Făng

Gedicht zum Thema Lebensweg

von  Graeculus

Făng

(Auf das Hexagramm 55 des I Ging)

 

Höhepunkt und Niedergang

Jener gewollt

Dieser gefolgt

Gefangen in der Konsequenz

Ein Blitz berauschenden Glücks

Und nun

Der Korkenzieher im Herz

Der Tiefpunkt aber

- so hab ichs selbst gelehrt –

Er muß wohl sein

Damit der nächste Blitz

Mich treffen kann

Doch dehnt sich Zeit

Kaum zu ertragen lang

Im Warten

Auf das kurze Glück

Des strahlend neuen Sterns




Anmerkung von Graeculus:

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (14.09.22, 12:42)
Bei Richard Wilhelm heißt 55 noch Fong/Die Fülle.

Sei nicht traurig. Du mußt sein, wie die Sonne am Mittag.
Leider teilst du die Frage nicht mit, auf die sich das Hexagramm bezieht. Aber auch so ist es eine gelungene Reflektion, dein Gedicht.


Das Bild
Donner und Blitz kommen beide: das Bild der Fülle. So entscheidet der Edle die Prozesse und führt die Strafen aus.

 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 15:42:
Die Ausgabe von Richard Wilhelm habe ich, benutze jedoch meistens eine andere.
Mein Gedicht ist schon älteren Datums; ich habe es - sozusagen aus aktuellem Anlaß - jetzt wieder hervorgeholt.

Hast du gestern auf arte die Dokumentation "Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung" über Vergewaltigung, Mißbrauch und Korruption im tibetischen Buddhismus gesehen?
Vgl. dazu meine Diskussion mit Taina im Forumsthread "Was lest, hört oder seht ihr heute?"
Fetzen (38) antwortete darauf am 14.09.22 um 15:56:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 14.09.22 um 16:28:
Das habe ich wohl gesehen. Ich kenne Sogyal nicht persönlich, auch sein Buch nicht. Aber das Thema ist ja nichts neues. "Rigpa" hat er jedenfalls nicht gepachtet.
Rigpa ( tib.Rig pa skt.Vidya) eigentlich „ Intelligenz“, ist ein Begriff, der im  Dzogchen, einer Tradition des  tibetischen Buddhismus, verwendet wird und mit „innerste Natur des Geistes“ übersetzt werden kann. [1] [2] Im Gegensatz zum gewöhnlichen Geist,  Sems (diskursives Denken, Unterscheiden, Urteilen, Verstand, Geist), dessen Tätigkeit nach dem buddhistischen Verständnis aus dem Projizieren auf falsch wahrgenommene Bezugspunkte besteht, ist Rigpa das ursprüngliche, reine Gewahrsein, die Intelligenz, die jenseits aller Begrenzungen stattfindet und durch die man zum Zustand der Allwissenheit und Erleuchtung kommen kann.

 Graeculus äußerte darauf am 14.09.22 um 21:47:
An Fetzen:

Ja, so ganz überraschend kommt das nicht. Es ist ein bekanntes Phänomen, wo Lehrer/Guru-Schüler-Abhängigkeiten existieren. Auch Buddhisten sind nur Menschen.

 Graeculus ergänzte dazu am 14.09.22 um 21:55:
An LotharAtzert:

Auch ich kenne das berühmte Buch von Sogyal Rinpoche nicht. Allerdings war er - Du weißt es ja, wenn Du den Film gesehen hast - bei weitem nicht das einzige Beispiel. Auch erscheint mir das Verhalten des Dalai Lama sehr bedenklich.

Es bestärkt meine Skepsis gegenüber institutionalisierten Religionen.

Da ist es doch weit angenehmer, sich locker und ohne Gurus bzw. Autoritäten über die Erfahrungen mit dem I Ging zu unterhalten.
Früher habe ich mich viel damit beschäftigt, aber irgendwann kam es mir so sibyllinisch wie die berühmte Sibylle vor. Oder besser: als allgemeine Lebensratschläge, die manchmal sogar auf eine konkrete Situation/Frage paßten.

