Maybelline

Gedicht zum Thema Lebensweg

von  Graeculus

Maybelline

Du kleines Vielleicht

Du Fragezeichen

Auf meinem Weg

Stellst mir die Frage

Nach meinem Weg

Gibst mir die Antwort

Vielleicht

Gibt’s eine andere?

Gibt es das Ja?

Vielleicht

Lächelt das Nein




Anmerkung von Graeculus:

Für das Wort und den Song Maybelline bedanke ich mich bei Chuck Berry.

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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (20.09.22, 00:50)
Ein sehr gelungenes Gedicht und nicht nur vielleicht.

Ein Lächeln
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 14:09:
Dir einen herzlichen Dank, lächelt das Ja.

Wolfgang

 AngelWings antwortete darauf am 22.09.22 um 16:31:
Fragezeichen ¿ Hat was mit wissen zutun! Man stellt es um eine wissen zustillen.

 Graeculus schrieb daraufhin am 22.09.22 um 22:47:
O nein! Sehr häufig hat eine Frage mit etwas anderem zu tun als mit Wissen. Mit Hoffnung. (s.u.)

 AngelWings äußerte darauf am 23.09.22 um 16:08:
Typen
Wie bereits erwähnt, gibt es innerhalb der Fragetypen noch weitere Unterscheidungsmerkmale, diese hängen mit den entsprechenden Zielen/Funktionen der Fragen zusammen.
Informations-/Faktenfragen. ...
Verständnis-/Definitionsfragen. ...
Begründungsfragen. ...
Eingebettete Fragen. ...
Ja-Nein-Fragen. ...
Alternativfragen. ...
Suggestivfragen.

 Graeculus ergänzte dazu am 25.09.22 um 13:53:
All diese Fragetypen gibt es; und dabei ist von der Intention noch nicht einmal die Rede.
Taina (39)
(20.09.22, 07:38)
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 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 14:15:
Vielleicht?
Vielleicht!

Es gibt eine alte Geschichte, in der ein König alle Weisen seines Reiches versammelt, um sie zum Zweck der Bildung seines Sohnes zu veranlassen, die gesamte Weisheit der Welt in einem einzigen Buch niederzuschreiben. Dafür benötigen sie ein Jahr. Mit dem Ergebnis ist der König zufrieden, bekommt jedoch Spaß an dem Spiel und verlangt von ihnen, die Weisheit der Welt in nur einem Satz zu formulieren. Dafür benötigen die Weisen fünf Jahre und kommen dann zu: "Auch dies wird vorübergehen."
Jetzt geht der König aufs Ganze: Sie sollen es in einem einzigen Wort sagen. Zeitbedarf: zehn Jahre. Das Wort: "Vielleicht."
Taina (39) meinte dazu am 20.09.22 um 14:25:
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 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 14:31:
Jetzt habe ich mich entschieden, und ich sage: vielleicht.

(irgendwo mal als Kalenderspruch aufgelesen)

Die Parabel hat Pete Seeger mal auf einer seiner LP's erzählt ("Waist Deep in the Big Muddy & Other Lovesongs"); ich wüßte gerne, woher er sie hat.

Ich werde einmal auf die Vielleichts, die mir begegnen, verschärft achten.

 Maroon meinte dazu am 21.09.22 um 09:37:
Der Ursprung der Story liegt laut Wikipedia im Persischen: https://en.wikipedia.org/wiki/This_Too_Shall_Pass

Den Maybe-Teil hat er dann wohl selbst dazu gedichtet ...

 Graeculus meinte dazu am 21.09.22 um 14:27:
Aus dem Persischen - mit eigenem Zusatz von Pete Seeger. Herzlichen Dank für den Hinweis!

 Lluviagata (20.09.22, 08:52)
Hallo, Master Graeculus!

Ein Gedicht aus Deiner Feder? Und dann noch so ein vollendetes? Ja, ich sehe es mit eigenen Augen! Unglaublich und so schön, wie Du mit dem Wort Vielleicht spielst, ihm eine spitzbübisch lächelnde  Persönlichkeit verleihst! Wow!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 14:17:
Gelegentlich dichte ich - sehr selten öffentlich.
Das Wort "vielleicht" und ich spielen gerne miteinander, und es gibt dazu auch eine schöne Geschichte (s.o., bei Taina).

