Football ist halt auch nur (irgend)ein Game (Teil 1).

Satire zum Thema Spiel(e)

von  theatralisch

Hallo, mein Name ist Hans und ich habe die Entscheidung getroffen, aus dem Leben zu scheiden. Gerade habe ich diesen Text schon einmal begonnen; es war mir jedoch nicht vergönnt, dass dieser gespeichert werden würde. Also versuche ich nun lediglich eine Kurzversion, denn die Luft wird langsam dünn.

 

Suizid oder Freitod? Mit dieser Frage will ich einläuten, dass der Mensch sich überlegen sollte, wie er seine Selbsttötung betitelt. Ehe ich mich dazu entschlossen habe, mit dem Leben selbstbestimmt abzuschließen, habe ich mich mit Ansichten anderer Menschen dazu befasst. Ich befürworte etwa Nietzsches Ansätze und lehne die von Kant ab. Doch noch viel mehr gehe ich d’accord damit, was Jean Améry gesagt hat: Der Freitod sei ein Privileg des Humanen. Davor schreibt er: „Wer abspringt, ist nicht notwendigerweise dem Wahnsinn verfallen, ist nicht einmal unter allen Umständen ‚gestört‘ oder ‚verstört‘. Der Hang zum Freitod ist keine Krankheit, von der man geheilt werden muß wie von den Masern.“

Danke, Jean. Jahrelang war mein größter „Kontrahent“ die Beliebigkeit. Mit dem Leben abzuschließen, ging bei mir also vor allem auch damit einher, der Beliebigkeit „den Rücken zu kehren“. Ich habe hier lediglich angerissen, wie andere Menschen über die Selbsttötungsabsicht und den Vollzug dessen denken. Wissenschaft möchte ich gar nicht erst ins Spiel bringen, da meiner Auffassung nach diese auch gar nicht zu erfassen vermag, was es mit einem sogenannten Tabuthema auf sich hat. Menschen lügen viel: Etwa zu Themen wie „Sex“ und eben auch zum „Suizid“.

„Alles kann, nichts muss.“ Das las ich früher immer auf Datingplattformen und habe es offengestanden nie nachvollziehen können. Jetzt schon. Damit will ich sagen, dass ich ein sehr gebildeter Mensch bin, der etwa weiß, was Miller und Rollnick zu sagen haben, wenn es um Entscheidungen / Motivation geht. Und genau deshalb weiß ich, dass ich nun endlich bereit bin: Es zu tun. Denn ich kann, muss aber nicht, also will ich.

Descartes schwingt hier immer so ein wenig mit. Der Gedanke ist mein größter Feind gewesen. Jetzt erst konnte ich mich versöhnen. Denn ich kann, muss aber nicht, also will ich.

Aber ich will nicht tschüss sagen. Und ich will weder verneinen, dass es sich bei diesem Text um eine Satire handelt noch, dass es sich um keine Satire handelt. Es ist halt schwierig und wird immer unabgeschlossen bleiben: Das Leben. Wir sollten uns alle am allermeisten dem Thema „Neurowissenschaften“ widmen. Und dann danach handeln. So wüssten wir, dass wir vieles sehr vernachlässigen können – vor allem Menschen, aber auch viel bei uns selbst.

Bei der ersten Version des Textes wusste ich sofort: Jetzt ist er zu Ende. Gerade spüre ich das nicht. Als langjähriger und überhaupt Autor weiß ich im Grunde immer, wann / dass ein Text zu Ende ist. Vielleicht ist er das also noch nicht? Vielleicht ist es also auch mein Leben noch nicht? Wir Menschen sind wie Konsonanten respektive wie unser Umgang damit: Permanente Atemluftstromblockaden und damit einhergehende Turbulenzen. Wir sind zu selten im Flow und fragen uns (selbstredend) noch seltener, warum eigentlich. Deshalb ist das Leben per se sinnlos. Es würde also auf etwas wie Selbstoptimierung hinauslaufen, um zumindest das für sich selbst Beste aus dem Leben oder vielmehr aus uns herausholen zu können.