 LotharAtzert meinte dazu am 15.09.22 um 09:44:
Bei der Rolle des Dalai Lama gebe ich zu bedenken, daß er aus dem Exil heraus den ganzen Laden zusammenhält. Er hat auch bis heute nie ein böses Wort über die Chinesen verloren. Auch werden ihm die Anwälte geraten haben, nichts mehr zu den Vorwürfen zu sagen.
Also ich finde das auch nicht gut. Nicht daß da ein falscher Eindruck entsteht.

Buddhismus und schöne Frauen - auch ein Thema, vor allem für westliche Männer. Ich kann bestätigen, daß man  gegen die verschrobensten "Heiligkeiten" keine Chance hat. 
Gegen Pluto hilft nur der Mars: alles offen legen, alles zur Sprache bringen. Da sind wir uns doch (auch ohne Sterne) wieder ähnlich, oder?

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:02:
Der Dalai Lama hat eine Aufgabe, die über seine rein religiöse Funktion hinausgeht. Sie besteht darin, "den ganzen Laden zusammenzuhalten", d.h. u.a. die materielle Grundlage der Klosterstadt in Dharamsala zu sichern. Die frühere Finanzierung tibetischer Klöster durch Zwangsabgaben (Steuern) der Bevölkerung ist ja nicht mehr möglich.
Da etliche der inkriminierten Gurus eifrig Spenden im Westen gesammelt haben, wäre eine allein auf Moral beruhende Einstellung zu ihnen für den Dalai Lama kritisch gewesen. Auch hätte das Ansehen des tibetischen Buddhismus, auf dem sein Einfluß beruht, gelitten.

Das alles sind typische Probleme institutionalisierter Religionen, von denen ich nicht weiß, inwieweit Du dieser einen anhängst. Dann wärest Du wie ein Katholik, der unter seiner Kirche leidet.

Buddhismus und schöne Frauen. Ich habe eine Ahnung, was Frauen am Buddhismus fasziniert, u.a. sicher auch dessen Ruf der Sanftheit und Gewaltfreiheit. Um so ärger muß die Konfrontation mit der Realität sein. Solange sie einfach für einen "Heiligen" schwärmen, ist das ja in Ordnung (ihr Bier) - das sehe ich einigermaßen neidfrei; doch wenn dieser "Helige" sich als ganz und gar unheilig entpuppt und Druck oder Gewalt anwendet, dann tut es mir um die Frauen leid.

Alles offen legen, alles zur Sprache bringen - darin sind wir uns einig. Auch wenn Du es eher von drinnen tust und ich es lieber von draußen tue. Aber die Schattenseiten zu verleugnen, das ist nicht recht.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 13:48:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 14:19:
Trau, schau wem.
Oder schöner mit Matthias Claudius:

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Ich habe schon so manchen Stern vom Himmel fallen und so manchen Stab, auf den man sich verließ, brechen sehen.

 TrekanBelluvitsh (14.09.22, 13:29)
Niedergang kann allerdings auch relativ sein. Zumindest faktisch betrachtet. Das Narrativ des Einzelnen bzw. der Gesellschaft kann ganz erheblich davon abweichen,

