Kaleidoskop

Sonett zum Thema Zeichen

von  FrankReich

Ein graues (und auch recht betagtes) Ungeheuer
hockt stumm (in seinem Schweiß) a(n eine)m Steinverhau.
Es klopft (mit seinem Fuß, es klopft) mit dem Gemäuer
(nach einem alten Plan) das Kartenspiel Mau Mau.

Ein Dämon (steht am Rad, der Dämon) dreht das Steuer
(im Namen seiner Welt), in Ahnung vor dem Stau.
Zwar ist er meistens (weich, jedoch auch eben) scheuer,
und (überschaut die Zeit, und) unterlässt die Schau.

Doch blinzelt (ganz ver)lieb(t) und (unerschwinglich) teuer
des Himmels(fürsten) Licht im (tränengleichen) Tau,
sowie ein (alter) Tag, (jedoch) als (völlig) neuer:

Der spiegelt (sich im Glas, der spiegelt) es genau,
und aus dem (Flammenmeer der Hitze) Höllenfeuer
stolziert ein bunter (weil, voll aufgeblühter) Pfau.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (24.04.19)
Ein Husarenstück!

Das gefällt mir, obwohl es schwer zu lesen ist - und sicher noch schwerer zu formatieren war, oder?
Ich, und ich meine damit wirklich mich, hätte zwei Sonette draus gemacht und den Leser rätseln lassen.

Liebe Grüße
Llu ♥

 FrankReich meinte dazu am 24.04.19:
Hallo Llu,

Husarenstück im altmodischsten Sinn des Wortes, denn die Idee ist dem Barocker Hoffmannswaldau abgeschaut. Der Gag dabei ist, dass die Prosodie nicht zerstört wird. Hoffmannswaldau hat gar keine Klammern eingefügt, keine zwei Gedichte daraus gemacht, und auch sonst keinen Hinweis hinterlassen, und meine Botschaft ist das Wortspiel zu 'Kaleidoskop', es verzahnt sich ineinander, habe ich mir gedacht.
Hier Hoffmannswaldaus Nummer:

39. Opitzens

Mich hat ein kleiner Ort der deutschen Welt gegeben,
der wegen meiner wird mit Rom die Wette leben.
Ich suche nicht zuviel, ich bin genug gepriesen,
dass ich die Venus selbst im Deutschen unterwiesen.

Der Text ohne Füllmaterial lautet folgendermaßen:

39. Opitzens

Mich hat ein Ort der Welt gegeben,
der wird mit Rom die Wette leben.
Ich suche nicht, ich bin gepriesen,
dass ich die Venus unterwiesen.

Die Silbenlänge reduziert sich von 13 auf 9, das Metrum bleibt. Das ist übrigens eine Grabschrift auf den Dichtungsreformer Martin Opitz, der 1639 in Danzig an der Pest gestorben ist.
Genial, oder?

Ciao, Ralf

Antwort geändert am 24.04.2019 um 21:27 Uhr
Ebenholz (68)
(25.04.19)
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 FrankReich antwortete darauf am 25.04.19:
Tja, Ebenholz, irgendwann bin ich wohl mal im 17. Jahrhundert aufgewacht, und dachte mir, Mensch, warum nicht das Interessanteste der Lyrik miteinander kombinieren und das machen, was ich am besten kann? Dann stand ich erst mal da, und habe dumm geguckt, und zwar ins Kaleidoskop. Da das aber noch nicht erfunden war, musste ich improvisieren. Das Ergebnis kennst Du ja.
Nee, echt jetzt, meine Wörter sind alt? Das sagt Baby Solanas nämlich auch. Ich glaube, ich muss mich mal irgendwo richtig ausheulen,

oder, besser noch, ich beiße Dieter!!!

Ciao, vielen lieben Dank für Kommentar und Empfehlung,
Ralf

Antwort geändert am 25.04.2019 um 12:36 Uhr

Antwort geändert am 25.04.2019 um 12:41 Uhr
Ebenholz (68) schrieb daraufhin am 25.04.19:
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 FrankReich äußerte darauf am 25.04.19:
Hi, Ebenholz, Quatsch, das war schon okay so. Wie ich Baby Solanas schon schrieb, nimm mich nur ernst, wenn es gar nicht anders geht, oder Du Dieter heißt. Aber das wünsche ich keinem, nicht mal Dieter.

Ciao, Ralf
Dieter Wal (58)
(19.02.20)
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 FrankReich ergänzte dazu am 19.02.20:
Danke Dieter, und bzgl. der Verwandten liegst Du nicht ganz falsch, das wird aber wohl eher eine Walverwandtschaft sein.
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