Satire also: Spott zumindest kann ich hier wirklich ganz viel rauslesen. Aber in Wirklichkeit fühle ich mich gerade wie "Perpetuum Mensch", also vielleicht sogar unsterblich?

Entscheidet selbst! Ich empfehle jedenfalls „Jean Améry“, denn er beschreibt im Grunde alles, was wir über das Leben wissen sollten. Deshalb sind Textsorten möglicherweise unwichtig, aber Jean, Hunter S. usw. sind es nicht. Wir wollen aus diesem Grund für einen kurzen Moment innehalten und an sie denken, diesen Text zum Anlass dafür nehmen. Lebt wohl, Jean, Hunter S. - ihr habt entschieden, eure Langeweile war zu groß: Die Footballsaison endet (immer) irgendwann und mit dem Alter kommt die Erkenntnis – warum noch 17 Jahre warten? Irgendwann endet alles und uns wird bewusst, dass der Überdruss am Leben bereits mit dem ersten Atemzug einsetzt und es demzufolge irrelevant ist, wann wir unseren letzten (Atemzug) machen.

 




Anmerkung von theatralisch:

OK.
P.S. Der Text hat genau 666 Wörter - krass. Da weiß einer wenigstens ganz sicher, dass er zu Ende ist. :P

Textreihe - Wunsch der Fortsetzung entstand erst bei Teil 2. 
Teil 2:  https://keinverlag.de/467748.text
Teil 3:  https://keinverlag.de/479350.text

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Kommentare zu diesem Text


 DavidW (14.11.22, 20:14)
In zwei Absätzen von Jean Améry zu Datingplattformen ist hart aber gut.

& beachtliches Lektürepensum!

 theatralisch meinte dazu am 14.11.22 um 21:48:
Ich beschäftige mich schon jahrelang mit Jean und Konsorten. Überhaupt habe ich schon irre viel gelesen, geschrieben. "Hand an sich legen" ist eines der wichtigsten Bücher.
Eigentlich, denn natürlich denken aus diversen Gründen nur wenige so.
Am Ende hat Jean, der eigentlich Hans hieß, sich ja auch selbst für Freitod entschieden. Klar, steht ja im Text.  
Die Frage, die ich mir schon immer und heute als eine der wenigen noch stelle: Worüber kann einer sich noch wundern? Ist es etwa verwunderlich, dass Jean, der über den Freitod (auf diese Weise) philosophierte, sich am Ende auch dafür entscheidet? Nicht doch.
Finde ich. Mich wundert ja ohnehin gar nichts. Noch nie. Warum auch.

 Augustus (14.11.22, 21:07)
Der Freitod ist ein Tod ohne Liebe, lieblos. Insbesondere Lieblosigkeit zu sich selbst. Ohne Liebe zu etwas, oder zu jemanden oder Selbstliebe, ist der Freitod der einzige Ausweg aus einem lieblosen Ich. 

Salve

 theatralisch antwortete darauf am 14.11.22 um 21:51:
Und der Suizid?
Das Leben ist ja zwecklos. Manchmal - meistens nach ner Manie - ist halt die Luft raus. Öde Beziehungen beendet man ja (hoffentlich) auch. Also warum soll man seinen eigenen Ass unnötig dabehalten!?
Aber naja, die wenig liberale Haltung verbietet ja ohnehin alles, was davon abweicht, die Zähne permanent zum Lächeln zu fletschen oder was anderes als Kriech (anderer, eigener schegal) schlimm zu finden. Hihi.

Thea

 Augustus schrieb daraufhin am 14.11.22 um 22:37:
Wer nicht wie ein Christopher Kolumbus oder Marco Polo es vermag  nach Unbekannten hinaus zu segeln, wird stets denken, dass außerhalb Europa nichts weiter existiert als Meer. 

Man müsse dies nur noch auf den Geist übertragen, und man wird es für möglich halten, das Unmögliches noch vor einem liegt, noch ehe das Unmögliche erlebt wurde. 

