Schielen

Monolog zum Thema Wahrnehmung

von  blauefrau

Donald Trump schielte bei der vorletzten Wahl nach seiner Frau.  Der Großneffe schielt nach dem Geld der Großtante. Das Kind schielt nach der Schokolade.
Schielen ist eine Fehlstellung der Augen, die behoben werden kann, behoben werden sollte, behoben werden muss. Vor dem Eingriff  wird ein Auge abgeklebt, das, welches sich wegdreht.
Und wenn das alles ein ganz großer Irrtum ist? Schielende Augen sehen mehr, sie sehen nach vorne und zur Seite, vielleicht sehen sie auch einiges doppelt. Worte verdoppeln sich, sie bekommen einen Hintersinn, sie werden aus ungewohnter Richtung beleuchtet.  Irrsinn ist dann ein Wort von großer Schönheit, mit doppelten Buchstaben, die sich plötzlich übereinanderlegen, das Wort verkürzen und verschärfen. Leben könnte dann parallel als Palindrom gelesen werden, von hinten und von vorne, würde auftauchen und verschwimmen, im Nebel liegen. Das Wort eben liesse sich auch isolieren, Leben eben, Lebe eben, Leben als Ebene - vorstellbar. Wissen könnte zu Nisse werden, der Blick vertauscht die Buchstaben, Wissen als Läuseeier, als Nisse. Man bräuchte einen Läusekamm. Zuviel Wissen nervt halt auch. Weg damit. Sein könnte man, wenn das eine Auge so richtig abdreht, auch aus Wissen lesen: ich bin, also weiß ich. Ich weiß, also bin ich. Ich weiß um mich.

Ich kneife mich in meine Hand. Ich träume nur: leider schiel ich nicht...

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Kommentare zu diesem Text

wa Bash (47)
(27.12.20)
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 blauefrau meinte dazu am 28.12.20:
Die Schieler, die ich kenne, reden kein wirres Zeug.
wa Bash (47) antwortete darauf am 28.12.20:
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 AZU20 (29.12.20)
Sonst wäre der Text nicht so gelungen. LG
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