Eponomasien aus der Antike #2

Dokumentation zum Thema Sprache/ Sprachen

von  Graeculus

• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Hermaphrodit, der Zweigeschlechtliche
• Hermes, der Bote
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Hunne, der wilde, gewalttätige Mensch
• Hydra, ein sich regenerierendes Ungeheuer, ein Problem, das sich durch eine bestimmte Weise, es zu bekämpfen, immer weiter vergrößert
• Ikarus, der Flieger
• Janus, der Doppelgesichtige
• Judas, der Verräter
• Juno, die Stattliche
• Kain, der Brudermörder
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Kentaur, das Doppelwesen
• Krethi und Plethi, das gemeine Volk, Hinz und Kunz
• Krösus, der Reiche
• Kyklop, das mißgestaltete Ungeheuer (s. Minotaurus)
• Lazarus, der Aufersteher
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Leviathan, das unbezwingbare System-Ungeheuer
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Luzifer, der Teuflische
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Megaira, die/eine Megäre
• Mentor, der väterliche Berater und Erzieher
• Messalina, die promiske Ehefrau
• Methusalem, ein sehr alter Mann
• Midas, der alles, was er anfaßt, in Gold (Wert) verwandelt
• Minotaurus, das mißgestaltete Ungeheuer (s. Kyklop)
• Musen, die Inspirierenden
• Narziß, der Selbstverliebte
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebietes
• Nikolaus, der Kinderprüfer
• Nimrod, der Jäger

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (20.09.21)
Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)

Absoluter Lieblingsphilosoph neben Sokrates. Ich finde ihn ungeheuer leicht verständlich und aufs Zugespitzteste aphoristisch.

Deine Liste ist wundervoll.

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Ungeheuer leicht verständlich? Das erstaunt mich, vor allem angesichts des desolaten Überlieferungszustandes. Vielleicht erschließt sich einem dieses Denken in Gegensätzen eher, wenn man eine Weile Umgang mit dem Tai Chi (Yin und Yang) des Taoismus hatte.

Z.B. das Fragment 49a ist ein großartiger Gedanke. Doch wie lange braucht man, um das jemandem zu erklären?
(Wobei ich davon ausgehe, daß man etwas dann verstanden hat, wenn man es anderen erklären kann.)

 Dieter Wal antwortete darauf am 20.09.21:
"wenn man eine Weile Umgang mit dem Tai Chi (Yin und Yang) des Taoismus hatte."

Tai Chi mache ich auch. Du meintest bestimmt das Tao Te King. So gesehen passen Heraklid und Tao Te King wie Tai Chi bestens zusammen. Mit dem Prolog des Johannesenvangliums.

en archä hä ho logos ...

 Graeculus schrieb daraufhin am 20.09.21:
Tai Chi ist der Name für das Symbol von Yin und Yang, soweit ich weiß. Das chinesische "Schattenboxen" ist wohl danach benannt, d.h. basiert wohl auf diesem Prinzip. Oder?

 Dieter Wal äußerte darauf am 21.09.21:
"Tai Chi ist der Name für das Symbol von Yin und Yang, soweit ich weiß."

Wusste ich nicht. DANKE!

"Das chinesische "Schattenboxen" ist wohl danach benannt, d.h. basiert wohl auf diesem Prinzip. Oder?"

Entschieden wie auch Karate, Judo und andere asiatische Kampfsportarten entspringt Schattenboxen dem Taoismus wie bestimmt auch Konfuzianismus indirekt.

Die verlangsamte Bewegungsmeditation mit archetypischen Bewegungsabläufen (Kranischschwanzstreicheln, Große Kugel von sich wegrollen, Sonne mit der Hand aufnehmen, halten und in den Himmel entlassen etc.) harmonisieren Körper, Seele und Geist.

Wer asiatische Kampfsportarten mit demselben Hintergrund betreibt, findet unendliche Entsprechungen.