Danke für Deine Anerkennung.
Wolfgang

 LotharAtzert (20.09.22, 09:48)
Frag doch mal die Sweet Little Sixteen.
(Nix für ungut, kleiner Scherz am Rande, Gruß von Johnny be good)




 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 14:21:
Da kennt jemand Chuck Berry. Na, in unserer Generation kein Wunder. Auch das verbindet uns.
Da ich ein eher melancholischer Typ bin, hat mir übrigens "Sweet Sixteen" von Chuck Berry besser gefallen als sein rockiges "Sweet Little Sixteen". Kennst Du?

"Johnny B. Goode" hat natürlich was. In ihrer frühen Phase haben es die Rolling Stones regelmäßig zum Abschluß ihrer Konzerte gespielt.

 LotharAtzert meinte dazu am 20.09.22 um 17:04:
Aber das hier  https://www.youtube.com/watch?v=KrbPlr4Wskc ist unübertroffen.

 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 17:15:
Ah, "Memphis Tennessee", schön.

Sag mal, hast nicht auch Du den Verdacht, daß ein solches Lied heutzutage wegen Pädophilieverdacht gar nicht mehr durchginge? Da ist man ja inzwischen extrem empfindlich geworden.

Wie auch immer, ich mag es. Danke für diese Version.

 LotharAtzert meinte dazu am 20.09.22 um 17:23:
Klar hab ich den Verdacht auch.

 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 22:56:
Aus dieser Sparte gab es noch "Young Girl" von Union Gap. Kennst Du/erinnerst Du vielleicht ebenfalls. Sehr melodisch. Geht heute alles nicht mehr. Und Vladimir Nabokov würde geteert und gefedert.

Wie kamen wir jetzt darauf? Ach ja, Chuck Berry. Haftstrafe wegen Sex mit einer Minderjährigen, die noch nicht sixteen war.

 LotharAtzert meinte dazu am 21.09.22 um 09:33:
 Geht heute alles nicht mehr.
Daß du dich da noch wunderst, wundert mich.


Union Gap kenn ich tatsächlich nicht. Nabokov war meines Wissens, wie auch Berry, immer mit ein- und derselben Frau verheiratet. Ja gut, letzterer war exzentrisch, aber offenbar kein schlechter Mensch, hat er doch einen Park gekauft und ihn der Allgemeinheit für kostenlose Musikdarbietungen zugänglich gemacht. Daß das Ganze in Drogenrausch und Schlägereien endete, daran ist er fast zerbrochen. Die meisten Vorwürfe gegen ihn waren haltlos und rassistisch bedingt. - ... kam letztens auch auf Arte.

 Graeculus meinte dazu am 21.09.22 um 14:14:
"Young Girl" von Union Gap ist hörenswert. Verstünde ich etwas von YouTube, würde ich Dir einen Link schicken.

Über Nabokovs Privatleben weiß ich gar nichts, also auch nichts Negatives. "Lolita" war allerdings schon zur damaligen Zeit ein Skandal, und er hat nur unter Schwierigkeiten einen Verlag dafür gefunden. Heute: unmöglich.

Den auf arte gezeigten Film über Chuck Berry habe ich mir nicht entgehen lassen. Ich stimme Deinem Urteil zu. Manches hat mich sehr beeindruckt; allerdings hatte er mit der Treue - wie so mancher andere Mann auch - Probleme.

Es war, glaube ich, seine Tochter, die in dem Film sagte: Wenn tatsächlich irgendwelche Außerirdischen die Voyager-Sonde finden und "Johnny B. Goode" hören, dann kann ich mir nichts anderes vorstellen, als daß sie anfangen zu tanzen."
Wie wahr!

Antwort geändert am 21.09.2022 um 14:25 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 22.09.22 um 09:21:
Ach so - freilich kenne ich "Young Girl" - das hat mich wohl damals so wenig beeindruckt, wie eben wieder beim Hören auf YouTube. Nein, dieser pathetische Ernst scheint mir nicht echt genug zu sein. ...

