression? Ein Stau von Energie. Sie beginnt sich zu stauen durch die Ahnung vom Instinkt: "so hätte es werden sollen". Und je mehr es vom Werden-sollen abweicht, umso größer wird die Aggression...
Wenn man annimmt, Tiere besitzen Instinkte, wie z.B. der Löwe, dieses Tier jedoch von Natur aus zum Löwen gemacht, muss nicht mehr Löwe werden, sondern dieser ist, so weicht er keinen Millimeter ab vom Werden-Sollen, und braucht auch nicht das Werden-Sollen, sofern er nicht wünscht Gazelle zu sein.
Allein mit dem "Werden-Sollen" hättest Du m.M.n. etwas mehr erläutern können. Worauf bezieht sich dies?
Wie hängt das "Werden-Müssen" im Auge des Betrachters über den Betrachtenden, der aber werden-will und nicht werden-muss ?
GigaFuchs (39) meinte dazu am 02.07.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 03.07.18:
@ Augustus

Das Werdensollen ist die Bestimmung des zum Ursprung gekommenen Unbestimmten, was mit dem Geborensein feststeht. ZB. ist dem Fisch bestimmt, im Wasser zu leben und dem Löwen, um bei der Spezies zu bleiben, das Jagen in der Savanne. Je mehr das verhindert wird, umso mehr entsteht nicht nur Aggression, sondern gegebenenfalls auch Angst (oder Furcht, darüber muß ich noch nachdenken), wie beim Beispiel mit der Falle, das von Gigafuchs gebracht wurde.

 Augustus meinte dazu am 03.07.18:
Einerseits ist das verständlich, andererseits gäbe es keine Evolution ohne Elemente, die der eigenen Natur nicht entsprechen. Deine Vorstellung von der Welt wäre zwar harmonisch, aber eintönig, einseitig, und ja, es würde an Vielfalt und Entwicklung fehlen, wenn jedes Element in seiner Sphäre verweilen würde. Es würde alles nebeneinander ablaufen, und es gäbe letztlich nie wirklich was neues, sondern bloß Wiederholungen vom alten.

Ave

 LotharAtzert meinte dazu am 03.07.18:
Was heißt Vorstellung? Ist diese denn nicht prinzipiell (laut deutscher Sprache) "vor" etwas gestellt? In dem Fall vor die Wirklichkeit des So-Seins.
Eine spirituelle Ausrichtung zielt immer auf den Abbau von Egovorstellung zugunsten der direkten Einsicht in die Natur des Geistes.
Eintönig ist in dem Fall deine Vorstellung davon )

Tashi deleg
MichaelBerger (44)
(03.07.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 03.07.18:
Was du über das Loben sagst, sehe ich genauso. Es ist vielleicht ein Leckerchen, das, wenn man Zuviel davon verdrückt, mental fett macht. Lieber die Nadelstiche in die Luftblasen, das gibt manchmal schöne Platzgeräusche :))

Was das Erwehren angeht, versuche ich es meistens so zu halten: den Gehemmten loben und den Forschen eher zurückzuweisen, jedem was er braucht. So spricht allerdings nur die Logik.
Im Grunde ist es unproblematisch. Wir kennen das Karma des Gegenüber nicht und sind so oder so nur Schicksalsgehilfen. Wie jener bei uns.
matwildast (37) meinte dazu am 03.07.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 03.07.18:
Ach, ein tolles Thema, mati (- hab ich vom Ekki). Es gibt nämlich auch da wieder einen Einwand: ich wäre nie der geworden, der ich heute bin, wenn mir meine Eltern und das Umfeld nicht alle möglichen Steine in den Weg gerollt hätten, an deren Beseitigung ich letztlich wuchs.
Freilich hat das auch ein Geistesgift entstehen lassen, den Stolz. Dieser führt laut Buddha in die Götterwelt, was sehr ungünstig ist, weil man am Ende, wenn alles angesammelte Karma verbraucht ist, sehr tief abstürzt und das Ganze wieder von neuem beginnt.

Alles hat einen Sinn, auch die Eltern, bei denen man aufwächst. Heute danke ich ihnen dafür, sie haben ihr Bestes gegeben, aber noch mehr Dank gebührt meinen tibetischen Lehrern, die mir ermöglichten, dieses überhaupt so sehen zu können. Und last but not least danke ich euch beiden für's zur Sprache bringen.
matwildast (37) meinte dazu am 03.07.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 03.07.18:
Mein türkischer Nachbar fährt einen schwarzen, tiefergelegten Porsche Carrera mit weißderdeibel wievielen PS. (geiler Sound!) Der spart Zeit bei jeder Fahrt. Der ist schon wieder zurück, wenn ich noch auf dem Hinweg zu was auch immer bin. Aber so meinst du es wahrscheinlich nicht ...
MichaelBerger (44) meinte dazu am 03.07.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 03.07.18:
Ja das Ding röhrt wie ein brunftiger Platzhirsch.

Wenn man überlegt - vor ein paar Jahren sind die alle noch Ford Granada oder Transit gefahren. Bis dann Erdogan kam.

Antwort geändert am 03.07.2018 um 18:16 Uhr
matwildast (37) meinte dazu am 03.07.18:
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MichaelBerger (44) meinte dazu am 04.07.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 04.07.18:
Ihr Lieben,
ihr lasst euch von mitfühlenden Gedanken leiten, das spricht zwar für euch, aber nicht für die Betrachtung der Wirklichkeit, die einen kühlen Kopf und kein heißes Herz verlangt. Was gut wäre, ist eine Vorstellung, von der sich immer einer findet, der dagegen spricht, so ist die Realität. Was geworden wäre, wenn … ist eine irrige Annahme, die von einer Geradlinigkeit ausgeht, die es nicht gibt. Man denke nur an die Krümmung des Raumes.
Wenn ein Wesen geboren wird, so trägt es in sich die Konstellationen der Eltern. Ein guter Deuter sieht aus der Grafik: vor drei Jahren waren die Eltern kurz vor der Scheidung, dann kam dies, dann das und dann das Kind. Dieses Kind ist bereits in die Lebensproblematik fest eingebunden und Teil ihrer Lösung. Und da es das Karma hatte - hier folgen mir die Westler nur noch mit Skepsis, das ist klar - sind auch die Eltern nicht zufällig. Der Zufallsglaube ist ja ein typische westliche Verirrung. Solange dieser besteht, bestehen auch die "wenn-dann"-Spielchen fort.

Ihr kennt den Begriff des Not-Wendigen. Und alles Geschehen ist (ob leider oder gottseidank, ist wurscht) notwendig, um dahin zu gelangen, wovon der Spruch aus Delphi erinnert: Erkenne dich selbst; werde, der du bist.
matwildast (37) meinte dazu am 04.07.18:
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MichaelBerger (44) meinte dazu am 04.07.18:
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