Und nochmals krähte der Hahn

Monolog zum Thema Enttäuschung

von  Terminator

Die umstandslose, fast automatische Gleichsetzung von Frauenfeindlichkeit und Sexualfeindlichkeit spricht Bände, doch einer dieser Bände könnte auch Weiningers „Geschlecht und Charakter“ sein. Wer gegen Sex ist, ist gegen das Weib, behauptet hier jedoch gerade derjenige, der das Weib vor christlichem Frauenhass retten will.

Karlheinz Deschner beklagt die christliche Negation der Willensfreiheit, gesteht dem freien Willen aber keine große Kraft zu: der menschliche Wille kann einfach nicht stark genug sein, um im Zölibat zu leben; der Mensch ist, wie aus Deschners Zölibat-Kritik hervorgeht, ein Sklave seines Sexualtriebs.

Die Ursache der Zölibat-Einführung in der Kirchengeschichte mag pekuniärer Natur gewesen sein (ehelose Priester leiten mehr Geld an Bischöfe und Päpste als verheiratete), aber die Idee des Zölibats selbst ist edel: wer sich völlig der Religion widmet, entsagt der Sexualität. Und wer zu schwach ist, enthaltsam zu leben, sollte eben kein Geistlicher werden. Nicht der Zölibat war in der Kirchengeschichte die Ursache der Hurerei und des Kindesmissbrauchs, sondern die hohe Machtposition der sexgeilen Pfaffen.

Im entscheidenden Punkt reicht der Atheist dem kirchlichen Pornokraten die Hand: im Leben geht es nicht um Gott, sondern um Sex. So wie die Schweinepriester der katholischen Kirche nicht ohne Konkubinen und Huren zu leben vermochten, so wie viele Nonnenklöster nichts als Bordelle waren,  stellt auch der kritische Atheist die Sexualität über jede Kritik und macht alles, was deren freies Ausleben einschränkt, für allerlei Übel verantwortlich.

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