Nabokov, so hörte ich mal, wollte das Lolita-Manuskript verbrennen. Seine Frau soll es gerettet haben. Ob es stimmt, oder nicht - ein schöne Pointe am Rande.

Die Tochter sagte das, ja ist auch schön. Jetzt könnte ich ja die Gunst der Stunde nutzen , um vom Rhythmus über Elvis the Pelvis zur Münchner Rhythmenlehre zu kommen. Aber sorge dich nicht, ich wünsch dir nur einen schönen Tag.

 Graeculus meinte dazu am 22.09.22 um 14:59:
Das mit dem Manuskript habe auch ich so gehört.

Die Tochter liebte bzw. bewunderte offenbar ihren Vater.
Wie ist das, wenn man einen weltberühmten Vater hat? Stelle ich mir nicht einfach vor.

 Graeculus meinte dazu am 22.09.22 um 15:00:
P.S.: Echtheit ist ein interessantes Kriterium im Showbusiness.

 LotharAtzert meinte dazu am 22.09.22 um 15:42:
Wie ist das, wenn man einen weltberühmten Vater hat? Stelle ich mir nicht einfach vor.
Endlich kann ich mal punkten: ich habe das meiner Tochter erspart und bin unbedeutend geblieben. :D

Was und ob sie nach meinem Tod sagen wird - wer weiß, wer weiß.
Mnemosyne weiß ...

Die "neptunische" Echtheit: man ist Projektionsfläche des Kollektivs.

 Graeculus meinte dazu am 22.09.22 um 22:39:
Gut, daß Du dieses Schicksal Deinem Kind erspart hast. Möge es dies zu würdigen wissen.
Was unsere Kinder und unsere Nachwelt über uns sagen werden, das weiß der Himmel. Ich wäre schon zufrieden mit: "Er hat es so gut gemacht, wie er's konnte." Damit wären die Fuck-ups meines Lebens nicht annulliert, aber doch relativiert.

Der Hinweis auf die Echtheit in Form einer Projektionsfläche des/eines Kolllektivs ist gut. Das trifft wohl insbesondere auf den von mir hochgeschätzten Bob Dylan zu. In einem für mich denkwürdigen Konzert ist er während einer sehr langen Version seines "It ain't me, babe" nach der Hälfte des Liedes aus dem Spotlight heraus ins Dunkle getreten ... und hat uns damit gesagt: Ich bin das nicht, den ihr in mir seht!
Hat mich sehr nachdenklich gemacht.

Antwort geändert am 22.09.2022 um 23:25 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 23.09.22 um 09:58:
Jetzt wird es ja richtig spannend. Eine Projektionsfläche ist an sich neutral. Ist sich aber einer der Betreffenden dessen bewußt, also quasi seiner Macht über das Kollektiv bewußt und charakterlich wenig gefestigt, so kann er/sie diese Macht mißbrauchen, subtil, oder weniger, und so wird aus Neptun, wie wir sagen, ein manipulierender Pluto.

Natürlich betrifft das nicht nur die Musik, sondern alle Lebensbereiche. Ist Döbereiner, ist Buddha für mich eine Projektionsfläche (für dich Dylan Laotse etc)? - Aber ja!
Manipulieren sie? - Nein, im Gegenteil - sie warnen davor. machen es bewußt.
Ein berühmtes Koan lautet sinngemäß: "Wenn du den Namen Buddhas in den Mund nimmst,  putz dir danach die Zähne".

Ich hoffe, das war für uns beide anregend. Solltest du rekommentieren und nichts mehr von mir hören, ist mir ein Mißgeschick passiert: ich muß heute einen neuen Router an TV/Internet/Telefon anschließen. Bei solchen Dingen versage ich regelmäßig und dann geht nichts mehr. ...
Taina (39) meinte dazu am 23.09.22 um 10:18:
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 Graeculus meinte dazu am 23.09.22 um 13:08:
An Taina:

Dieses Lied verstehe ich anders. Bob Dylan hatte immer Schwierigkeiten mit an ihn herangetragenen Erwartungen - Erwartungen seines Publikums und vermutlich auch seiner Partnerinnen.
Einmal hat er gesagt:

Ein Halleluja auf alle, die verbunden leben. Das ist toll. Ich kann das nicht.

