Wunder. Punkt. Eichendorf.
Erzählung
von Willibald
Kommentare zu diesem Text
Trainee (71)
(19.01.19)
(19.01.19)
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Man sollte nicht so viel vergleichen, weil man anderen damit oft Unrecht tut. Aber ich mache hier eine Ausnahme und sage nur für mich: Solch eine farbige, spannende, sorgfältig komponierte Erzählung wie " Wunderpunkt" habe ich auf kV noch nicht gelesen.
Einerseits die Spiegelung der Haupterzählung vom erfolgreichen Apfelwurf mit anderen magischen Momenten (z.B Sieg des FC Barcelona), die Herausarbeitung des Höhepunkts,, kontrastiert durch die verzückte Liebepisode, die eingebaute Selbstkritik mit den fetten, alten Wörtern, die Jugenderinnerungen mit dem sepiabraunen Bild und andererseits für mich das Wichtigste, dass hier ein Philologe, ein Liehaber des Worts, erzählt. Von vielen Beispielen sei hier nur die Charakteristik der NZZ erwähnt oder dies: „Meine Schüler“, der alte Wenzel straffte sich, „meine Jungen und Mädchen haben vor einem Jahrzehnt in der Abiturfeier am Ende einen Song platziert. Standing in the Hall of Fame. Eine Hymne, von einer Gruppe, nannte sich The Script. You can throw your hands up, you can beat the clock, you can move a mountain. You can break the rocks. You can be a master. Hier, schau es dir auf dem Bildschirm an, fette, pralle, rührende Lyrik. Kein alter Wein in neuen Schläuchen. Heroischer Pop in jungen Lungen.“
„Sag ich später was zu. Sieh mal auf die Credits: Ist ein William dabei, William Adams. Nennt sich will.i.am.“
„Komisch, gestelzt, pathetisch? Was da gesungen wird, wie da gesungen wird, glaub´ mir, das gehört zu den anthropologischen Konstanten, das findest du in allen Lebensphasen, zu allen Zeiten. Man darf das. Ich darf das. Wir dürfen das.“
Beeindruckte Grüße
Ekki
Einerseits die Spiegelung der Haupterzählung vom erfolgreichen Apfelwurf mit anderen magischen Momenten (z.B Sieg des FC Barcelona), die Herausarbeitung des Höhepunkts,, kontrastiert durch die verzückte Liebepisode, die eingebaute Selbstkritik mit den fetten, alten Wörtern, die Jugenderinnerungen mit dem sepiabraunen Bild und andererseits für mich das Wichtigste, dass hier ein Philologe, ein Liehaber des Worts, erzählt. Von vielen Beispielen sei hier nur die Charakteristik der NZZ erwähnt oder dies: „Meine Schüler“, der alte Wenzel straffte sich, „meine Jungen und Mädchen haben vor einem Jahrzehnt in der Abiturfeier am Ende einen Song platziert. Standing in the Hall of Fame. Eine Hymne, von einer Gruppe, nannte sich The Script. You can throw your hands up, you can beat the clock, you can move a mountain. You can break the rocks. You can be a master. Hier, schau es dir auf dem Bildschirm an, fette, pralle, rührende Lyrik. Kein alter Wein in neuen Schläuchen. Heroischer Pop in jungen Lungen.“
„Sag ich später was zu. Sieh mal auf die Credits: Ist ein William dabei, William Adams. Nennt sich will.i.am.“
„Komisch, gestelzt, pathetisch? Was da gesungen wird, wie da gesungen wird, glaub´ mir, das gehört zu den anthropologischen Konstanten, das findest du in allen Lebensphasen, zu allen Zeiten. Man darf das. Ich darf das. Wir dürfen das.“
Beeindruckte Grüße
Ekki
Liebe Heidrun,
es macht mir große Freude, diese kenntnisreiche Textwürdigung zu lesen.
Der "sepiabraune Ton" und darin "der gleißende Wurf", wow, das hat dann wohl funktioniert.
Die gewisse Vorliebe für archaisch-pittoreske Töne auch bei der Jugend eines LK Deutsch ist hier von Doc Schneider gestiftet worden, in einem juvenilen Haupttext zwei seniore lyrische Nebentexte :
https://www.keinverlag.de/422096.text
Seit etwa zwei Jahren studiert willibald narratologische Schriften und metaphorologische, mit einiger (verrücktheitsnaher) Intensität, Da liegt es dann nahe, mit Fokalisierungen und Codierungen rumzuexperimentieren und Bubblegum-Metaphern-Komplexe zu würdigen.