Antwort geändert am 21.09.2021 um 08:21 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 21.09.21:
Ich hab's nun mal im "Lexikon der östlichen Weisheitslehren" nachgeschlagen:

- T'ai-chi: wörtl. Firstbalken; das Größte oder Höchste Letzte, Letzte Wirklichkeit, Urgrund des Seins, Großer Uranfang; er erzeugt die zwei Grundkräfte des Yin und Yang.

- T'ai-chi-ch'uan: wörtl. Die Faust(-kampfmethode) des Höchsten Letzten; Meditation in Bewegung.

Du meintest also eigentlich T'ai-chi-ch'uan, das man dann verkürzt T'ai-chi nennt.
Das habe ich mal gesehen - war sehr eindrucksvoll.

 Dieter Wal meinte dazu am 21.09.21:
"Du meintest also eigentlich T'ai-chi-ch'uan, das man dann verkürzt T'ai-chi nennt."

Stimmt.

"Das habe ich mal gesehen - war sehr eindrucksvoll."

 Lernte es mit dem Konzertgitarristen und Mathematiker Richard Miles Jackman, dem Duopartner des Konzertgitarristen und Mathematikers Jan Žáčeks, meines ehemaligen Gitarrenlehrers. So oft ich Stress habe und Ausgleich suche, übe ich es.

 Graeculus meinte dazu am 21.09.21:
Das ist gut.

Ich kannte diesen Menschen, bei dem ich das mal gesehen habe, als Kollegen und hatte eine bestimmte Vorstellung von ihm. In den Übungen schien er ein völlig anderer Mensch zu werden: souverän-elegant, in sich ruhend.
Das meinte ich mit 'eindrucksvoll'.
Daß es sich dann auf das übrige, normale Leben auswirkt, glaube ich Dir und ihm gerne.

 AlmaMarieSchneider (20.09.21)
Lieber Graeculus,

und wo stehe ich? Die Musen sind erwähnt, das ist doch nicht gerecht. :o

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Ich hatte Angst, Dich zu verletzen, wenn ich Dich als antike Frau bezeichnet hätte.
Nun mußt Du Dich entweder als Muse bezeichnen lassen oder abwarten, bis Du klassisch geworden bist.

 AchterZwerg meinte dazu am 20.09.21:
*hüstel

Eine ähnliche Frage wollte ich Graeculus allerdings auch stellen.

Ein antikes Gebilde, in dem achtsame Zwerge unerwähnt bleiben, verdient es nicht als Klassiker zu gelten!

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Eieiei! Der Neue Pauly (das ist das Lexikon zur Antike) schreibt:
Im Griechischen ist das Bild [sc. des Zwerges] einseitiger und weniger positiv [sc. als im Ägyptischen]. Mythische Zwerge wie die Pygmäen und Kerkopen sind unfromm und bösartig. Im menschlichen Bereich wurde der Zwerg als Luxus- und Prestigeobjekt gesehen. Er fungierte als Diener und Unterhaltungskünstler beim Trinkgelage.
Da werdet Ihr wohl keine Freunde, die griechische Kultur und Du. Ich kann das nur bedauern. Es war mir auch so nicht bekannt.

 AchterZwerg meinte dazu am 21.09.21:

 AlmaMarieSchneider (20.09.21)
Ja, ja, ich weiß mit dem Alter muß man früh anfangen.
:)
Lieben Gruß
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Ja, früh anfangen muß man damit und dann auch noch irgendetwas Bemerkenswertes tun (es muß nicht einmal was Gutes sein), wenn man es zur Eponomasie bringen will.

Weißt Du noch, was ein Quisling ist? In unserer Jugend hat man diesen Namen noch als Eponomasie gebraucht.

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 20.09.21:
Quisling? Klingt nach Fiesling. Mir ist das Wort fremd, aber es verursacht bei mir eher ein komisches Gefühl. Werde mal googeln.
Wieder was gelernt :)

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Im OED heißt es:
quisling: a traitor who collaborates with an enemy force occupying their country. Origin Second World War: from the name of Major Vidkun Quisling (1887-1945), the Norwegian army officer and diplomat who ruled Norway on behalf of the German occupying forces (1940-45).
Die Gelegenheiten, das in Deutschland zu verwenden, sind selten geworden.
Aber eine astreine Eponomasie.

