Brief an einen reichen Dealer

Text zum Thema Drogen/ Alkohol

von  Koreapeitsche

Brief an einen reichen Dealer 

 

Du hast mir jahrelang dieses Zeug verkauft, und mir immer wieder gesagt, „es sei etwas ganz ganz Gutes.“ Ich habe dir jahrelang vertraut, dir für 4 Gramm Hasch 50 Euro gegeben – wieder und wieder. Mittlerweile bin ich ruiniert: arbeitslos, beziehungslos, orientierungslos. 

Das Zeug, das du verkauft hast, war auch nicht ganz o.k. Ich habe erfahren, dass du es sehr gestreckt hast, um höhere Gewinne zu erzielen. Mich plagen jetzt gesundheitliche Probleme, insbesondere Lungenprobleme. Ständig sticht meine Lunge. Ständig wird Schleim produziert, ständig habe ich Erkältungskrankheiten. Wie ich erfahren habe, hast du irgendwelche Tabletten da mit reingemischt. Ich fühle mich dadurch richtig dumm. Zur Finanzierung meiner Sucht bin ich auch kriminell geworden. Du hast mich immer wieder heiß auf das Zeug gemacht und mich wieder und wieder mit dem gestreckten Zeug beschissen. Du hast als Kassierer in der Diskothek massenhaft Drogen verkauft. Du hast mittlerweile ein Vermögen verdient. Und was habe ich? Eine ruinierte Gesundheit. Dein Komplize hat im Klinikum Zugriff zu den Medikamentenschränken gehabt, und ihr habt den ganzen Mist durch den Mörser gejagt und dann gemischt mit Haschisch verkauft. Wir sind alle reihenweise abgedreht und wussten nicht warum. Doch ich mache das nicht mehr mit. Ich fordere dich auf, das Zeug nicht mehr an die Jugendlichen zu verkaufen. Jetzt wo es mir finanziell wirklich mies geht, fordere ich dich auf, mir einen Teil des Geldes zurückzugeben. Ich habe Anwalts-, Gerichts- und Mietschulden. Wenn ich das Problem nicht kläre, dann gibt es eine Katastrophe. Gib mir, bitte, wenigstens 300 Euro zurück. Du hast genug Gewinne gemacht. Ich habe sie so nötig. Sonst pfänden die meinen Haushalt. Du wohnst in einer Haushälfte und hast drei „Harley Davidson“ in deiner Garage. Ferner hast du noch eine große Zweitwohnung und einen dicken Schlitten. Lass mich jetzt nicht hängen. Du weißt, ich würde dich nie bei der Polizei anzeigen. Aber wir sind doch Freunde, auch wenn ich noch fast ein Kind war, als du mir die Drogen andrehtest. Du weißt doch, eine Hand wäscht die andere. Du hast jahrelang gut verdient, alles auf unsere Kosten. Wenn du mir das Geld gibst, dann vergessen wir die ganze Sache. Ich bin wirklich in einem Notstand, da ich auch schon seit langem keine Arbeit mehr habe. Jetzt wo ich in meinem Bekanntenkreis die Schulden eintreibe, richte ich mich auch an dich. Verstehe den Betrag als Zinsen auf mein langjähriges Einkaufen bei dir. Lass mich jetzt, bitte, nicht sitzen. Ich baue auf dich. Gib mir das Geld so schnell wie nur irgend möglich, sonst bin ich erledigt. Du lebst in Saus und Braus. Ich werde auch dichthalten. Gebe mir ein Anteil an deinen Gewinnen. Ich werde dich danach auch ganz sicher nie wieder belästigen. Ich wohne jetzt sowieso in einer anderen Stadt. Ich könnte noch einmal bei dir vorbeikommen, um mir das Geld abzuholen. Dann ist die Sache zwischen uns einfürallemal erledigt. Bitte, sage mir umgehend Bescheid, wann du mir das Geld geben kannst. Ich warte auf deine Nachricht. 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (30.11.21, 14:25)
Interessante naiv-realitätsferne Figur des Erzählers.

P.S.:
mieß -> mies

 Koreapeitsche meinte dazu am 30.11.21 um 15:03:
Danke
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