Rexit

Ich bin nicht mehr "rechts", es ist vorbei. Natürlich hatte ich mit "rechts" nie die modernen Massenbewegungen gemeint, sondern einen mystisch-religiösen Konservatismus, aber der Begriff "rechts" ist derzeit nunmal eindeutig besetzt. Anstatt Verwirrung in Kauf zu nehmen, und mit "ich bin radikal rechts" implizit mitzusagen, dass alle mich am Arsch lecken können, kündige ich jetzt das Arschloch-Abo.

Mit der autistischen Idiosynkrasie "radikal rechts" muss ich ja nicht an die Öffentlichkeit gehen. Es reicht, dass ich mich in meinem eigenen System so einordne, in einem System, dessen Verständnis keineswegs zu den Grundvoraussetzungen der politischen Bildung gehört. Also nein, ich bin nicht rechts. Aber ich bin politisch. Wer, nach Carl Schmitt, sind also nun meine Freunde, und wer meine Feinde?

Meine Freunde sind die, die Gutes tun, mit oder ohne gute Worte. Wenn gute Worte mit den Taten übereinstimmen, umso besser. Warum sich dafür schämen, Gutes zu tun? Natürlich darf auch davon gesprochen werden. Ich habe nichts gegen "Gutmenschen", wenn sie gute Menschen sind. Ich habe etwas gegen "Gutmenschen", die das Gute billig haben wollen, und es dadurch diskreditieren: die nur reden, aber nichts tun wollen, die nur anklagen, beschuldigen, diffamieren, aber sich selbst nicht anders verhalten als die, denen sie Vorwürfe machen.

Meine Feinde sind die, die Böses tun, egal, womit sie es rechtfertigen. Meistens steht das Ziel ja schon vorher fest: "Ich habe die Brust nicht bekommen, also soll es auch kein anderer". In politischen Populismus übersetzt heißt das dann: "Das Boot ist voll", "Nein zur Islamisierung Europas", "Stoppt die Frühsexualisierung". Es geht darum, dass sichergestellt wird, dass es immer Menschen gibt, denen es schlechter geht, als den mit Privilegien geborenen Losern. Die soziale Hängematte für "echte Deutsche" hat ja gefälligst dafür zu sorgen, dass der "Normale", egal was er anstellt, in der Schlange vor der staatlichen Mutterbrust niemals hinter die "Kulturfremden" oder die "Transen" zurückfallen kann! Das ist für mich Faschismus.

Ein Beispiel. Du bringst dein Kind morgens in die Kita und dir laufen zwei Fetisch-Verkleidete aus dem Kitkat entgegen, wie es halt allen Eltern mit kleinen Kindern jeden Tag in Berlin passiert. Ja, jeder darf seine Sexualität ausleben, wie er will, aber doch nicht vor Kindern! Um mit Mike Ehrmantraut zu sprechen: "Ich weiß nicht, Walt". Um die eigenen Privilegien oder auch die eigene Feigheit, Herzlosigkeit, Trägheit zu rechtfertigen, werden so viele Verschwörungstheorien erzählt. Die Covid-Impfstoffe würden angeblich Nanochips enthalten, die die Bevölkerung entweder überwachen oder unfruchtbar machen sollen. Die Flüchtlingsströme sollen unsere Länder islamisieren, und als wäre schon die Behauptung nicht abstrus genug, sind die Antworten auf die Cui-Bono-Frage noch abstruser. Und euch so kreativen Verschwörungserzählerinnen und Verschwörungserzählern fällt keine kindgerechte Geschichte ein, um die lustige Verkleidung queerer Partygänger, die ein Kind null bis dreimal pro Leben sieht, zu erklären? Nicht der Anblick von Lack und Leder traumatisiert die Kinder, sondern die hasserfüllten Gesichter der Eltern bei diesem Anblick.

Die Wählerinnen der AfD, die populistischen Politiker, die alarmistischen Expertinnen, die ängstlichen Verschwörungserzähler (oh, jetzt habe ich gegendert und lebe immer noch; mir ist sogar der Schwanz nicht abgefallen) haben natürlich Gründe für ihre Überzeugungen, aber es sind die falschen. Die Sehnsucht nach der Welt von Gestern ist angesichts der beschleunigten Postmoderne verständlich, aber nicht die Lösung. Es gibt keine "Globalisten", es gibt eine globale Vernetzung, die durch objektive technologische Tatsachen, und nicht durch bösartige Verschwörungen zustande kommt. Natürlich bringen Zugewanderte aus repressiven Kulturkreisen ihre Missstände mit, aber hausgemachte Missstände werden dadurch nicht etwa vermehrt, sondern eher kaschiert. Der Nafri-Vergewaltiger schützt mit seinem Dasein den einheimischen Missbrauchstäter! Fressen uns die Flüchtlinge unsere Steuergelder weg? Kann man so sehen, wen man die Steuergelder nicht dafür ausgibt, ihre Länder zu zerstören. Die Welt ist komplexer als nicht nur die AfD, sondern das ganze Parteiensystem der BRD wahrhaben will.

Ich fühle mich von keiner Partei repräsentiert. Ich finde nur: die Kriegstreiberei muss weg, die Massentierhaltung muss weg, der sorglose Umgang mit der Umwelt muss aufhören, und zwar global, alles davon. Dafür brauchen wir (jetzt sage ich schon "wir") völlig neue politische Ansätze. Nein, nicht die Weltregierung, die es für die, die davon reden, eh schon gibt. Internationale Netzwerke, interkulturelle Verständigung, religiöse Toleranz, Intoleranz der Intoleranz, militanten antitotalitären Pazifismus, Impfstoffe gegen Diktatur, Wertschätzung der Freiheit, selbstsicher-zuversichtliche Demut und ein planetares Bewusstsein.

Und mir ist klar: das sind letztlich alles nur Worte. Wenn auf sie nichts folgt, sind sie nicht besser als rechtspopulistische Propaganda.