 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 15:45:
Das wird für das Individuum durch das Gefühl des Scheiterns bzw. Versagens oder des glückhaften Aufstiegs definiert.
Die Gesellschaft oder andere Gesellschaften können das ganz anders sehen - vor allem, wenn es sich bei dem betreffenden Individuum um einen wichtigen Politiker o.ä. handelt. Bei Dir und mir wird sich die Gesellschaft darum keine Gedanken machen.
Taina (39)
(14.09.22, 13:33)
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 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 15:48:
"Ein Blitz - und dann die Nacht", heißt es bei Baudelaire ("An eine, die vorüberging").
Das Feuer, das der Blitz anzündet, ist selten dauerhaft glückbringend.
Mir scheint, daß es in diesem Hexagramm darum geht.
Taina (39) meinte dazu am 14.09.22 um 16:15:
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 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 21:58:
Ach, Taina, Sucht hat ja etwas Selbstzerstörerisches. Das Auf und Ab zwischen Hoffnung und Enttäuschung ... das ist doch das Leben, oder? Für das ruhige Glück des Genügsamen bin ich vermutlich nicht reif, bescheiden oder resigniert genug.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 06:51:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:10:
Flatterhaft, ist das Deine Deutung für leidenschaftliche Menschen, die Höhepunkte genießen und dafür Tiefpunkte in Kauf nehmen müssen?
Da schwebt Dir offenbar ein anderer Typus vor als mir (und ich fühle mich auch, soweit ich mich zu dem Hexagramm 55 angesprochen fühle, nicht recht beschrieben).
Weiter unten (bei Ekkehart) hatte ich zwei große Namen genannt, nämlich die beiden Michelangelos: Buonarotti und Caravaggio. Nicht, daß ich mich mit ihnen auf eine Stufe stellen möchte, aber dieser Typus, der eine große Leidenschaft über das stete, stille Glück stellt, ist faszinierend.
Man möchte nicht mit ihm verheiratet sein, aber man liebt sein Werk eher als ein kleines bukolisches Gedicht über die Selbstgenügsamkeit. Oder?
Fetzen (38)
(14.09.22, 15:49)
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 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 22:01:
Wir wollen doch die Diskretion wahren bzw. die Neugier zügeln.
Fetzen (38) meinte dazu am 14.09.22 um 22:26:
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 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 22:35:
Ja, da sind die Geschmäcker unterschiedlich. Die Frage nehme ich Dir auch nicht übel.

 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 22:39:
Sehe gerade: Deine Texte sind Tagebuchnotizen. Sowas würde ich nie veröffentlichen. Ja, die Geschmäcker sind verschieden, was ja auch gut so ist.
Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 13:11:
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 AngelWings meinte dazu am 15.09.22 um 13:28:
#Graeculus#
Es kommt darauf, welch Inhalt, eine Tagebuch hat! Ich finde ich es nicht schlimm wenn Biographie ein Person die aus Realität
schreibt. Es gibt auch Biographie, die aus Fantasie entsteht, dass Person erfunden, ist Wirklichkeit nicht gibt. 

Noch was 
Hexegramm, nicht mit Buddhismus, Gott des glauben. 
zutun hat meisten steckt, da eine Satanismus, ein Sekt dahinter.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 13:39:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:49:
Ich finde ein Tagebuch ergibt überhaupt nur Sinn, wenn es geteilt ist.

Interessantes Thema, auch für mich als Tagebuchschreiber. Ich möchte widersprechen: Ein Tagebuch hat einen Sinn für den Schreiber selbst; das ist selbst dann so, wenn er es veröffentlicht. Man reflektiert über das Geschehen und gewinnt im Idealfall eine Distanz dazu. Inwieweit der Schreiber dabei einem Selbstbetrug erliegt, hängt von ihm ab. Manches verttraut man nicht einmal seinem Tagebuch an - gut, wenn einem das bewußt ist.

Das Problem beim veröffentlichten Tagebuch besteht darin, daß man geschwätzig wird, nämlich anderen mit Lebensdetails so lästig wird wie jemand, der mir mit seinen überflutenden Mitteilungen, die mich überhaupt nicht interessieren, auf die Nerven geht. Ähnlich in Autobiographien.
Um es personalisiert zuzuspitzen: Ich möchte einfach kein Tagebuch von Dieter Bohlen lesen.
Als wie langweilig sich in seinen Tagebüchern selbst Thomas Mann! Ich sehe nur einen Menschen um sich selbst kreisen. Daß er sich dabei manchmal selber betrügt - ist das wichtig?

Man kann das alles auch anders auffassen, doch mein Rat ist: Achte auf die Resonanz der Leser. Texte für Leser sollten auf Leser hin konzipiert sein.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:51:
An Taina:

Auch das ist richtig! Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ein veröffentlichtes Tagebuch ist immer auch indiskret im Hinblick auf die anderen beteiligten Personen! Man mag das Recht haben, über sich selber geschwätzig zu sein, aber nicht über die eigenen Mitmenschen.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 13:53:
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 AngelWings meinte dazu am 15.09.22 um 14:01:
Tagebuch! Sind langweilig! Nicht ganz! 
Ich habe auch über, ein Buch geschrieben! 
Meisten, schreibt in ( Ich) Form! Also was du erlebt, hast da man kann ein Person vorkommen, oder mehr Persönlichkeiten. 
Deswegen gibt, viel Kriminalitat, wo Jugendliche, oder Erwachsene! Dieser Frage danach ob diese Person Tagbuch geführt, hat.