Haikus werden auch noch gehandelt, versprochen.
Beste Grüße
willi
es macht mir große Freude, diese kenntnisreiche Textwürdigung zu lesen.
Der "sepiabraune Ton" und darin "der gleißende Wurf", wow, das hat dann wohl funktioniert.
Die gewisse Vorliebe für archaisch-pittoreske Töne auch bei der Jugend eines LK Deutsch ist hier von Doc Schneider gestiftet worden, in einem juvenilen Haupttext zwei seniore lyrische Nebentexte :
https://www.keinverlag.de/422096.text
Seit etwa zwei Jahren studiert willibald narratologische Schriften und metaphorologische, mit einiger (verrücktheitsnaher) Intensität, Da liegt es dann nahe, mit Fokalisierungen und Codierungen rumzuexperimentieren und Bubblegum-Metaphern-Komplexe zu würdigen.
Haikus werden auch noch gehandelt, versprochen.
Beste Grüße
willi
Lieber Ekkehard,
noch eine kenntnisreiche, elaborierte Würdigung neben der von Trainee.
Großen Dank.
Als kleiner Dank (Gernhardt in Brecht-Manier):
noch eine kenntnisreiche, elaborierte Würdigung neben der von Trainee.
Großen Dank.
Als kleiner Dank (Gernhardt in Brecht-Manier):
Über den Widerstand
Der Schriftsteller He-hei (Henscheid) hielt es für verwerflich, Literaturpreise anzunehmen, während sein Kollege Ge-ga (Gernhardt) nichts dabei fand. »Indem du dich mit dem Literaturbetrieb gemein machst, stärkst du ihn«, sagte He-hei. »Indem ich ihm Geld entziehe, schwäche ich ihn«, hielt Ge-ga entgegen. »Indem du einen Preis annimmst, gibst du zu verstehen, welches dein Preis ist«, fügte He-hei hinzu. »Indem ich jedweden Preis annehme, ganz gleich, wie hoch er dotiert ist, signalisiere ich, wie gleichgültig mir der jeweilige Preis und das mit ihm verbundene Geld sind«, erwiderte Ge-ga. »Indem du es zuläßt, daß dein guter Name mit so etwas Fragwürdigem in Verbindung gebracht werden darf, wie es ein Preis ist, schwächst du bei jenen Jüngeren, die zu dir aufblicken, den Sinn für Richtig und Falsch und damit ihren Widerstand gegen den Literaturbetrieb», mahnte He-hei. »Indem ich ein schlechtes Beispiel gebe, schwäche ich lediglich ihre Bereitschaft, zu jemandem aufzublicken«, versetzte Ge-ga. »Damit aber stärke ich ihren Eigensinn, die wichtigste Voraussetzung dafür, jedwedem Betrieb Widerstand entgegenzusetzen.«
Robert.Gernhardt: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Frankfurt: Fischer 2006, S. 1065.
Der Schriftsteller He-hei (Henscheid) hielt es für verwerflich, Literaturpreise anzunehmen, während sein Kollege Ge-ga (Gernhardt) nichts dabei fand. »Indem du dich mit dem Literaturbetrieb gemein machst, stärkst du ihn«, sagte He-hei. »Indem ich ihm Geld entziehe, schwäche ich ihn«, hielt Ge-ga entgegen. »Indem du einen Preis annimmst, gibst du zu verstehen, welches dein Preis ist«, fügte He-hei hinzu. »Indem ich jedweden Preis annehme, ganz gleich, wie hoch er dotiert ist, signalisiere ich, wie gleichgültig mir der jeweilige Preis und das mit ihm verbundene Geld sind«, erwiderte Ge-ga. »Indem du es zuläßt, daß dein guter Name mit so etwas Fragwürdigem in Verbindung gebracht werden darf, wie es ein Preis ist, schwächst du bei jenen Jüngeren, die zu dir aufblicken, den Sinn für Richtig und Falsch und damit ihren Widerstand gegen den Literaturbetrieb», mahnte He-hei. »Indem ich ein schlechtes Beispiel gebe, schwäche ich lediglich ihre Bereitschaft, zu jemandem aufzublicken«, versetzte Ge-ga. »Damit aber stärke ich ihren Eigensinn, die wichtigste Voraussetzung dafür, jedwedem Betrieb Widerstand entgegenzusetzen.«
Robert.Gernhardt: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Frankfurt: Fischer 2006, S. 1065.
Trainee (71) äußerte darauf am 20.01.19:
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