Ergänzen könnte man den Titel eines SF-Romans von Arkadi und Boris Strugatzki: "Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein."

Du magst das als menschliche Schwäche, als Unfähigkeit zur Bindung deuten und kritisieren, während ich es so stehen lassen möchte. Froh bin ich, daß er es offen ausspricht, bis hin zu dem tief pessimistischen: "I've been down on the bottom / In a world full of lies / I ain't looking for nothing / In anyone's eyes." (Not Dark Yet)

 Graeculus meinte dazu am 23.09.22 um 13:13:
An LotharAtzert:

Das sehe ich genauso. Wir projizieren etwas auf bestimmte Individuen, die dafür geeignet sind. Das macht uns anfällig, mißbraucht zu werden, und es ist aller Ehren wert, wenn die betreffenden Personen das nicht ausnutzen, sondern es uns im Gegenteil bewußt machen.

Nennt man diese Beziehung nicht Liebe? Zumindest in ihrer ersten Phase hat sie solche Züge der Projektion unserer eigenen Bedürfnisse auf einen anderen.

Welche Person dafür geeignet ist, ist individuell verschieden und hängt von den individuellen Bedürfnissen ab.

Ansonsten: Glaube mir, für nichts habe ich mehr Verständnis als für Versagen im Umgang mit Technik.

 Graeculus meinte dazu am 23.09.22 um 13:17:
In diesem Falle, Taina, bin ich sehr viel näher an LotharAtzerts Standpunkt dran.
Taina (39) meinte dazu am 23.09.22 um 13:19:
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 Graeculus meinte dazu am 23.09.22 um 13:27:
Gut. Aber wenn sich dann jemand in solch einen Menschen verliebt (der ja möglicherweise ein durchaus faszinierender Mensch ist), was soll der dann anderes sagen als "It ain't me, babe"?
Die Erwartungen seiner Partnerin, die Dylan in diesem Lied artikuliert, sind ja geradezu erdrückend:

You say you’re lookin‘ for someone
Never weak but always strong
To protect you an‘ defend you
Whether you are right or wrong,
Someone to open each and every door
usw. usw.


Wie kann man dann ernsthaft sagen: "Alles klar, Babe, mach ich"?

 Graeculus meinte dazu am 23.09.22 um 13:29:
Ah, Du ergänzt Deine Beiträge wieder nachträglich. Dann warte ich jetzt erstmal ab.
(An diesem Wochenende werde ich allerdings keine weitere Zeit zum Schreiben haben. Aber später dann ...)
Taina (39) meinte dazu am 23.09.22 um 13:41:
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 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 13:50:
Weiß babe das? Ich fürchte, da machen sich viele viele Illusionen. Sonst kämen sie ja nicht mit solchen Erwartungen in eine Beziehung.
Wenn Dir das noch nie passiert ist, um so besser; aber Du bist ja auch kein Star.

"babe" ist meines Wissens ein verbreitete Anrede im amerikanischen Englisch ... oder sogar ein Spitzname (Babe Ruth).
In "It's all over nor, baby blue" spricht Bob Dylan sogar eine Frau so an, mit der er explizit keine Liebesbeziehung hat oder auch nur anstrebt.

 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 13:51:
An LotharAtzert:

Ich hoffe, Du hast Deine technischen Probleme bewältigt.
Taina (39) meinte dazu am 25.09.22 um 14:09:
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 LotharAtzert meinte dazu am 25.09.22 um 14:11:
Jajaja - ich komm aus dem Staunen ga nicht mehr raus. Alles läuft, sogar meine Nase.

(Wenn es einen Himmel gibt, wird Gogol sich freuen. Die Russen haben ja zur Zeit nicht mehr viel zu lachen.)

Antwort geändert am 25.09.2022 um 14:19 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 25.09.22 um 16:11:
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 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 16:24:
Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich wir diese Lieder interpretieren!
In "It ain't me, babe" heißt es u.a.:

I’m not the one you want, babe,
I will only let you down.

Das ist doch eine ehrliche Warnung, oder? Ich würde dich nur enttäuschen.