Antwort geändert am 15.09.2022 um 14:07 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 14:11:
Tagebücher sind nicht eo ipso langweilig - das hängt von der Person, ihren literarischen Fähigkeiten und ihrem Erlebten ab.
Klemperer ist insofern ein gelungenes Beispiel, schon deshalb, weil er in interessanten Zeiten gelebt hat.
Allerdings halte ich Thomas Mann, für den dies ja ebenfalls zutrifft, m.E. ein Gegenbeispiel.
Kreist also der Autor, kann man fragen, in erster Linie um sich selbst oder schildert er interessante Zeitumstände aus seiner Perspektive?

Florian Illies in seinem "Liebe in Zeiten des Hasses" fußt ja überwiegend auf Tagebuchaufzeichnungen (und Briefen, ein verwandtes Metier) bekannter Menschen der späten 20er bis zum Ende der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Manche dort dokumentierten Geschwätzigkeiten kann ich jedenfalls nur ertragen, weil es sich jeweils um kurze Abschnitte handelt, die dann auch noch mit leichter Ironie - Illies' Verdienst! - präsentiert werden.
Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 14:55:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 15:02:
Ginge es mir um Resonanz, würde ich, im Hinblick auf die Leserschaft hier, Reimgedichtchen schreiben

Meinst Du? Sind das die Texte mit der meisten Resonanz hier? (Bei Resonanz unterscheiden: Textaufrufe, Empfehlungen, Kommentare. Und dann dazu die Textstatistiken prüfen.)

Reimgedichtchen gehören nach meinem Eindruck nicht dazu.


ich finde, dass ich genügend Rücksicht auf die Menschen aus meinem Leben nehme.

Die Frage ist ja, ob die betroffenen Menschen das ebenso finden.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 15:14:
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Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 15:19:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 15:21:
Wenn es soweit verfremdet ist, dass niemend sich selbst oder andere real wiedererkennen könnte, viell.

 

Das ist das Problem. Wäre ich ein Teil von Fetzens Leben und damit Bestandteil seiner Tagebücher, würde ich da ganz kribbelig.

Henri Nannen hat die Veröffentlicher von Autobiographien und Tagebüchern einmal als "Leute, die das Wasser nicht halten können", bezeichnet. Da wird man schnell vollgepinkelt.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 15:29:
An Fetzen:

Daß man herrlich um sich selber kreisen kann, indem man mit dem Finger auf andere zeigt, darin stimme ich Dir zu.

Welcher Erfahrungen Du mit den Menschen, über die Du schreibst, gemacht hast, weiß ich nicht. Ehrlichgesagt ist da für mich deren eigene Meinung, nicht deren von Dir wiedergegebene Meinung maßgeblich.

Nach meinem Eindruck bleibt die Mehrzahl der schlichten Reimgedichtchen hier eher unbeachtet. Natürlich gibt es manchmal Lob zu Texten, bei denen ich denke: Das hätte ich nicht gelobt. Mir scheint, daß Du eher die Zahl der hier veröffentlichten Fälle als deren Resonanz im Sinn hast. Mit er einen oder anderen Ausnahme. Wie gesagt, nach Blick in die Textstatistiken.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 15:34:
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Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 15:43:
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Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 15:59:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 16:03:
An Taina:

Ja, auch der zeitliche Abstand spielt eine Rolle. So hat Bismarck (natürlich eine interessante Persönlichkeit) ausdrücklich festgelegt, daß der dritte Band seiner Erinnerungen erst nach dem Tode Kaiser Wilhelms II. veröffentlicht werden sollte. Allerdings haben sich die Nachlaßverwalter nicht daran gehalten - zu groß war die Versuchung, einen Bestseller zu landen.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 16:07:
An Fetzen:

Nein, Du mußt mir ja nichts beweisen - ich habe das eher grundsätzlich gemeint, auch wenn ich von "Du" gesprochen habe.
Übrigens habe ich jetzt mal in einige Deiner Tagebuchaufzeichnungen hineingeschaut und finde tatsächlich nichts Anstößiges. Daß Du einmal über Deinen Lehrkörper herziehst, ist durch die Anonymität gedeckt. Täte ich das unter meinem Namen (Grund dazu hätte ich), wären die Leute immerhin schon allesamt tot, und das fiele dann unter Tainas zeitlichen Abstand.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 16:19:
Nochmal an Fetzen:

Was mich erheblich irritiert, ist Deine Deutung der Textstatistiken. Da kommen ja in Betracht:
- Die Dauerbrenner
- Am häufigsten gelesenen Texte
- Am heißesten diskutierte Texte
- Die Favoriten unserer Autoren
- Die Empfehlungen unserer Leser

Ich habe mit jetzt mal auf die Top 10 beschränkt. Was für Texte sind das? Wo sind da die Reimgedichtchen? Ist das durchweg harmloses, literarisch uninteressantes leichtes Zeug?
Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 17:23:
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Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 17:39:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 17:55:
An Fetzen:

Ich verstehe das jetzt so, daß die hier "erfolgreichen" Texte in der Mehrzahl nicht Dein Fall sind, über die Reimgedichte hinaus. Du schreibst anders und läßt die anderen anders schreiben, das ist völlig in Ordnung.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 17:57:
An Taina:

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen höre ich, daß die großen Macher nicht immer diejenigen sind, die auch zuhause sagen, wo's langgeht.

 AngelWings meinte dazu am 15.09.22 um 18:16:
Merkwürdig, ist das Menschen mehr wissen, wie andere Lebt? Sage noch Aron, wenn jemand keine Wohnung würde hat auch keine Internet. Auch wenn, auch jemand sein Daten nicht Preis gibt hat er ein IP-Adresse.
Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 18:18:
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Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 18:24:
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Fetzen (38) meinte dazu am 15.09.22 um 18:46:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 22:27:
Es ist alles klar zwischen uns, Fetzen. Zudem auch ich das Problem sehe, sich als Autor (oder Musiker) dem Markt auszuliefern. Also für Geld Kompromisse bei der Qualität zu machen.

Zum Glück ist hier auf kV kein Geld zu verdienen, und die Zahl derer, die es von hier aus zum professionellen Schriftsteller gebracht haben, ist gut überschaubar.
Ein ehrlicher Ausruck des eigenen Schaffenswillens sollte Kunst sein. Und - so möchte ich allerdings hinzufügen - interessant für andere. In die Öffentlichkeit gebrachte Kunst ist ein soziales Projekt, keine Selbstbefriedigung.

Aber man sieht vor allem bei Deinem letzten Tagebuch-Beitrag, daß er Interesse weckt.
Guten Erfolg wünsche ich.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 22:28:
Wie gerne würde ich auf die Beiträge von AngelWings antworten, wenn ich sie nur verstünde!

 AngelWings meinte dazu am 20.09.22 um 18:04:
Verstehen und verstanden werden? Ja, meine schreiben, ist meisten schwer und manche auch zu scharfsinnig.

 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 22:40:
Zu scharfsinnig für mich? Ja, daran könnte es liegen.

 AngelWings (14.09.22, 16:02)

55. Fong - Die Fülle
 Die 7 geboten! Wasser, Feuer, Wind, Sturm, Sand, Blitze, Sonne!

 Dieter Wal meinte dazu am 15.09.22 um 14:12:
Ich finde ein Tagebuch ergibt überhaupt nur Sinn, wenn es geteilt ist. Nur so kann Selbstbetrug aufgedeckt werden und eine wirkliche Reflexion entstehen. In einem geheimen Tagebuch bleiben die Gedanken gefroren.

Wow! Das sind fast Aphorismen. Ich finde Notizbücher sehr interessant, wenn man sie im Rückblick ansieht, um zu erkennen, wie sehr man sich veränderte. Dieselbe Funktion können auch Tagebücher erfüllen. Doch ich stimme Dir sicher zu.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 14:26:
Sprachlich hat es etwas. Aber, lieber Dieter, das, was Du dann schreibst, erfordert nicht, das Tagebuch zu veröffentlichen. Dieses staunende Gefühl: So war das damals? Wie falsch war mein Erinnern! Wie sehr habe ich mich verändert!, das hat man auch ohne die Veröffentlichung.

