Vergilbt

Gedicht

von  Lluviagata

Der Tag vergilbt, das Abendrot
verstaubt auf einer Fensterbank,
ein Spinnlein kreucht zum Küchenschrank
und schwingt sich auf ein Aschenbrot.

Die Uhr steht still, ein Eichenblatt
gesellt sich unterm Kanapee
zu Knöpfen, Fotos, einem Schuh.

Vergeblich ruft das Schwalbenpaar
Kiwitt, Kiwitt! Das Nest ist leer,
die Decke liegt schon lang verquer,
verloren weht im Wind ein Haar.

Der Efeu, dieser Nimmersatt,
erklimmt den Giebel in der Höh'
und wächst das Häuschen endlich zu.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (14.11.21)
Vergilbt ist das nun wirklich nicht. LG

 AlmaMarieSchneider (14.11.21)
Das Gedicht löst bei mir in seiner Schönheit so ein Gefühl von Melancholie und Verlassenheit aus.
Gut gelungen.
Liebe Grüße
Alma Marie

 DanceWith1Life (14.11.21)
knister knister häuschen
was flackert in meinem knäuschen
lach sorry, aber das ist so konsequent umgesetzt fürs stimmungsbild, da musste ich einschwingen.

 Fridolin (14.11.21)
... aus dem Bilderbuch des Melancholikers.
In passend ruhig fließenden Sprachstrom gebettet.
Kompliment!

 AchterZwerg (15.11.21)
Der seit Langem rankende Schmerz wächst sich aus und überdeckt allmählich seine Ursache.

Sehr schön! :)

 irakulani (15.11.21)
Unglaublich, wie du mit einem so kurzen Text eine Stimmung beim Leser hervorrufen kannst! Für mich: große Kunst!

L.G. Ira
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