Und "It's all over now, baby blue" ist ein Trostlied für eine Frau, die von einem anderem Mann ("your lover, who just walked out the door") verlassen worden ist.

 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 16:27:
Von dem lover ist durchweg in der 3. Person Sg. die Rede: er hat ...
Taina (39) meinte dazu am 25.09.22 um 16:28:
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 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 18:06:
sie will zurück, was lyrich nicht zulässt.

Wie kommst Du darauf, daß der Sänger ein ehemaliger Liebhaber ist, also daß es da einmal etwas gab zwischen den beiden? Aus welcher Textstelle soll das hervorgehen?
Ich dachte doch, daß ich dieses Lied gut kenne, und ich habe es immer als reines Trostlied verstanden.
Du müßtest da schonmal einen Anhaltspunkt im Text benennen, damit ich Dir das abnehme.
Taina (39) meinte dazu am 25.09.22 um 18:31:
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 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 21:57:
Sie muß die Wohnung verlassen, aber doch nicht seinetwegen. Lies den Text mal weiter.

Wenn ich Dir sage: "Du mußt dich von diesem Typen lösen, die Sache ist vorbei", dann bin nicht ich es, der Schluß macht, sondern ich versuche, dir was klar zu machen. Und am Schluß: "Strike another match, girl / Start a new." Er baut sie auf. In Deiner Interpretation wäre das ja Zynismus.

 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 22:05:
Siehst Du über diese Zeilen hinweg?

Your lover who just walked out the door
Has taken all his blankets from the floor.

"Your lover", das ist doch nicht er selber!
Taina (39) meinte dazu am 25.09.22 um 22:30:
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 Graeculus meinte dazu am 26.09.22 um 12:36:
Ich habe kein Problem zu verstehen, worauf Deine Interpretation hinausläuft; aber ich verstehe weiterhin nicht, wie du auf sie kommst. Wo ist der Anhaltspunkt im Text dafür, daß der Sänger in einer eigenen Liebesbeziehung zu der Frau stand oder steht und daß es ihm also nicht nur um ein Trösten zu tun ist?

Ich habe nun zweierlei getan: 1. eine Übersetzung, dei ja immer auch eine Interpretation ist, hinzugezogen:

Du mußt gehn jetzt, nimm was du brauchst, was dir bleibt,
Aber nimm es dir schnell, du hast nicht mehr viel Zeit.
Da unten steht dein Waisenkind mit seinem Gewehr
Und schreit, als ertrinke es in einem Flammenmeer.
Paß auf, die Heiligen sind aufgeschreckt aus ihrer Ruh
Und es ist alles vorbei, Baby Blue.

Der Highway ist was für Spieler. Wär gut, wenn du dran denkst.
Nimm, was der Zufall dir hat geschenkt.
Der Maler aus deiner Straße, mit den leeren Händen
Malt wirre Muster auf deine Wände.
Selbst der Himmel versinkt unter dir im Nu
Und es ist alles vorbei, Baby Blue.

Deine seekranken Matrosen, sie rudern nach Haus’.
Deine Rentier-Armeen ziehen alle nach Haus’.
Dein Geliebter, der sich gerade davongemacht,
Nahm sein Bettzeug mit aus deinem Schlafgemach.
Der Teppich kommt ins Rutschen unter deinem Schuh
Und es ist alles vorbei, Baby Blue.

Laß die vetrauten Wege hinter dir, etwas ruft dich.
Vergiß deine Toten, sie folgen dir nicht.
Es klopft an die Tür, eine Bettlerin
Steht da und hat deine alten Kleider an.
Du bist wieder da, wo du einmal warst
Und es ist alles vorbei, Baby Blue.
Notabene: "Du hast nicht mehr viel Zeit" ist eine Feststellung, keine Drohung.

2. habe ich geschaut, was Wolfgang Niedecken in seiner kölschen Version daraus gemacht hat. Titel und Refrain lauten: "Jeder´s manchmal einsam, nit nur du".
Wenn das nicht als Trost gemeint ist!
Taina (39) meinte dazu am 26.09.22 um 13:01:
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 Graeculus meinte dazu am 26.09.22 um 13:45:
Einen Anhaltspunkt dafür, daß der Sänger selber in einer Liebesbeziehung zu der Frau stand und daß er ihren lover als seinen Rivalen ansieht, sehe ich weiterhin nicht.