 Dieter Wal meinte dazu am 15.09.22 um 14:54:
Lieber Graeculus, Nutzung des Tagebuchs zur Selbsterkenntnis, es sei denn, man wäre "Kommentarmasochist", hat bei Veröffentlichung im Internet nur dann zusätzlichen Sinn, wenn es von einem anonymen Account wie Fetzen kommt. Wie schön, dass seltsamerweise gerade unter diesem Faden über Sinn und Unsinn des Tagebuch-Genres diskutiert wird.

Antwort geändert am 15.09.2022 um 14:55 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 15:05:
Was die Anonymität dazu beiträgt, muß ich mir noch überlegen. Der Klang des berühmten Namens fällt dann weg, aber der Inhalt wird dadurch nicht automatisch spannender.

Daß das nun gerade hier diskutiert wird, ist den Unberechenbarkeiten eines Gesprächsverlaufs geschuldet. Schadet ja nichts.

 AngelWings meinte dazu am 15.09.22 um 18:23:
Anonymous, singen!

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 22:29:
Anonymous, singen!

?
romance (53)
(14.09.22, 18:48)
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 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 22:06:
Oh, da stehe ich vor einer technischen Herausforderung. Ich versuche es einmal.

 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 22:12:
Hat funktioniert. Bitte schön.
romance (53) meinte dazu am 15.09.22 um 12:46:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:10:
Gerne.

 EkkehartMittelberg (14.09.22, 19:35)
Glücksmomente scheinen ein Geschenk Fortunas zu sein. Glück kann sich der Mensch erarbeiten, wenn das Schicksal es will.

 Graeculus meinte dazu am 14.09.22 um 22:21:
Das ist ein richtig bemerkter Unterschied. Doch was hältst Du von dem Wechsel zwischen Hochstimmung und Scheitern, Aufstieg und Niedergang als Element des Lebens? Womit ich nicht die als Krankheit definierte bipolare Störung meine.
Es gibt dazu natürlich die Alternative des In-sich-Ruhens, der dauerhaften Stabilität. Das kann man als Glück bezeichnen, muß es aber nicht. Es gibt, meine ich, Menschen, die dafür nicht bestimmt sind, die aber eine Bereicherung unserer Welt sind. Ich denke z.B. an die beiden Michelangelos, Buonarotti und Caravaggio.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 09:54:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.09.22 um 11:32:
Du hast mich nach meiner persönlichen Meinung gefragt. Ich stehe ganz in der Tradition der Nikomachischen Ethik von Aristoteles, in der er als Weg zum Glück die Mesotes (Mitte) zwischen extremen Verhaltensweisen empfiehlt.
Der Wechsel zwischen Aufstieg und Niedergang verlangt eine sehr robuste Gesundheit. Das drohende Leben mit Bypässen ist nicht unbedingt bereichernd.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:11:
An Taina:

Aha, Du hast auch das hier gelesen; dann habe ich weiter oben Überflüssiges geschrieben.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:17:
An Ekkehart:

Stimmt, Aristoteles ist der Gegentyp und unbedingt zu empfehlen für Menschen, die gerne lang leben möchten und deren Gesundheit fragil ist.

Die anderen, die werden auch oft nicht alt: Jimi Hendrix, Jim Morrison, Brian Jones, Janis Joplin, Amy Winehouse - "live fast, die early." Die brennen die Kerze an beiden Enden.
Daß es sie auch in der Literatur gibt, muß ich Dir nicht sagen.
Das ist eine Sache des Typus, und ich bin mir nicht sicher, ob man da überhaupt eine Wahl hat. Denn oft erzeugt man aufgrund seines Typus seine eigenen Katastrophen.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 13:22:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.09.22 um 13:23:
ich räume gerne ein, dass nur Wenige gegen ihren Typus leben können.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 13:59:
An Taina:

Das Gefühl der Leere nach dem abgeschlossenen Werk ist ein solcher Tiefpunkt - ist eine Art postnataler Depression.

Es ist ja bekannt, daß man Glück überhaupt nur als Kontrast erlebt, etwa das Glück des Zueinanderfindens nach einer Phase der Einsamkeit. Kein Yin ohne Yang, sozusagen.
Ein beständiges Glück würde nicht als solches erlebt (ein Argument gegen den Himmel übrigens).

