Lieber Gott, steh mir bei

Lieber Gott, steh mir bei!

Meistens stehe ich mir selbst bei. 

Manchmal schaue ich mir über die Schulter, dann stehe ich hinter mir und ruhe gleichzeitig in mir. Nicht hundertprozentig, aber doch überwiegend. 

Manchmal stehe ich neben mir. Dann bin ich mir Korrektor – bereit, einzugreifen wenn ich gerade dabei bin, einen Fehler zu begehen.
Begehen ist blöd ausgedrückt, irgendwie das falsche Wort. Denn dann stünde ich ja über dieser Sache. Dann könnte ich den Fehler verhindern, indem ich auf mir herumtrampele, den Ansatz zu einer Handlung zunichte mache.
Darüber muss ich nochmal nachdenken … 

Wenn ich sage, ich stehe neben mir, kann das aber auch etwas anderes bedeuten:
Dann meint das, dass ich meiner Mitte entrückt bin, also den Überblick verloren habe. 

Dann kann ich nicht nur nicht korrigieren, dann muss ich korrigiert werden. Damit ich mich nicht selbst verliere. Damit ich wieder zu mir selbst finde … nicht verzweifle. 

In einer solchen Situation braucht es dann wirklich professionelle Hilfe.

Also, lieber Gott, bitte steh mir bei!

© 20.08.2022