Aber Du hast Recht, wenn Du schreibst, daß der Text harte Aussagen enthält. Die Medizin ist bitter, denn sie besagt, daß im Leben dieser Frau etwas grundsätzlich falsch gelaufen ist und daß ein vollständiger Neuanfang empfohlen wird. (Wir immer man die bildhaften Aussagen in den Details interpretiert.)
So wünsche ich mir Trost und Hilfe: kein Drumherumreden! Kein Schmus.

Kann es sein, daß Du unter Trost etwas anderes, etwas Milderes, Sanfteres verstehst?

Antwort geändert am 26.09.2022 um 13:47 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 26.09.22 um 13:50:
ich häng ahn nix.

Das ist ein Argument. Da gab es - in der Deutung von Niedecken - eine persönliche Beziehung zwischen den Beiden. Sie ist für ihn keine Fremde.

 Graeculus meinte dazu am 26.09.22 um 13:56:
Just dieses "Ich häng ahn nix" hat freilich im Original keine Entsprechung. Dennoch Dank für den Hinweis.
Taina (39) meinte dazu am 26.09.22 um 14:37:
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 Graeculus meinte dazu am 26.09.22 um 22:28:
Was ich bis jetzt aus unserer Diskussion mitnehme: Dieses Lied, das ich immerhin schon seit Jahrzehnten kenne, hat einen schärferen Ton, als es mir bisher bewußt war - was, wie gesagt, mit einer anderen Vorstellung von Trost/Hilfe zusammenhängen mag.
Medizin ist gut, wenn sie hilft; und manchmal helfen am besten harte Wahrheiten.
Mit dem enttäuschten, sogar eifersüchtigen Liebhaber kann ich mich immer noch nicht abfinden.

Nicht, daß Bob Dylan keine Haßlieder geschrieben hätte, das schon: "Like a Rolling Stone", "Dirge" usw.
Taina (39) meinte dazu am 27.09.22 um 05:48:
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 Graeculus meinte dazu am 27.09.22 um 12:56:
Ja, es ist nicht schlimm, vielmehr ganz natürlich, wenn man letztlich eine unterschiedliche Empfindung bei einem Werk behält. Kann man überhaupt völlig gleich empfinden?
Taina (39) meinte dazu am 27.09.22 um 13:09:
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 Graeculus meinte dazu am 27.09.22 um 17:38:
Ah, meinst Du? Wie stellt man denn sowas fest, da man ja die Empfindungen nicht nebeneinanderhalten kann (wie zwei Blumentöpfe), sondern nur die äußeren, wahrnehmbaren Zeichen für sie bei anderen wahrnehmen kann (Worte, Mimik, Gestik)?

Ich sage: Ich empfinde Schmerz. Du sagst: Ich empfinde Schmerz.
Woher wissen wir, daß wir dann das Gleiche meinen?
Taina (39) meinte dazu am 27.09.22 um 17:54:
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 Graeculus meinte dazu am 27.09.22 um 22:38:
Ich verstehe, was Du meinst; aber ich denke das philosophisch: Worte, Mimik und Gesten sind nicht der Schmerz selber, sondern wahrnehmbare Zeichen für ihn. Ob diese Zeichen auf beiden Seiten für dieselbe Empfindung stehen, ist zweifelhaft, nicht überprüfbar und im Grunde auch wenig wahrscheinlich (wenn man nämlich bedenkt, daß die Schmerzempfindung immer einen biographischen und kulturellen Hintergrund hat).
Die sog. Spiegelneurone suggerieren uns eine gleiche Empfindung, besagen aber in Wahrheit nur: Wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich in dieser Situation das und das empfinden.
In der Philosophie läuft das als sog. Analogieschluß.

Niemand "steht in meinen Schuhen" ... oder als Blues-Zitat: "You see me laughing, you see me crying / You sure don't know my mind." (Clive's Blues)

 AchterZwerg (21.09.22, 07:57)
Ein wunderbares Stück und ein bildschönes Gedicht.

