Klischees

Text zum Thema Emanzipation

von  Alex

Immer wieder höre ich Fragen wie diese:

" Willst du nicht Mal zur Ruhe kommen? Hast du keine Angst, dass dir was passiert? Ist das nicht voll eklig für dich, mit solchen Männern zu ficken? Willst du nicht Mal einen richtigen Beruf machen? Willst du nicht irgendwann eine Familie gründen? Da sind doch bestimmt voll viele Perverse, die dich besuchen? Belastet dich der Job nicht? Und, hast du auch einen richtigen Job? "

Ich könnte diese Liste ewig weiter führen, es ist wirklich erstaunlich, wie viele Vorurteile über das Thema Prostituion hersschen.

" Eine Frau kann sowas nicht freiwillig machen. Entweder ist sie sexsüchtig, hat eine andere psychische Krankheit, oder einen Zuhälter oder andere Probleme."

" Ein normaler Mann geht nicht zu Nutten. Die müssen alle ganz perverse Vorlieben haben."

"Ein normaler Mann würde sich nicht auf eine Beziehung mit einer Sexarbeiterin einlassen. Er würde sich dauernd Sorgen machen oder wäre eifersüchtig. Wenn das nicht so ist, liebt er sie nicht, oder er ist nicht normal."

Blablabla. Sicher hat die oder der eine oder andere noch ganz andere Klischees gehört. Diese Aussagen kommen aus allen Schichten der Gesellschaft. Ich kenne Punks mit Vorurteilen gegen Freier, ich sehe Freier, die abfällig über Nutten denken, ich weiß von Prostituierten, die sich in klischeebehafteten Aussagen über Freier auslassen. Im Fernsehen, in Zeitungen, im Volksmund... Klischees.

Ich kann aus meiner Erfahrung nur Eins sagen:

90 Prozent meiner Kunden sind nette Männer Mitte Vierzig, mit Bauch und ausfallenden Haaren, mit nur selten wirklich ausnehmend außergewöhnlichen Vorlieben. Ich kann mich mit einigen anregend unterhalten. Manche haben mit mir auch außerhalb meines Berufs Kontakt. Ich mag viele von ihnen.

Natürlich sind nicht alle so. Ab und zu begegnen mir auch Frauen. Das hat allerdings Seltenheitswert - Leider.

Es gibt einen gewissen Prozentsatz an echt verrückten Menschen. Manche davon finden in mir die perfekte Partnerin für unterhaltsame Fetisch. Das sind die harmlosen, die ich mag.

Natürlich gibt es auch unangenehme Begegnungen, die man nicht verleugnen sollte. Aber das ist nicht das, was mir als Sexarbeiterin täglich begegnet. Täglich begegnen mir die oben beschriebenen Teddybären- Typen, die harmlosen Spinner und die verheiraten Männer, die ein bißchen Abwechslung brauchen.

Es ist schön, immer wieder neue Bekanntschaften zu machen. Ich mag es, sexuelle und emotionale Bedürfnisse zu befriedigen. Ich bin weder sexsüchtig noch habe ich einen Zuhälter. Prostitution und Familie lässt sich vereinbaren. Prostituion und Beziehung ebenso. Wichtig ist Transparenz. Wichtig ist, Vorurteile zu hinterfragen.

Wichtig ist eine offene, tolerante Gesellschaft. Es wird besser, ich bin zuversichtlich. Eines Tages werde ich anderen Menschen sagen, was ich beruflich mache und niemand wird mich deswegen schief ansehen, sein Mitleid bekunden oder etwas anrüchig daran finden.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (22.11.18)
Herrlich: Wieder der lustige Vertipper, geschickt eingebaut:

Willst du mich Mal einen richtigen Beruf machen?

 Alex meinte dazu am 22.11.18:
😀 Ich kanns halt.

 Augustus (22.11.18)
Der Text zeigt die Prostitution als Spiegel der Gesellschaft auf und wie Freier vereinsamen und verkümmern können, wenn das Leben nichts mehr für sie an Herzenswärme anzubieten hat.

Ave

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 23.11.18:
Um Prostitution geht es hier nicht. Sondern um
das Thema Prostituion
.

Guten Morgen!

Antwort geändert am 23.11.2018 um 10:16 Uhr
Echo (34)
(23.11.18)
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Hermann (72)
(24.01.19)
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 Alex schrieb daraufhin am 24.01.19:
Ja, das auch. Ich könnte natürlich auch noch zehn weitere Gründe nennen :).
Hermann (72) äußerte darauf am 24.01.19:
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