Mein Glaubensbekenntnis

Kurzprosa

von  Quoth

"Es" ist ein mächtiges Wort. Ich liebe "es", ja, ich wage zu sagen, dass ich an "es" glaube. Denn "es" kann nicht nur regnen, schneien, blitzen und donnern lassen, aus dem allmächtigen "Es" quillt auch das gute und das schlechte Ergehen. "Es" lässt geschehen und passieren, sich ereignen und vorkommen. Ich möchte mich nicht erdreisten, die vielen, vielen Kräfte, Hervorbringungen und Bezeugungen abschließend aufzählen zu können, die "es" gibt. Auch möchte ich mich nicht mit der Frage auseinandersetzen, mit welchem Recht die Psychoanalyse "Es" auf den Trieb reduzierte. Nur die eine, schon halb angeklungene möchte ich noch hervorheben: "Es" kann Gott geben und kann ihn nicht geben. Wie wir wissen, ist das eine Frage des Glaubens: Wer glaubt, für den gibt "es" Gott, wer nicht glaubt, für den gibt "es" ihn nicht. Daraus ist nur ein Schluss möglich: "Es", das Gott geben oder verweigern kann, ist größer, mächtiger, umfassender, allgemeiner als Gott. Deshalb glaube ich an "es", weil es sinnlos ist, an einen Gott zu glauben, der an Macht von irgendetwas, und sei es auch nur von "Es" übertroffen wird. Wie absurd wäre eine Diskussion über die Frage, ob "es" "es" gibt! "Es" gab "es" immer schon und wird "es" immer geben; denn am Anfang war "es". "Es" - sei!



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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (15.03.22, 12:24)
ES/IT, ein Roman meines Lieblingsschriftstellers King, führt uns zu einer Macht, die im Dunkeln lauert, eine unsichtbare und doch fast körperlich nahe Kraft, die jedem, der ES wagt, näher zu treten, das Fürchten zu lernen vermag. Ob nun Gott oder die Phantasie Kings dafür sorgten, dass IHM schlussendlich das Handwerk gelegt wurde - ich weiß es nicht. Monstren wie auch Gott wird es in unserer Vorstellung immer geben, seien sie existent oder auch nicht.

 Dichter.Zeitgenosse. (16.03.22, 15:25)
Interessant zum Thema auch Martin Buber.
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