The Age of Innocence

Erzählung zum Thema Stadt

von  toltec-head

Von unten aufsteigender, sonnenproduzierter Genitalgeruch, wenn man nach einer durchfickten Nacht am Morgen bei offenem Fenster und heruntergelassenem Pyjama seinen Kaffee nippt und ins Blaue schaut.

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Während ich den Scorsese Film schaue, tatsächlich das starke Gefühl gehabt, eines von 7,52 Milliarden psychischer Systeme zu sein, die nicht mehr Teil der Gesellschaft sind. Welche Gesellschaft? Die Gesellschaft, das waren die Opernnächte, die Empfänge, die Bälle, die jungen Mädchen, die man heiratet, weil man nicht will, dass jemand anderes sie einem wegschnappt und die alles steuernden, verfetteten alten Tanten im Hintergrund. Ökonomisch in der versozialdemokratisierten Nippesausgabe für mich, wie für beinahe jedermann, heute immer noch erreichbar, existenziell aber vollkommen bedeutungslos. Manchmal hat man den Eindruck, dass das einzige was die Gesellschaft heute noch zusammenhält und meinen Außenseiterstatus - den Außenseiterstatus, den längst alle besitzen - noch stört, das Moralgedöhns des links-grünen Medienestablishments ist. Das Moralgedöhns des links-grünen Medienestablishments hat exakt dieselbe Funktion wie die Opernnächte, die Empfänge, die Bälle, die jungen Mädchen und verfetteten Tanten in New York um 1870 herum oder ist alles, was von ihnen noch übrig geblieben ist. Schrecklich zu denken, dass man ohne dieses Moralgedöhns, dächte man sich den ganzen  Empathiegeschwall mit einem Schuss Umwelt-  oder Irgendwas-Katastrophe, einfach weg,  in seinen individuell gestalteten Wohnklos tatsächlich vollkommen gewissenlos allein wäre.

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Selbst an Cruising-Orten läuft heute nichts ohne Apps. Wer mag denn schon auf die Negativauslese zufällig vorbeischneiender Krüppelbodies reduziert sein? Warte im Slingroom der Sauna beinahe eine Stunde mit Handy in der Hand bis ein Arrangement sich tatsächlich doch noch beinahe wider Erwarten realisiert. Ohne das Handy in der Hand hätte ich die Horden vorbeischleichender und kurz reinschauender Gespenster mit Handtüchern um die Hüfte keine 5 Minuten ertragen. Nun, was soll ich sagen? Das Warten hatte sich gelohnt!

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Aus der Sauna kenne ich einen jungen, athletischen Mann, der zwei Themen aus Bruce La Bruce Filmen in sich vereint. Er ist einarmig und steht nur auf Männer über 50. Glaub aber nicht, dass er sie mit seinem Stumpf penetriert. Dies ist Hannover und nicht das Los Angeles der 90er oder das Berlin von heute. Die berühmte Fickszene mit einem Beinstumpf aus Hustler White vor kurzem wieder gesehen. Weiß noch wie entsetzt ich das erste Mal war. Beinahe entsetzt, dass ich die Szene heute - und zwar sogar sexuell - beinahe mag.

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Kommentare zu diesem Text


 Oskar (04.02.19)
"was die Gesellschaft heute noch zusammenhält"

Vertrauen, sagt Luhmann.
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