Was lebt und überlebt ist das Werk. Vielleicht mit ein wenig Lebensweg verbrämt ...

Herzliche Grüße
der8.

 Graeculus meinte dazu am 21.09.22 um 14:08:
Herzlichen Dank. Ich schätze meine Fähigkeiten als Lyriker nicht hoch ein, weil weil mir das Empfinden von poetischen Bildern abgeht. Anscheinend stört das niemanden ... außer mir.

 AchterZwerg meinte dazu am 21.09.22 um 16:28:
Zwei Sächelchen gäbe es aus meiner Sicht schon:






Maybelline

Du kleines Vielleicht
Du
Fragezeichen
Auf meinem Weg
Stellst mir die Frage
Nach meinem Weg
Gibst mir die Antwort
Vielleicht
Gibt’s eine andere?

Gibt es ein Ja?
Vielleicht
Lächelt das Nein

Mit einem Mangel an poetischen Bildern haben die allerdings nichts zu tun.


Wenn du magst, geh in dich.

Herzliche Grüße
der8.

 Graeculus meinte dazu am 21.09.22 um 16:34:
Kannst Du mir den zweiten Verbesserungsvorschlag bitte erläutern?
Man stellt eine Frage und erhält die Antwort "vielleicht". Ein "ja" wäre einem natürlich lieber; deshalb fragt man danach. Aber warum sollte man das "ein" besonders betonen, als ob man ein einziges "ja" im Sinn hätte?
Taina (39) meinte dazu am 22.09.22 um 15:35:
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 Graeculus meinte dazu am 22.09.22 um 22:41:
Danke. Ich lasse das so - zumal Achter Zwerg es mir (bisher) nicht erklärt, was daran schlecht sein soll. Es geht mir in der Tat um die Hoffnung auf ein bestimmtes Ja.

 AchterZwerg meinte dazu am 23.09.22 um 06:30:
Hallo Graeculus,
das "ein" habe ich lediglich fett geschrieben, damit du die Änderung nicht übersiehst!  Selbstverständlich wäre hier eine besondere Betonung schwachsinnig.
Die Änderung selber habe ich aus Klanggründen vorgenommen. - Die Streichung aus meinem Rhythmusgefühl heraus. - Ob du diese Tipps übernimmst, ist allein deine Sache.

Viele Grüße
der8.

 Graeculus meinte dazu am 23.09.22 um 13:15:
Verstehe. Mein Rhythmusgefühl ist in der Tat nicht sehr stark ausgeprägt. Deshalb bin ich für bestimmte Formen von Lyrik auch wenig geeignet ... und für Kritik dankbar.

 AngelWings (22.09.22, 16:33)
Und ein Weg den du gehst kann man nicht mit ja und nein beantworten. Du selber muss raus finden, welch Weg der richtige, ist.

Kommentar geändert am 22.09.2022 um 16:35 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 22.09.22 um 22:45:
Ja, ja. Aber manchmal geht es um einen Weg, den man gemeinsam gehen möchte.
So am Ende von Woody Allens "Der Stadtneurotiker":

Das erinnert mich an einen alten Witz. Kommt ein Mann zum Psychiater und sagt: "Mein Bruder hält sich für ein Huhn." Der Psychiater fragt: "Warum lassen Sie ihn nicht ins Irrenhaus einweisen?" "Das würde ich ja gerne tun", erwidert der Mann, "aber ich brauche die Eier."
So ist das auch mit der Liebe. Sie ist so irrational und scheitert so oft. Trotzdem verlieben wir uns immer wieder, denn die meisten von uns brauchen die Eier.

 AngelWings meinte dazu am 23.09.22 um 16:44:
Gehe meine Weg! Also heißt ein Person! Sondern Wie gehen gemeinsam diesem Weg! 

Noch was, wenn du 18.Jahriger Beziehungen mit 17.Jahrige hast, heißt auch du hast Beziehung mit minderjährige. So lang Einwilligung, ist keine P..

 Graeculus meinte dazu am 25.09.22 um 13:51:
Ich verstehe nicht, was du meinst.
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