 Dieter_Rotmund (20.09.21)
Dolle Liste, aber Lukretz oder Nimrod, das benutzt doch keiner als E., oder?
Und Hiob steht für Überbringer schlechter Botschaften, oder?
Leider kennt man diese Leute bald nicht mehr, aber andere werden folgen...

Lauterbach, der Dauermahner
vonderLeyden, die Power-Mutti
Drotschmann, der Alleswisser
Bibi, die dauerplappernde Beauti-Queen
Hildmann, der Reiskanzler
Wiehler, der Sorgenbedrückte

usw.

Sagenhaft, die Zeiten, in denen wir leben!

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Alle diese Begriffe sind einmal als Eponomasien verwendet worden, zum Teil aber sind sie außer Gebrauch gekommen.
"Er ist ein großer Nimrod", das kenne ich noch aus meiner Jugend.

Hiob (oder Job) ist zunächst einer, der viel erdulden muß. Von Wilhelm Busch gibt es eine (ironische) "Jobsiade".
Von einer Hiobsbotschaft spricht man, wenn eine weitere Katastrophenmeldung eintrifft. Hiob ist dann nicht der Bote, sondern der Empfänger der Unglücksbotschaft - also wieder: der Dulder, der Leidende.

Drotschmann und Bibi kannte ich gar nicht.

Wenn Dir irgendjemand mit seinen ständigen Mahnungen auf die Nerven geht und Du ihm sagst: "Jetzt mach hier nicht den Lauterbach!", dann wäre das wohl allgemein verständlich, oder?

Gehört habe ich mal "Kim Kardashian" als Prototyp einer Person, die berühmt ist für nichts weiter als ihr Berühmtsein.

Aus Deiner Branche: Du kannst Deinem Chef einmal bescheinigen, er sei ein wahrer Randolph Hearst (= Medienmogul) - weltweit berühmt geworden durch den Film "Citizen Kane" von Orson Welles.

 Quoth meinte dazu am 21.09.21:
Hallo Graecule, die Jobsiade ist von dem Bochumer Arzt Carl Arnold Kortum, Wilhelm Busch hat sie nur 60 Jahre nach ihrem Erscheinen mit einigen Zeichnungen illustriert. Ich habe zwei Jahre in Bochum gewohnt; dort gibt es sogar einen Kortum- oder Jobsiade-Brunnen. Gruß Quoth

 Graeculus meinte dazu am 21.09.21:
Danke für die Korrektur.
Das literarische Bochum wird wohl unterschätzt; ich kannte bisher nur Wolfgang Welt.

 Quoth meinte dazu am 21.09.21:
Kortum ist es wert, nicht vergessen zu werden, Busch hat ihn sich nicht umsonst ausgesucht: Kortum hat das Fach Humor bedient, das bei uns eher zu kurz kommt, und das mit einem bewusst ausgestellten Scheindilettantismus und krummen Reimen, aber mit gesunderm Selbstbewusstsein:

Wenn ich aber nach rechtem Maß und Ehle,
Gleich nicht alles, wie's sich ziemt hätte, erzähle,
So weiß doch der geneigte Leser schon,
Daß man so was nennt Volkston.

Von meinem Ältervater Hans Sachsen
Ist mir die Kunst zu reimen angewachsen,
Drum lieb' ich so sehr die Poesie
Und erzähl' alles in Reimen hie.

Man brauchet gar nicht darob zu spotten,
Die Verse meines Vetters, des Wandsbecker Boten,
Bleiben gewiß noch weit zurück
Hinter den Versen aus meiner Fabrik.

Habe gerade mit großem Vergnügen wieder drin gelesen!
https://www.projekt-gutenberg.org/kortum/jobsiad1/chap001.html
Gruß Quoth

 Graeculus meinte dazu am 21.09.21:
Den merke ich mir. Wenn er sich auf seinen "Vetter" Matthias Claudius bezieht, ist das schonmal eine angenehme Seite. Den mag ich sehr.

