An Chrysillen

Sonett zum Thema Erotik

von  Walther

„An Chrysillen*“

Was sagst du mir? Was willst du denn zeigen?
Du nutzt den Schwung der Lust, die uns verboten
Ist, machst den Himmel auf und sprichst in Zoten,
Erzähl mir nicht, das wäre dir nicht eigen!

Im Gegenteil! Ich soll dir jetzt was geigen,
Du folterst mich und machst mich zum Heloten,
Du scherzt und schäkerst, machst zum tumben Boten
Mich, der dich liebt, und tanzt mit dir den Reigen,

Der Gold verspricht und Edelstein. Und Nähe:
Als wüsstest du, wie ich dich gerne sähe,
Verkleidest du dich als den Unschuldsengel!

Die Taube dort in deinem Haar ist eine Krähe!
Sie gurrt nicht, nein, sie schrillt, und ihr Gequengel
Macht mich zum Wüterich mit güldnem Stengel!

* Sonett von Paul Fleming

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (29.10.18)
Hübsche Parodie auf erotische Sonette des Barock.

 Walther meinte dazu am 29.10.18:
Ertappt, lb. Ekkehart, ertappt. so gut wie das   original ist es natürlich nicht. lg W.

Antwort geändert am 29.10.2018 um 10:55 Uhr
Dieter Wal (58)
(29.10.18)
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 Walther antwortete darauf am 29.10.18:
Hi Dieter, das Barock hat eine andere, sehr exaltierte, sprache. daher ist es gewöhnungsbedürftig. der dichter ist neben Opitz und Gryphius, um mal zwei zu nennen, einer der ganz großen aus dieser zeit. und das sonett von ihm ist gelungen, auch wenn es sich heute etwas schwierig und schwergängig anhört. lg W.
Dieter Wal (58) schrieb daraufhin am 29.10.18:
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 Walther äußerte darauf am 29.10.18:
Hi Dieter,
das Fleming sonett schlägt, die interpretation, in die es eingebettet steht, um, es wird von der lobpreisung zur satire und wirft der angesprochenen reinen selbstbezug vor, die echte liebe nicht zuläßt. daher hat die übertreibung - wie die eingebauten macken im text selbst - durchaus system. ich folge dir mit deiner einschätzung des barocks durchaus; wer das deutsche sonett verstehen will, muß dort nachhorchen.
ich selbst nutze in meinen modernen sonetten immer elemente drastischer sprache. dabei befinde ich mich in guter tradition. das 19. jahrhundert hat zuviel weichpoliert. bei lyrik muß es haken, reißen und schmerzen.
lg W.
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