Das Falsche endlich machen

Dialog zum Thema Generationen

von  LotharAtzert


„Sie sind in Ihrem Dasein das Geschehen der Gestalt der Zeit.“

W. Döbereiner – „Die verlorene Grenze“

 

Vater zum Sohn: „Wir wollen einmal durchgehen, was du an ererbten Untaten lassen kannst, und was nicht“. – so hätte ich gern meinen Vater reden hören damals, und nicht: „Du bist, als Sohn eines gottlosen Proletariers geboren und wirst diesen Weg genauso gehen, so erziehe ich dich und du wirst mir gehorchen und eine Lehre machen und mit Gesellenbrief abschließen. Aus!“

 

- „Wir wollen einmal durchgehen: du hast eine nach Zwiebeln riechende Mutter, die nie aus dem Geburtshaus raus kam und den Vater, der gleich nach der Volksschule zur HJ und kurz danach auf der Krim in russische Gefangenschaft geriet, also viel mehr, als Scheiße haben wir dir nicht vererbt – und trotzdem ist aus dir ein gesunder Bursche geworden, in dessen Aufsässigkeit mir die eigene Kindheit, die ich nie hatte, gespiegelt wurde“.

 

Hätte Vater so, oder ähnlich gesprochen, hätten wir uns umarmt und alles Leid wäre mit dem Nordwind davongezogen. Noch heute, nach so langer Zeit, bedaure ich es sehr, daß es nicht dazu kam. Und ich bin auch froh, so zu empfinden. Die geerbten Zwänge als solche erkannt und damit erlösbar gemacht zu haben, ist eine große Befreiung. Im Geschehen selbst war es und ist es nicht immer leicht.

 

Mögen alle Zwänge beim Nennen des Namens Rumpelstilzchen in tausend Stücke zerspringen.

Tashi delek


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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (08.08.22, 14:21)
Zu diesen Eltern kann ich nur sagen: Sie haben es nicht anders gelernt. Dagegen mußte der Sohn sich wehren und weiterhin eine tiefe Abneigung gegen autoritär auftretende Menschen entwickeln.
Aber das

Die geerbten Zwänge als solche erkannt und damit erlösbar gemacht zu haben, ist eine große Befreiung.
mußte er nicht, das hat er sich vielmehr in Auseinandersetzung damit erarbeitet.

 LotharAtzert meinte dazu am 08.08.22 um 15:32:
Das ist sehr gut unterschieden.
Wobei ... sich bei "erarbeitet" dem Arbeitersohn bereits erste Schweißperlen bilden.
Danke, das wird doch nicht zur Gewohnheit?

 Graeculus antwortete darauf am 08.08.22 um 15:53:
Wobei ... sich bei "erarbeitet" dem Arbeitersohn bereits erste Schweißperlen bilden.

Leicht ist es für niemanden, nur für manche besonders schwer.


das wird doch nicht zur Gewohnheit?

Schaun wir mal.
Taina (39)
(08.08.22, 14:29)
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 08.08.22 um 15:44:
Habs nicht mehr so ganz in Erinnerung. Das Rumpelstilzchen will der Königin ihr Kind rauben und spricht dabei: "Ach wie gut daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß." - das hört die Protagonistin und sagt später so beiläufig, wie möglich: "Bist du etwa das Rumpelstilzchen?", worauf dieses vor Zorn in tausend Stücke zerspringt.

Ja, mehr als gebannt: "Gefahr neutralisiert."

Also bei meiner Tochter ist es so, daß ich mir bezüglich ihrer Modernität Sorgen mache. Keine großen, nur die kleinen, die Seufzer halt, wenn alles kollektiv den Bach runter geht..

Danke dir
Taina (39) äußerte darauf am 08.08.22 um 15:50:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 08.08.22 um 15:55:
Ah, das ist interessant, danke, das muß ich nochmal lesen.
Taina (39) meinte dazu am 08.08.22 um 16:00:
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 harzgebirgler (08.08.22, 18:34)
durch schweiß zu den sternen
ist auch schwer zu lernen.

herzliche sommerabendgrüße
henning
Hobbes (38) meinte dazu am 08.08.22 um 19:34:
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 LotharAtzert meinte dazu am 09.08.22 um 09:46:
Das Sein bewußt zu machen lohnt sich immer;
sonst wirds im andern Fall nur immer schlimmer.

Danke dir, Henning
Gruß
Lothar

 LotharAtzert meinte dazu am 09.08.22 um 09:48:
Guten Tag, Peter

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