Ich habe es selbst erfahren und weiß davon zu berichten. Ich bringe Kunde aus Amerika und bin aus Spanien losgesegelt.

 theatralisch äußerte darauf am 14.11.22 um 23:02:
Irgendwann halt nicht mehr. Das alles. Darum geht's auch gar nicht. Ich mein, der Hunter S. fand nun mal Football am geilsten und hat dementsprechend ab Februar irre gelitten. Als kannte Hunter S. (im Alter von 67) nicht schlichtweg alles! Oder auch der Jean, der ja immerhin Schweizer war.
Oh yea. Ich gehör zur ersten kv-Gen und bin irgendwie ziemlich stolz drauf. Da war alles so steil, keiner war angepisst wegen des bisschen Belästigung und all das. Um nicht zu sagen: Wir standen drauf.
Ich vermisse das. Aber ob es deswegen besser war? Wahrscheinlich brauch ich nur nen Hausmeister. Einen, der einfach alles ungefragt macht und sich sonst in seine Ecke verzieht. Daneben könnte dann ein Hasenkäfig mit zwei Buns stehen - das wäre einfach wunderbar. 
Ich konnte noch nie anders - in Bezug auf die Ehrlichkeit. Das muss raus, weil ich sonst verstopfe. Und das geht nicht.

Cheerio Ease

P. S. Keine Ahnung ehrlich gesagt, wo du wohnst. Vielleicht können wir in der Mitte mal Party machen. Das kommt einfach zu kurz bei alledem. 

Antwort geändert am 14.11.2022 um 23:04 Uhr

Antwort geändert am 14.11.2022 um 23:07 Uhr

Antwort geändert am 14.11.2022 um 23:07 Uhr

 Augustus ergänzte dazu am 15.11.22 um 11:19:
Mitte ist gut. Lass mich wissen wann die Party steigt, ich komme. 

Die Illusion zu denken, man kenne alles, ist wie ein geiles Lied 1000 mal gehört zu haben, welches dann aber einem überdrüssig wird, während man denkt, das war’s, ich werde nie wieder so bei einem Lied empfinden. Der lieblingsgerichte gibt es viele.

 theatralisch meinte dazu am 16.11.22 um 15:05:
Ich feiere eigentlich eine Party nach der anderen. Oft halt nur virtuell, so für mich - das sind die besten.

Uff, sorry to say that, aber das ist ein Irrtum. Muss ich so konstatieren. Hast du "Hand an sich legen" gelesen? Ich kann das jedem empfehlen. Gerade für mehrdimensionale Menschen mit Weitblick ist irgendwann klar, dass sich zu viele Redundanzen ergeben - the more u live the more u die.
Das von dir Beschriebene ist eine Psychologie, die ich schon als Kindergartenkind dementieren musste.

 Augustus meinte dazu am 16.11.22 um 16:12:
Verstehe.

 theatralisch meinte dazu am 16.11.22 um 21:01:
Don't get me wrong. 
Ich schau gerade "Die Abenteuer eines Mathematikers". Da geht's auch nicht wirklich um Mathematik.
Insofern geht's eigentlich nie um irgendwas Bestimmes, sondern immer nur um Ansätze vor dem Hintergrund einiger Bedürfnisse höherer Mächte. Wer glaubt, er durchdringt die Oberfläche, irrt wohl.

Aber naja. Egal und so. Es ist halt, wie's ist.

 Augustus meinte dazu am 16.11.22 um 22:21:
Okay.

 theatralisch meinte dazu am 11.12.22 um 20:57:
Was machst du an Silvester?

Jean kommt aus Österreich, wollte ich berichtigen.

 Augustus meinte dazu am 12.12.22 um 13:14:
Nudeln mit Tomatensauce. Und Du?

 theatralisch meinte dazu am 23.12.22 um 21:56:
Nur dancen. Weißnichtwowiewarum...aber ich tus. 
Einziges, was im Leben zählt:Taten. Ausführung und Beteiligung egal.

Bin allein an Weihnachten quasi.

 Augustus meinte dazu am 24.12.22 um 09:56:
Quasi wie „Kevin - Allein zu Haus.“ Wie wundervoll.
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