Liebchen

Gedicht zum Thema Wahrhaftigkeit

von  Lluviagata

Verlassen ist der Garten, wie von Rost
zerfällt der Lärche federweiches Kleid.
Im Rosenbeet zerbrach zum ersten Frost
ein letztes Herz, noch wunderschön im Leid.

Nur von der stumpfen Wiese blinkt ein Licht.
Inmitten alten Laubes, das vor Neid
verkrümmt erstarrt ist, leuchtet ihr Gesicht,
Und traumesleise singt die kleine Maid:

Der Treue Zeichen bin ich, Form und Maß,
muss alle Jahre blühen und auch sterben,
erinnert Mensch sich meiner. Und dann quält

er mich, zerreißt mich, zählt und zählt
mein Strahlen, um mich lachend zu verderben,
und beißt selbst über kurz und lang ins Gras.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (24.10.21)
So viele Empfehlungen und nicht ein Kommentar!
Da wage ich es einmal: Schön ist es ja, dieses Gedicht, aber ich weiß nicht (vielleicht dummerweise nicht), auf wen diese leuchtende Maid anspielt. Es mag eine Blume sein, aber eine leuchtende?

 Fridolin meinte dazu am 25.10.21:
Kann eigentlich nur das MaßLiebchen, vulgo Gänseblümchen sein, von Verliebten zerzaust ...

 Graeculus antwortete darauf am 25.10.21:
Liegt nahe, aber das blinkt als Licht?

 Lluviagata schrieb daraufhin am 25.10.21:
Die lyrische Auffassung der Autorin? Wenn sich ein Leser allzu pragmatisch der Lyrik nähert, kann es schon mal vorkommen, dass er sich fragt - spinnt der Schreiberling oder nicht ...

In dem Falle spinnt er.

Morgengrüße
Llu

 Graeculus äußerte darauf am 25.10.21:
Spinnt nicht, nein. Aber ich fürchte, mein poetisches Empfinden, soweit überhaupt vorhanden, beginnt erst bei den Wirbeltieren.

 AchterZwerg (25.10.21)
Zum Weinen schön!
Gut gefällt mir, dass der zuvor gefühlte Kitschanklang im letzten Vers komplett aufgehoben wird. Mit einer gewissen, verschämten Häme, die solch einem kleinen Gänseblümchen gut zu Gesicht steht.
Im Zwergenreich ist jene ebenfalls nicht ganz unbekannt ...

Lächelnde Grüße
der8.
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