Morddrohung vom Ehemann einer Aldi-Kassiererin

Kurzgeschichte zum Thema Diebstahl

von  Koreapeitsche

In meiner latent-kleptomanen Phase klaute ich täglich, zumeist Tabak oder Zigaretten. Das ging ruck-zuck. Manchmal ließ ich mir die Packung Prince Denmark sogar von anderen Kund*nnen, die bereits am Laufband standen, reichen. Manchmal bückte ich mich, tat so. als würde ich mir die Schuhe schnüren und steckte dabei die Schachtel in den Strumpf. Manchmal schob ich sie einfach in die vordere Hosentasche oder in eine äußere Jackentasche der Lederjacke, jedoch nie in die Innentasche, denn das hätte auffallen können. Mein Vorteil war, dass ich fast nie betrunken klaute, sondern fast ausschließlich nüchtern. Bei Aldi in der Einkaufsstraße arbeitete immer die gleiche Frau an der Kasse. Ihr Typ arbeitete im Panzerbau. Sie lächelte mich fast jedes Mal an, wenn ich an der Kasse stand. Ich lächelte meist aus vollem Herzen zurück, vor allem da ich meinte, den Ladendiebstahl mit einem Lächeln besser übertünchen zu können. Vielleicht dachte sie, da ist etwas zwischen uns, doch ich wollte nur die Schachtel Zigaretten klauen, während ich ein paar Kleinigkeiten aufs Laufband legte, Chips oder ein, zwei Biere. Ihr Lächeln war schon sehr aufgeilend, und ich erwidertes es gern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wusste, dass ich Ladendieb war. Das ging lange Zeit so weiter, und ich wurde bei Aldi nie erwischt. Einmal klaute ich sage und schreibe 40 Camel ohne in einem Rutsch, indem ich mir 4 Stangen in die Ärmel der Bomberjacke schob. Ich nähte mir bald extra einen zusätzlichen Gummizug unten in die Bomberjacke ein, damit mir das Diebesgut nicht unten rausrutschen konnte. Es blieb nicht aus, dass ihr Typ auch mal bei Aldi einkaufte. Jedenfalls war er plötzlich oberaggro, wenn er mich sah. Er war kaum zu halten und schäumte vor Wut, wenn er mich erblickte. Es war mir ein Rätsel. Als ich einmal an ihm und der Kassiererin im Ort vorbeiging, schäumte er schon. Er drehte sich um und schrie mir hinterher:
      „Du Schwein, ich bringe Dich um!“
Da zog seine Partnerin ihn am Arm weg vom Ort des Geschehens. Ich kannte ihn nicht persönlich. Jedoch kannte ich mehrere seiner Arbeitskollegen vom Fußball oder aus der Spielhalle. Er arbeitete zusammen mit Mannek in einer Halle. Ich vermute mal, dass sich da eine Gerüchteküche zusammengebraut hatte, denn hinter meinem Rücken sprach nicht jeder gut über mich, auch wenn das von Aug zu Aug durchaus anders war.
      Inzwischen war ich von Prinz Denmark auf West umgeschwenkt. Als ich schließlich bei SK gegenüber der Kirche beim Klauen erwischt und vom Partner meiner Schwester auf dem 7. Revier verhört wurde, entschied ich mich dazu, meine Karriere als Ladendieb zu beenden. Es ist schwer zu schätzen, wie hoch der wirtschaftliche Schaden am Ende war. Es wird sicher eine 4-stellige Summe gewesen sein. Jetzt war ich reif für die nächste Stufe. 




Anmerkung von Koreapeitsche:

Das ganze Leben ist ein Quiz !

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (10.10.24, 23:08)
Ja, mich haben die auch schon umgebracht. Daß ich noch lebe ist ein med. Wunder. So richtig echt in Wirklichkeit. Ich kann nur dazu sagen, wen die erwischen wollen, kriegen die. Ich war mir sicher, mich niemals, weil bei mir alles stimmt.

Teichi

Kommentar geändert am 10.10.2024 um 23:10 Uhr
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