Lerne, für dich einzustehen

Gedanke zum Thema Emanzipation

von  Alex

Ich sitze in meinem Terminappartment und trinke Chai- Tee. Heute habe ich keine Lust, irgendjemanden zu sehen. Seltsamerweise passiert es oft, dass genau an solchen Tagen ungewöhnlich viele Menschen spontan an meiner Tür klingeln/ klopfen. Wenn es möglich ist, ist das Erste, was ich beim Betreten eines neuen Appartments mache, die Klingel auszuschalten. Es ist einfach anstrengend, wenn zu den unmöglichsten Zeiten Fremde klingeln, meistens wollen sie eh nur so billig und schnell wie möglich ihren Druck ablassen.

Persönlich bevorzuge ich es, erst mit einem Menschen schriftlich zu kommunizieren, bevor ich mich dazu entscheide, ihn in mein Appartment, an meinen Körper und auch zumindest auf Zeit in meine Seele zu lassen. Aber ich schweife vom Thema ab:


Ich sitze dort und trinke Chai. Es klingelt, weil es in diesem Appartment leider nicht möglich war, die Klingel stumm zu schalten. Ich seufze und ignoriere es, doch der Unbekannte vor der Tür gibt nicht auf. Es klingelt Sturm.

" Meine Fresse, muss der einen Druck haben ", denke ich.  Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die Person, die vor der Tür steht, eine Frau ist. In den 2 Jahren, in denen ich meine Arbeit vorrangig in solche Locations verlegt habe, waren unangekündigte Kunden immer männlich, noch nie war es eine Frau.

Zögerlich, unwillig stehe ich auf und gehe zur Tür. Ich öffne sie. Vor mir steht ein Mann Mitte vierzig, untersetzt, kleiner als ich.

Ich sage ihm, dass ich keine Lust habe, mit ihm einen Termin zu machen. "Feierabend ", erkläre ich ihm, "Ich bin müde." Er schaut mich verständnislos an.

"Was kostet ein Bj?"
"Ich mache heute keine Termine mehr ", entgegne ich und schließe die Tür wieder.

Keine zehn Minuten später klingelt es wieder, penetrant, durchgängig.

Ich öffne die Tür, davor steht der selbe Typ. Entrüstet wirft er mir folgende Worte entgegen:" Aber ich bezahle dich doch!" Ich werde wütend, mit lauter Stimme sage ich ihm, dass er sich jetzt sofort verpissen soll und drücke mich gegen die Tür, weil er versucht, sich in die Wohnung zu drängen.

"DU BIST DOCH TOTAL VERRÜCKT ", höre ich noch, dann ist die Tür endlich zu. Ich atme auf, höre Schritte, die sich entfernen, sehe durch den Spion; der Typ ist weg.

Früher hatte ich ernsthafte Probleme, Nein zu sagen. Ich habe mich danach oft schlecht gefühlt, als hätte ich mich unfair verhalten.  Eine solche Situation hätte in mir ein schlechtes Gewissen verursacht, weil ich das Gefühl gehabt hätte, mich dem Mann gegenüber ungerecht verhalten zu haben- Weil ich nicht zugelassen hatte, dass er meine Grenzen überschreitet.

Wenn ich heute darüber nachdenke, kommt mir diese Denkweise so fremd vor, als wäre sie das Denken eines anderen Menschen.

Und in gewisser Hinsicht ist sie das auch, denn ich bin ein anderer Mensch als ich vor zehn Jahren war. Auch die Sexarbeit hat dazu beigetragen, dass ich heute meine Grenzen verteidigen und für mich selbst einstehen kann und das sogar ein gutes Gefühl in mir erzeugt.

Wenn man das als Sexarbeiterin nicht ganz schnell lernt, ist dieser Job lebensgefährlich. Man hat gar keine andere Wahl, als ganz schnell zu lernen, Situationen und Menschen abzuschätzen, zu beurteilen, ob man das will, was passieren kann und im Falle, dass man es nicht will, dies mit aller nötigen Vehemenz zu kommunizieren und mit allen notwendigen Mitteln durchzusetzen.

Aus diesem Grund ist die Sexarbeit definitv nicht für jede Frau zu empfehlen. Frau muss gewisse Voraussetzungen mitbringen, die nicht jede hat. Ich selbst war mir lange nicht klar, wie stark ich bin, bis ich stark sein musste.

Für mich persönlich ist es nicht nur möglich, eine starke, emanzipierte, unabhängige, mutige Frau zu sein, wenn man in diesem Beruf tätig ist, es ist zwingend notwendig. Für mich persönlich ist es auch so, dass die Tatsache, dass ich mich für diesen Beruf entschieden habe und die Ausübung dieses Berufs für mich ein tägliches Training darin ist, genau diese Frau zu sein, weil ich praktisch täglich mit Situationen konfrontiert werde, in denen ich diese Frau sein muss.

Ich bin stolz, von mir behaupten zu können, dass ich eine solche Frau bin.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (06.10.19)
Da sind ein paar offensichtliche handwerkliche Fehler drin, aber nun bin ich zu müde, diese aufzuzählen...

Nett zu lesen, hat auch Humor. Aber die Selbstreflektion der Ich-Erzählerin ab "Früher..." ist einfach langweilig., weil nur vorgekaut und nicht erzählt, Würde ich komplett streichen und wenn Du dann noch die Fehlerchen korrigierst, dann wird ein guter Text daraus, nicht wahr?

Kommentar geändert am 06.10.2019 um 14:04 Uhr

 Augustus (06.10.19)
Eine Prostituierte tritt gegen die allgemeine Geilheit der Menschheit auf, gegen ein im Menschen innewohnendes universelles Äther, an welchem sie wie ein Kind an einer Zitze saugt, um lebensfähig zu bleiben.

Ave

 LotharAtzert (06.10.19)
Stell dir vor, du öffnest die Tür, ein Mann steht da und sagt: "Hallo, ich bin Dieter Rotmund" … wie geht es jetzt weiter?

 Alex meinte dazu am 06.10.19:
Ich frage ihn, ob er einen Kaffee will.

 Alex antwortete darauf am 06.10.19:
Kaffee trinken ist so ziemlich das Beste, was ich mit einem netten, alten Mann machen kann, den ich nicht ficken will.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 06.10.19:
Nein nein, ich nehm alles zurück

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 07.10.19:
Lothar, offenbar setzt du Xenias Lyrich mit ihr selbst gleich? Das würde ich nicht tun.
Cora (29) ergänzte dazu am 07.10.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 07.10.19:
Dieter, für einen Fick stehe ich leider auch nicht zu Verfügung. Wenn du aber mal in Frankfurt bist, könnten wir ein paar leckere Bio-Blütchen verdampfen. (lungenschonend, geht also auch für Nichtraucher). Tee und Gespräch inclusive.

 Alex meinte dazu am 07.10.19:
Chai ist verdammt lecker, Cora. Man sollte sich gut überlegen, mit wem man ihn teilt..

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 24.10.19:
Lothar, Danke für die Einladung, aber ich bin Kaffeetrinker.

 LotharAtzert meinte dazu am 24.10.19:
Da hab ich ja noch mal Glück gehabt.
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