Daher nehme ich an, daß Höhe- und Tiefpunkte in der Tat gekoppelt sind. Das habe ich mir bei diesem Hexagramm wieder bewußt gemacht; daher auch die Zeile: "so hab ichs selbst gelehrt". Nur muß man das dann auch erleben ... und akzeptieren.

Natürlich waren die Beispiele, die mir spontan eingefallen sind, Getriebene. Aber welch ein großartiger Song ist "Me & Bobby McGhee"! "Freedom's just another word for nothing left to lose" - das hat Tiefe.

 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 14:01:
An Ekkehart:

So steht es wohl. Was man sicher wählen kann, ist der Respekt vor dem jeweiligen Gegentypus.
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 15:02:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 15:11:
Die totale Kapitulation vor dem Schicksal. Und siehe, auf einmal fühlt man sich frei.

Es gibt eine parallele Aussage von Anton Tschechow, glaube ich, die einmal von Alexander Solschenizyn zitiert worden ist:
Da begegnet ein ein russischer Gefangener einem anderen russischen Gefangenen in der Katorga (ginge auch im GULag), der in einem Abfallbehälter nach Kartoffelschalen sucht und sagt: "Ich habe gelernt, Gras zu fressen und auf der nackten Erde zu schlafen, und ich bin der glücklichste Mensch der Erde."
"Na, lieber Leser", fügt Solschenizyn hinzu, "wie gefällt dir das?"
Möchte ich das herausfinden? Eigentlich nicht.

Und zum zweiten: Ja, das sind dann nicht die Sucht-, sondern die parasitären Typen.

Antwort geändert am 15.09.2022 um 22:30 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 15.09.22 um 15:28:
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 16:10:
Ich habe den Parasitismus auch eher emotional verstanden.

Die Grundbedürfnisse sind uns lieb und teuer. Allerdings fallen auch sie unter das "nothing left to lose". Keine Ahnung, ob ich das Landen am untersten Ende der Fahnenstange als Freiheit empfände. Verklärt wird es ja in der Person des Diogenes von Sinope, aber die Menschen, die am Bahnhof betteln müssen, machen auf mich nicht diesen Eindruck.
Agnete (66)
(15.09.22, 18:36)
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 Graeculus meinte dazu am 15.09.22 um 22:40:
Das Hexagramm heißt "Opfer" (richtige Übersetzung aus dem Chinesischen vorausgesetzt). Was bedeutet das?
Ich verstehe es - etwas unsicher - so, daß wir für die Höhepunkte unseres Lebens Opfer bringen müssen: die Tiefpunkte.
Neu klingt diese Einsicht nicht, auch wenn sie es zur Zeit der Entstehung des I Ging gewesen sein mag. Aber wir, alle Menschen, müssen das immer wieder lernen ... und erleiden, was wir nicht wollen. Das hängt, wie ich es sehe, auch nicht von der Erwartungshaltung der Gesellschaft ab, sondern liegt in der Natur der Dinge. Jedes Glück, jede Liebe findet ein Ende; jedes Extrem ist unweigerlich mit seinem Gegenteil verknüpft. Denke an das chinesische Symbol des Yin und Yang.

Der keineswegs aus der Luft gegriffene Bezug zu Aristoteles besteht darin, daß er ein anderes Konzept vertritt: statt des Wechsels von Hochs und Tiefs eine ruhig im Mittleren verharrende Lebensweise.
Sein eigener Schüler Alexander der Große ist ihm darin ganz und gar nicht gefolgt - er gab sich den Extremen hin.

 Lluviagata meinte dazu am 20.09.22 um 08:57:
Hallo, Master Graeculus,

meine Empfehlung gilt dem Gedicht und vor allem den/allen Kommentaren - gäbe es das hier - Empfehlungen für Kommis, dann würde es hier leuchten ohne Ende! ;)

Auch das ist Dein Verdienst!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Graeculus meinte dazu am 20.09.22 um 14:24:
Ja, hier war was los - zu meiner Überraschung. Ich liebe Gespräche.

Ich wünsche Dir einen Überhang von Hoch- gegenüber den Tiefpunkten. Falls das Wünschen hilft ...

Wolfgang
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