manch wer will andern was vom pferd erzählen

Sonett zum Thema Sprache/ Sprachen

von  harzgebirgler

"Wenn man viel selbst denkt, so findet man viele Weisheit in die Sprache eingetragen. Es ist wohl nicht wahrscheinlich, dass man alles selbst hineinträgt, sondern es liegt wirklich viel Weisheit darin, so wie in den Sprichwörtern." (Lichtenberg)

manch wer will andern was vom pferd erzählen
das ist bei roßtäuschern nun einmal so
doch braucht man nur ein grundwörtchen zu wählen
wie VORSTELLUNG dann spricht darin schon SHOW:

die ganze welt ist längst zur bühn’ verkommen
wo jeder (s)eine schau macht - nichts ist echt
und keiner fühlt sich dabei groß beklommen
es ähnelt wie vorm spiegel dem gefecht

der mensch stellt sich vor dinge nach belieben
kein ding erscheint als das noch was es ist
mensch ist die weltkulisse schön am schieben

wobei er längst das seins total vergißt:
ja seinsvergessenheit heißt "seine" wunde
und die ist auch mit wichtigtun im bunde

*

manch wer will andern was vom pferd erzählen
und macht dabei ein u gern vor fürn x
wir können jedoch selbst den pudel schälen
freilegend seinen kern nullkommanix

die VORSTELLUNG fungiert längst als barriere
und sperrt den blick voll ab auf das was ist
der mensch beherrscht die szene - doch die leere
an sinn in ihm sitzt abgrundtief und frißt

das läßt sich auch durch machtworte nicht ändern
nein sinn läßt sich partout nicht kommandier’n
so schreitet mensch in ZAHLreichen gewändern

auf wegen die kaum zur befreiung führ’n -
es ist geschick : ein gott nur kann uns retten
zumindest wenn wir einen denn noch hätten!

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (14.12.20)
Bild vom Feinsten!
"Mensch ist die Weltkulisse schön am schieben".

Herzliche Grüße
TT

 harzgebirgler meinte dazu am 15.12.20:
...er ist auch von gefährlichem kaliber
weil zumeist kein bloßer wolkenschieber.

lg mit herzlichem dank
harzgebirgler

 Moja (14.12.20)
Du hast meine volle Zustimmung, lieber Harzgebirgler,
ich würde gern mal einen Pudel bis auf den Kern schälen...

Einsichtige Grüße,
Monika

 Didi.Costaire antwortete darauf am 14.12.20:
Da habe ich doch glatt auf den falschen Button gedrückt. Ich habe es korrigiert, siehe unten. :)

Antwort geändert am 14.12.2020 um 20:46 Uhr

 harzgebirgler schrieb daraufhin am 15.12.20:
es schält der mensch sich auch recht leicht
wenn erst die ich-fassade weicht.

herzliche dankesgrüße
henning

 Didi.Costaire (14.12.20)
Die Sonette sind echt lesenswert.
Wer sie liest, der setzt auf's richt'ge Pferd.

Schöne Grüße,
Dirk

 harzgebirgler äußerte darauf am 15.12.20:
wer auf die sprache hört mit off'nem ohr
kann sicher sein: sie macht ihm kaum was vor!

beste dankesgrüße
henning
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