Kai mochte etwa um die Dreißig sein. Er begegnete mir meist beim Einkauf im Rewe-Markt unserer Kleinstadt. Irgendwie waren wir miteinander ins Gespräch gekommen, vielleicht weil er mir sympathisch rüberkam. Nun hatte ich ihn seit etwa einem halben Jahr nicht mehr gesehen und er berichtete mir, ohne dass ich ihn gefragt hatte, dass er eine Entziehungskur vom Alkohol gemacht hätte, auf eigenen Wunsch, weil er zuletzt doch sehr oft gefeiert hatte unter Alkoholeinfluss. Ich fragte ihn, ob die Kur erfolgreich gewesen sei. Er antwortete mit zuversichtlichem Gesichtsausdruck. Und ich darauf: „Da könne man dann ja Einen auf trinken.“ Er schaute mich entsetzt an und antwortete. „Aber nein, er müsse trocken bleiben.“
Dies erstaunte mich, weil ich davon ausging, dass heute mittlerweile Therapien angewandt werden, die einen Alkoholpatienten in die Lage versetzen sollten, zukünftig kontrolliert mit Alkohol umzugehen. Das heißt, sie bräuchten keineswegs gänzlich aufs Trinken verzichten.
Was unsere Psyche betrifft, scheint man sich wohl noch immer schwer zu tun, therapeutisch einzugreifen, trotz der vielen Erkenntnisse in den letzten Jahren, die man gewonnen hatte, nicht allein aufgrund bildgebender Verfahrenstechnik über das Gehirn.
Aber wenn es um Bewusstsein, Geist und Psyche geht und man überkommene Denkweisen und Begriffe nicht korrigiert und präsieziert, scheint mir nach wie vor keine wissenschaftliche Annäherung in Sicht.
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