Ein Wimpernschlag

Gelangweilt saß er an der Bar
vor seinem dritten Whisky.
Er hatte Urlaub,
einen Sonnenbrand
und keine Frau.

Er trank einen großen Schluck
vom Scotch,
dann versank er gähnend
im Terracotta seines Getränks,
seine Lider fielen ihm beinahe zu.

Mit müdem Interesse schaute er halb auf,
als ein Lichtkegel die Tanzfläche vor ihm
in ein sanftes rotes Licht tauchte.
Orientalische Musik erklang,
dann schwebte SIE herein
sofort war er hellwach.

Er stierte auf ihre prallen Brüste,
die das Oberteil kaum verhüllte,
blickte auf ihr zuckendes Hinterteil,
die zitternden Hüften, den Bauch.
Ein Rock aus transparentem Chiffon bedeckte kaum,
was sich schlangenhaft bewegte.

Pailletten und Münzen verzierten
Gürtel und Top,
die Metallverzierungen klimperten
im Rhythmus mit.

Er bestellte sich den vierten Drink
und verfiel in Trance,
sein Blick erhielt einen Schleier,
als sie ihren zu Boden gleiten ließ.

Ihre Arme und Hände
umrahmten die Musik
Mimik und Kopfhaltung
reflektieren Liebe, Schmerz
und Hingabe.

Sie war eins mit dem Lied,
mal anmutig weich,
dann voller Temperament,
ihre Füße folgten dem Rhythmus.

Ihre Augen, schwarze Onyxe,
ihre Lippen kirschenrot.
Ein Diadem krönte
ihr langes, schwarzes Seidenhaar.

Er starrt sie an,
sein Atem kam kurz und heftig,
seine Lippen verharrten
an seinem Glas,
der Whisky schwappte,
als er durstig trank,
doch sein Hals blieb trocken.

Ihr Duft, exotisch und schwer,
raubte ihm seine letzten Sinne,
sein Herz war entflammt,
er spürte zügellose Lust.

Hilflos griff er nach seinem Whisky,
als ihn ihr Wimpernschlag traf.

Er glitt vom Hocker,
sein Glas fiel zu Boden.



©by Sigrun Al-Badri/ 2019