Kommentar zu einem Text vom gelöschten Lindenthal/Rembrandt-Deutschen

Dialog zum Thema Gott

von  LotharAtzert

Ich will nicht lang drumherumreden, der Streit, heißt es bei Heraklit, sei der Vater aller Dinge – und das ist sicher nicht leichtfertig vom Vorsokratiker dahergesagt.

Nimm die Dinge weg und du hast Frieden, aber sonst halt nichts. Tageintagaus Frieden, niemand, der mit einem Arschtritt vielleicht alles Erfrischende wieder in Gang setzen könnte. …..

Aber genaugenommen ist Frieden unmöglich. Oder verzichtest du für den lieben Frieden auf Speise? Keines der gestorbenen Küken, Schweine, Rind, Fisch was weiß ich was, ist freiwillig für dich gestorben. Die Killing Fields gibt es nicht nur in Kambodscha, die ganze Erde ist ein Leichenacker, auf dem wir heute stehen und morgen liegen….

Jetzt kommen die Humanisten und reden das schön, von wegen Vernunft. Der Leichenacker ist der beste Dünger für die Nachkommen … jetzt hab ich schon wieder zuviel gesagt.

 

Den Streit bestreitet der Edelgesinnte in sich und mit sich selbst, und erst der ist ein wahrer Krieger des Lichts, der sich selbst besiegt (den Schatten, wie Jung ihn nennt).

 

Meinung von Rembrandt-Deutscher:

LIEBER LOTHAR

 

1. In der Tat, bei Heraklit muss es richtigerweise 'Streit', und nicht 'Krieg', heißen. Das erklärt alles.

 

2. Zu Frieden hat Dietrich Bonhoeffer etwas sehr Erhellendes gesagt. Er sagte: "Es gibt keinen Weg zu dem Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn der Friede muss gewagt werden. Friede ist das Gegenteil von Sicherung."

 

Das ist doch sehr schön, erhellend und trostspendend! Oder?

 

3. Was mir an deiner Argumentation auffällt, ist, dass ich sie, was deren Buddhismus betrifft, für richtig halte. Ich frage mich aber, ob sie auf eine nichtbuddhistische, strikt kapitalistische Welt übertragbar ist.

 

 

Antwort L.A.:

1. !

2. ! Ja!

3. Buddhismus heißt nur so, weil alles einen Namen braucht, um wiedergefunden zu werden. Er ist eine Methode zur Klärung von Körper, Sprache und Geist. Entweder die Methode wirkt, oder sie wirkt nicht. Bliebe sie wirkungslos, so könnte sie, die wesentlich älter ist, als das Christentum, nicht heute noch überall Früchte in großen Lehrern tragen, wie praktisch alle jene, die von einem blauen Vogel, einer humorlosen Spottdrossel in seinen Texten herabgewürdigt werden.

Es ist nicht vor-stellbar, was Nicht-Buddhismus sein könnte. Und übertragbar – wir hatten ja vor kurzem erst Korona … wir müssen nichts übertragen, wir müssen nur uns klären wollen. Oder auf Mahayanasprech: „Ist der Teich da, kommen die Schwäne ganz von selbst.“.

 

Wann willst du endlich den kleinlich-dualistischen Weg zugunsten des spendableren, offenen Diamantwegs annehmen, o heilgläubiger Namenamennachahmer? Laß uns Wortteiche graben. Sprachschwäne willkommen heißen. Wo ein Schwan schwimmt, ist immer auch eine Leiche versteckt, heißt es manchmal noch. … 



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (04.07.23, 16:48)
Die Aussage in 1. halte ich für falsch. Da steht im Griechischen πόλεμος, und das bedeutet in allererster Linie Krieg, Kampf.
Hätte Heraklit nur von Streit sprechen wollen, nun, da hätten die streifreudigen Griechen eine ganze Reihe von anderen Wörtern zur Auswahl gehabt.

 DanceWith1Life meinte dazu am 04.07.23 um 20:13:
interessant , Kampf ist nicht gleich Krieg

 Graeculus antwortete darauf am 04.07.23 um 20:23:
Kampf ist etwas weiter gefaßt, doch der Krieg gehört dazu.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 04.07.23 um 21:25:
Als Nichtphilologe muß man das nicht so eng sehen, zumal die Begriffe im Laufe der Zeit variieren. Da sei zb. an das deutsche Wort Streitaxt erinnert, die wohl kaum zum Holzspalten oder gar in Streitgesprächen verwendet wurde.
Ich hab den Streit von Heidegger übernommen, Lindenthal und harzgebirgler auch, aber ich könnte genauso beim Kriegsbegriff bleiben. Es geht, wie immer, ums Prinzip.