Herzlichen Gruß & Danke für literarische Empfehlungen, ganz generell

 Graeculus meinte dazu am 21.09.21:
Wolfgang Welt ist auch nicht ohne, aber Geschmackssache. Was für andere Matthias Claudius, ist für ihn Buddy Holly.

 Quoth meinte dazu am 21.09.21:
Habe mir Texte von Wolfgang Welt vorlesen lassen. Mitreißend geschrieben und gelesen:
https://www.youtube.com/watch?v=VVj6r3TFQC8
Danke für den Hinweis.
Übrigens erwähnt er das Kaufhaus Kortum, in dem seine Mutter in der Nazizeit ihre Lehre gemacht hat.
Habe mit "Gyllis" einen Text geschrieben, den ich ursprünglich "Pandora" nennen wollte. Die wird wohl in Eponomasien 3 drankommen.

Antwort geändert am 21.09.2021 um 18:20 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.09.21:
Das freut mich aber, daß Dir der Durch-und-durch-Bochumer Wolfgang Welt gefällt!

Pandora kommt noch.

 TrekanBelluvitsh (20.09.21)
Aus dem letzten Jakrhundert

08/15, Ratatatatatatatatatata!

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Ein echter Eigenname wäre besser. John Bull zum Beispiel, ist aber älter. Aus dem 20. Jahrhundert fällt mir - außer Quisling (den Du sicher kennst) - nicht viel ein.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 20.09.21:
Im englischsprachingen gibt es "Drinking the Kool-Aud", als Metapher für blinde Gefolgschaft. Als Basis dient das Jonetown-Massaker mit dem Initiator Jim Jones.

...ok, ist kein Eigenname einer Person... ich überleg weiter...

 Graeculus meinte dazu am 20.09.21:
Wäre schön, wenn Du etwas fändest. Es ist mir - außer Quisling - noch nicht gelungen. Bietet sich "Eichmann" nicht als Eponomasie für einen Schreibtischtäter an? Ist da noch niemand drauf gekommen?

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 21.09.21:
Ich denke, das 20. Jhd. ist uns noch zu nah und damit zu politisch aufgeladen. Aber ich könnte mir Verschiedenes vorstellen:

-) Stalin, jemanden mit Gewalt auf seine Linie bringen.
-) Oppenheimer, von seiner eigenen Idee überwältigt werden (ein Frankenstein des 20. Jhd.)
-) Merkel, taktisches Verhalten
-) Thatcher, starrköpfig rückwärtsgewandt
-) Baker (Josephine), freizügige Kunst
-) Rumsfeld, Aktionen durchführen ohne Plan
-) Carell, Ideen so klauen, das keiner was merkt

Oh! Und jetzt fällt mir doch noch ein wirklicher ein:

-) Stresemannn, Anzug

Und aus dem 19 Jhd.:
-) Unionsgeneral Burnside, Namesgeber für "Sideburns" (Backenbart)

 Graeculus meinte dazu am 21.09.21:
Wenn wir den Stresemann als Anzug nehmen, dann müßte man den Stalin auch als Panzer akzeptieren. Und den Sherman.

Als jemand, der jemanden mit Gewalt auf seine Linie bringt, bleibt er m.E. zu unspezifisch: das tut ja jeder Tyrann bzw. Diktator (beide Begriffe aus der Antike, aber keine Eponomasien).
Den Stalin stelle ich mir für einen spezielleren Typus vor: der ein System des totalen Terrors einrichtet, das er gleichzeitig als ideale Freiheit preisen läßt. Oder als paranoider Typus, der überall Feinde, Spione, Saboteure am Werk sieht.

 Regina (21.09.21)
schön, dass wir jetzt solche Listen benutzen können.

 Graeculus meinte dazu am 21.09.21:
Hoffentlich schaffe ich es noch, Mentor und Methusalem zugleich zu werden.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram