Schwingen

Skizze zum Thema Entwicklung(en)

von  Bella

I.
Schlägt groß ein
Außermir in
mir weiter und weiter und fort und schlägt
aus
geh ich auf Schwingen
setz meine Füße so
luftgenau.

II.

Auf Ab-
wegen bleiben
nicht Flügel noch Schläge
dem tauben Organ. Diszipliniert schlug es sich
bereits an den Normen
in Form.

III.

Wem gehört noch ein Schweben, wer hört noch das
innere Beben das draußen schon
lebt im sterbenden
Wald. An brennenden Blättern klettern schon bald
Spinnengefühle
und weben sich zitternd
in Netze aus Asche in Träume aus
federndem Weiß. Morsch
singt noch die Zeit: ich versäume.

IV.

Harrt klein ein
Inmir in mir aus
faltet die Schwingen und schweigt
sich aus.

V.

Schlägt klein
ein Inmir
aus mir heraus
seine Schwingen.

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Kommentare zu diesem Text


 Sternenpferd (16.09.19)
die letzten 2 gefallen mir ausserordentlich gut :)
glg m.
schön wieder was von dir zu lesen

 Bella meinte dazu am 16.09.19:
Das ist schön! Vielen Dank für deinen Kommentar und schön, dass du bei mir liest!
:)

 FrankReich (16.09.19)
Die dritte Strophe als Achse finde ich noch am gelungensten. In der vorletzten stört das erste aus ein wenig, das könnte durch "Verharrt" ersetzt werden, evtl. auch durch Wortinversionen begleitet, aber das ist wohl Eindruckssache.
Definitiv aber handelt es sich hierbei um ein Gedicht, irgendwo zwischen Expressionismus und Surrealismus angesiedelt, und es wirkt zusätzlich durch die unaufdringlichen Reime in der 3. Strophe, sowie die Alliterationen Schlagen, Schwingen, Schweben und Schweigen.

Ciao, Frank

 Bella antwortete darauf am 16.09.19:
Hallo Frank,

vielen Dank für deine Rückmeldung und deine Gedanken dazu!
Welche Wortinversionen meinst du?
Für mich klingt das "aus" an der Stelle sehr passend, aber vielleicht habe ich da eine andere Melodie im Kopf.

Liebe Grüße
Bella

 FrankReich schrieb daraufhin am 16.09.19:
Hi Bella,

ich sagte ja, das war dem Eindruck geschuldet, ich hatte das Außermir und Inmir zuerst auch nicht als feststehende Begriffe gesehen. sondern mich tatsächlich nur auf den Mittelpunkt konzentriert, der mir aber immer noch am besten gefällt. :D

Ciao, Frank

 Bella äußerte darauf am 16.09.19:
okidoki! Danke dir!

 juttavon (16.09.19)
Ein feiner Text, liebe Bella.

Zart wie eine "Skizze", der Versuch zwischen dem Außen und Innen zu balancieren und einen Wachstumsprozess auszudrücken. Eine verletzliche Seele wandelt sich von der Puppe zum Schmetterling: Sie geht durch die Anpassung ("Diszipliniert schlug es sich / bereits an den Normen / in Form"), leidet "im sterbenden / Wald. An brennenden Blättern"... und findet die eigenen "Schwingen".

Ein Gedicht!

HG Jutta

 Bella ergänzte dazu am 16.09.19:
Liebe Jutta,

es macht mich gerade sehr glücklich, dass du diesen Entwicklungsprozess und seine Ambivalenzen so klar und schön herausgelesen hast. Dafür und für deine Empfehlung und den Kommentar danke ich dir ganz ganz herzlich :)

Liebe Grüße!
wa Bash (47)
(16.09.19)
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 Bella meinte dazu am 16.09.19:
Danke! Freut mich!

 jorgetraum (16.12.19)
Möchte mich Jutta anschließen. Auch ich hatte ganz ähnliche Empfindungen.
Das LyrichIch befindet sich auf einer Gratwanderung und ist in ständiger Gefahr Lawinen loszutreten - beidseitig des Grates!

Die beiden letzten Strophen gefallen mir am besten - durch die Kürze und die Präzision.

 Bella meinte dazu am 17.12.19:
Die Entwicklung des Eigenen, eines starken Inneren, eines Selbst, der damit verbundene Ermächtigungsprozess ist eine (zärtliche bis gewaltvolle) Gratwanderung, finde ich. Jede Person kann aus diesem Prozess herausgezogen werden und aber auch wieder hineinfinden.
Ich freue mich, dass du diese Entwicklung auch herauslesen konntest - so war es gemeint.
Danke auch für dein Lob für die letzten beiden Strophen!
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