Die Reise in die Vergangenheit - Teil 2
Geschichte zum Thema Veränderung
von NormanM.
Vom Modestil her passte es schon einmal. Hatte sich ab Mitte der 00er Jahre die Mode so gut wie gar nicht mehr verändert, waren die frühen 2000er Jahre doch noch ein wenig anders. Während bei den jungen Frauen die Kombination von schwarzen Stoffhosen und blauer Jeansjacke sehr beliebt war, prägten bei den Jungs Cargohosen und Hoodies im Schlabberlook das Bild. Tatsächlich war ich damals auch so herumgelaufen.
Ich kam an einem Kiosk vorbei und war direkt einen Blick auf das Datum der Zeitungen. 26.07.2022. Ich war zum richtigen Datum angetroffen, die Zeitmaschine funktionierte tatsächlich.
Ich beschloss, erst einmal die nächste Straßenbahn in die Stadt zu nehmen. Fast vergaß ich ein Ticket zu kaufen, meine Fahrkarte war ja nicht gültig. Wie günstig eine Fahrkarte noch war, vielleicht sollte ich einen Großeinkauf machen und später mit auf die Reise zurücknehmen, dachte ich innerlich grinsend.
Es war sehr ungewohnt, in einer vollen Straßenbahn zu stehen, in der niemand eine Maske trug, ohne Angst haben zu müssen, sich mit Corona anstecken zu können. Keiner der Menschen um mich herum ahnte wahrscheinlich, dass 18 Jahre später alles anders sein würde. Wahrscheinlich ahnte in dem Moment auch niemand, dass nicht einmal zehn Jahre später jeder ein Smartphone haben und das Simsen out sein würde.
Ich erschrak, als Nina in die Bahn einstieg. Gott sei Dank war die Bahn so voll, dass sie mich nicht sah. Aber wenn, dann würde sie mich wahrscheinlich nicht erkennen.
Vor einem Jahr hatte sie sich mit Corona angesteckt und leider unter einem schweren Verlauf gelitten. Auch heute noch kämpfte sie mit starken Long Covid Folgen. Nach jeder geringen körperlichen Belastung bekam sie Atemnot. Und keiner wusste, ob sich der Zustand wieder bessern würde. Arbeiten würde sie wahrscheinlich nie wieder können.
Am liebsten hätte ich sie angesprochen, ihr erklärt, wer ich war und sie gewarnt. Aber ich durfte ja nicht aktiv die Zeit beeinflussen. Und vor allem hätte sie mir eh nicht geglaubt und mich für einen Spinner gehalten.
Sie unterhielt sich gerade mit einer anderen jungen Frau und lachte dabei. Wie glücklich sie da noch aussah. Heute lachte sie zwar auch noch, aber ich wusste, dass sie es nur anderen zuliebe tat.
Ich wartete ab, bis sie ausstieg und verließ an der nächsten Haltestelle ebenfalls die Bahn. Auf den Großeinkauf verzichtete ich, mir war die Lust vergangen. Ich setzte mich bis zu meiner Rückreise am Abend in den Park und dachte nach.
„Und irgendwelche Vorkommnisse?“, fragte der Professor, als ich wieder zurück kam. Ich verneinte. Danach wurden noch ein paar körperliche Untersuchungen vorgenommen und ich konnte gehen.
Am nächsten Tag wachte ich mit einem Kratzen im Hals und leichten Kopfschmerzen auf. Na toll, ausgerechnet im Urlaub. Im Laufe des Tages kam auch noch ein Schnupfen hinzu. Das fehlte mir jetzt auch noch, wenn ich jetzt auch noch Corona hätte. Ich rief bei meinem Arzt an und fragte nach einem Coronatest.
„Ein Coronatest wollen Sie machen?“, fragte die Sprechstundenhilfe. „Den machen wir schon lange nicht mehr. Die Pandemie ist ja seit über 15 Jahren vorbei. Seitdem gab es auch keine Fälle mehr.“
Ich war verwirrt, doch nachdem ich einen Moment nachdachte, begriff ich, was los war: Also, wenn ich jetzt Corona hatte, musste ich mich vor ein paar Tagen schon infiziert haben und war gestern wahrscheinlich schon positiv. Ich hatte dann gestern, als ich im Jahr 2002 in einer vollen Straßenbahn war, jemand angesteckt, so dass sich das Virus schon vor 20 Jahren ausgebreitet hatte und inzwischen Herdenimmunität vorlag, so dass es nur noch eine Erkältung war.
Ich rief Nina an. Frisch und fröhlich klang ihre Stimme, als sie abnahm.