 harzgebirgler (04.07.23, 18:54)
Hallo Lothar,

jenseits von Mythologie und Alltagsverstand zitiert Heidegger in „Einführung in die Metaphysik“ Heraklits Originalwort, übersetzt es denkerisch und führt dann dementsprechend dazu aus :
„Heraklit sagt (Frgm. 53) : πόλεμος πάντων μὲν πατήρ έστι, πάντων δὲ βασιλεύς, καὶ, τοὺς μὲν θεούς ἔδειξε τοὺς δὲ άνθρώπους, τοὺς μὲν δούλους εποίησε τοὺς δὲ ἐλευθέρους.
Auseinandersetzung ist allem (Anwesenden) zwar Erzeuger (der aufgehen läßt), allem aber (auch) waltender Bewahrer. Sie läßt nämlich die einen als Götter erscheinen, die anderen als Menschen, die einen stellt sie her(aus) als Knechte, die anderen aber als Freie.
Der hier genannte πόλεμος ist ein vor allem Göttlichen und Menschlichen waltender Streit, kein Krieg nach menschlicher Weise. Der von Heraklit gedachte Kampf läßt im Gegeneinander das Wesende allererst auseinandertreten, läßt Stellung und Stand und Rang im Anwesen erst beziehen. In solchem Auseinandertreten eröffnen sich Klüfte, Abstände, Weiten und Fugen. In der Aus-einandersetzung wird Welt. [Die Auseinandersetzung trennt weder, noch zerstört sie gar die Einheit. Sie bildet diese, ist Sammlung (λόγος). Πόλεμος und λόγος sind dasselbe.]
Der hier gemeinte Kampf ist ursprünglicher Kampf; denn er läßt die Kämpfenden allererst als solche entspringen; er ist nicht ein bloßes Berennen von Vorhandenem. Der Kampf entwirft und entwickelt erst das Un-erhörte, bislang Un-gesagte und Un-gedachte. Dieser Kampf wird dann von den Schaffenden, den Dichtern, Denkern, Staatsmännern getragen. Sie werfen dem überwältigenden Walten den Block des Werkes entgegen und bannen in dieses die damit eröffnete Welt. Mit diesen Werken kommt erst das Walten, die φύσις, im Anwesenden zum Stand. Das Seiende wird jetzt erst als solches seiend.“


Abendgrüße von Henning

 Graeculus äußerte darauf am 04.07.23 um 20:24:
Ob Heraklit das verstanden hätte?

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 04.07.23 um 21:42:
ich kann mir nicht vorstellen dass harzer das auf griechisch hinbekommt, also nein, aber der liest auch nicht KVau.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.07.23 um 09:25:
Danke Henning, für die passenden Worte von Heidegger, der recht verschlungene, oft schwer nachzuvollziehende Wege geht, dann aber immer wieder zusammenfassende Formeln bietet, die, hat man sich erst einmal eingelesen, doch dann recht einfach zu verstehen sind. Nachdem er, um ein Beispiel für Graeculus und Dance zu geben, über hundert Seiten vom Sein und dem Seienden seine Bahnen zieht, haut er dann das raus: „Das Sein entzieht sich, indem es sich in das Seiende entbirgt“. – So klar hat das vor ihm keiner gesagt. Dafür soll man ihm dann auch seine Eigenart und -ständigkeit lassen, an der es in unserer Zeit so fürchterlich hapert. 
Dasselbe liest sich bei Döbereiner sinngemäß so: „Was man in sich verdrängt hat, kommt einem als Erscheinung von außen wieder (als Ereignis, als Person etc.) entgegen – in verschiedenen, festliegenden Rhythmen, wobei jeder Rhythmus anderes auswirft“. Freilich ohne daß der Eigendünkel versteht, was hier gemeint ist, da er dieses ja verdrängt hat.“

Döbereiner geht jedoch weiter, berechnet, wann, wo und wie die Erscheinung sichtbar wird. Darum wollte der KGB ihn seinerzeit anwerben, doch das wäre ja, da hätte er sich zum Mittäter gemacht, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, wie es so schön heißt.

 FRP (05.07.23, 09:40)
Der Rembrandt-Deutsche war ein Scharlatan, welcher sich anheischig machte, Nietzsche vom Wahnsinn heilen zu können. Heidegger war ein Scharlatan, der sein faschistoides Sein seiend wähnte. und doch nur Heidegger-Schafe blöken liess.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.07.23 um 09:54:
Es steht mir nicht zu, Menschen zu beurteilen. Ich merke jedoch, welche Worte mir neue Zugänge eröffnen und bin dem dankbar.
Daß ich's in Nietzsches, Heideggers und nehmen wir Ernst Jünger noch dazu, in deren Gegenwart nicht lange ausgehalten hätte, steht auf einem anderen Blatt.
Es ist ein bißchen wie mit Giftpflanzen: verdünnt gelten viele als Krankheiten heilend, wohingegen die Urtinktur tödlich ist.

 FRP meinte dazu am 05.07.23 um 10:02:
Diesen Deinen weisen Worten, mein Kaishaku, stimme ich nun vorbehaltlos zu
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