Ich bin Egoist

Monolog zum Thema Arroganz

von  Terminator

Stirners Fehler war, seine Philosophie des Egoismus dem bloßen Menschen zuzumuten, für den sie nicht lebbar ist, da dieser schwach und soziozentrisch ist. Erst Nietzsches Übermensch kann Egoist werden: er ist von anderen Menschen unabhängig, die Gesellschaft und die menschlichen Beziehungen gehen ihn nichts mehr an.


Mitte Januar 2024 begann für mich eine abermalige Flaschenhalszeit: das Verschwinden des diesseitigen Zukunftshorizonts bei permanenter akuter Suizidalität. In dieser Nacht endet sie. In der Transzendenz habe ich mittlerweile einen sicheren Stand, ich habe nicht bloß "Heilsgewissheit" (subjektiv-rational), sondern auch das gute Gefühl und die Intuition, dass meine Weltenanschauung der Wahrheit entspricht. Aber noch lebe ich hier, und es ist freilich meine Entscheidung, wie lange.


Lange genug, so es mir gefällt. Bis 2029 wohl auf jeden Fall. Und als Nietzsches Übermensch, als Weiningers echtes Individuum, als Evolas apollinischer Mann, als Jüngers Waldgänger habe ich die Fähigkeit, ein wahrer Egoist zu sein. Als edler Egoist (mein halbernster Ausdruck dafür ist "Edeladler"; "Hochadler", die höchste Stufe des Übermenschen im Diesseits, muss ich noch werden) stehe ich hoch über jedem Altruisten, jedem Ultilitaristen, jedem Kantianer: sie spielen noch das Spiel (mit ungewissem Ausgang), das ich bereits gewonnen habe.


Das Wesen der "Mitmenschen" und der "Gesellschaft" habe ich in den letzten Monaten theoretisch erkannt, nun verinnerliche ich die Erkentnis; ich kann sie mir, mit Goethe gesprochen, anverwandeln. Aus dieser Erkenntnis kann nur die Konsequenz sein, konsequent Egoist zu werden. Alles Höhere, das im Diesseits relevant ist, ist mir nicht mehr äußerlich: alles Bessere und Höhere habe ich in mir im hegelschen Sinne aufgehoben. Ich als Ich, der Egoist der ich bin, bin heiliger als jede im Diesseits anbetbare Gottheit, bin besser als nicht nur jeder moralische Mensch, sondern als jedes moralische Ideal, das dieser anstrebt, ...ach, jetzt höre ich auf, denn kaum einem Leser ist zuzutrauen, in diesen Worten mehr als Größenwahn und Selbstverherrlichung zu sehen, denn der Mensch (der "nur ein Mensch" ist) schließt immer von sich auf andere (so auch auf Übermenschen und Götter) und setzt ontologische Gleichheit (Gleichwertigkeit) mit dem anderen automatisch voraus...






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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (04.05.24, 17:21)
Wenn du bist wie Nietzsches Übermensch, dir also alles ausser dir egal ist, spielst du nur noch mit dir selbst. Da du immer gewinnst, ist es langweilig.

 Terminator meinte dazu am 04.05.24 um 18:28:
Interessante Definition  und des Übermenschen (und des Egoisten?) 
dir also alles ausser dir egal ist
So würde ich eher den Nihilisten definieren. Nietzsche meinte mit dem Übermenschen eher ein radikal unabhängiges Individuum. Stirners Egoisten-Definition "Mir geht nichts über mich" impliziert auch nicht, dass "mir alles außer mir selbst egal ist", sondern sagt, dass ich für mich selbst der höchste (Selbst-)Zweck bin.

 eiskimo antwortete darauf am 04.05.24 um 19:49:
Du sagst: Die Gesellschaft und die menschlichen Beziehungen gehen ihn nichts mehr an...
Er kann das alles ignorieren,  es kann ihm egal sein - es muss ihm auch egal sein, wenn er sich selbst radikal unabhängig machen will.

 eiskimo schrieb daraufhin am 04.05.24 um 19:49:
Du sagst: Die Gesellschaft und die menschlichen Beziehungen gehen ihn nichts mehr an...
Er kann das alles ignorieren,  es kann ihm egal sein - es muss ihm auch egal sein, wenn er sich selbst radikal unabhängig machen will.
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