Farbenblindheit

Text zum Thema Rassismus

von  Saira

Weißbehäutete,

dumpfverpackte

seelenlose

Braungefärbtheit,

taubfolgend

den schreienden

Agitatoren

und ihren faulenden

Worten,

die noch immer nicht

verwesen wollen.

 

Hassgesteuerte,

hirnlose

Faust- und Fuß-

und Knüppelintelligenz,

blindfolgend

den machtstrebenden

Führern

und ihren wehenden

Fahnen,

die noch immer nicht

zerreißen wollen.

 

Wertlose Worte

brüllende,

schlagende,

tretende Sinnlosigkeit.

Flüchtend –

die Brust falschstolzgeschwellt -

in jämmerlicher Feigheit.

 

Das Blut ist rot

unter jeder Haut.

 

 

©Sigrun Al-Badri




Anmerkung von Saira:

Eine Anmerkung zu Tainas Kommentar in Bezug auf Vers1 „Weißbehäutete“:

 https://sz-magazin.sueddeutsche.de/willkommen-bei-mir/umgekehrter-rassismus-89490

Ein Zitat daraus:

Um direkt auf den Punkt zu kommen: »Umgekehrten Rassismus« gibt es nicht. Natürlich kommt es vor, dass Weiße diskriminiert oder benachteiligt werden. Und selbstverständlich gibt es Schwarze Menschen oder People of Color, die weiße Menschen nicht mögen, die Vorurteile haben, pauschalisieren, stereotypisieren. All das ist nicht gut. Aber all das ist eben kein Rassismus. Wer so etwas behauptet, weiß offenbar nicht, was Rassismus ist, nämlich eine seit Jahrhunderten bestehende Ideologie, nach der Menschen mit bestimmten äußerlichen Merkmalen weniger wert sind als andere. Rassismus hat eine individuelle Ausprägung, die sich im zwischenmenschlichen Kontakt, im sozialen Umgang zeigt; daneben ist Rassismus aber auch auf institutioneller Ebene verankert.

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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(14.02.23, 10:37)
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 Saira meinte dazu am 14.02.23 um 18:05:
Hallo Taina,

bitte lies meine Anmerkung, die ich eben eingefügt habe.

Liebe Grüße
Sigrun
Taina (39) antwortete darauf am 14.02.23 um 18:26:
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 Saira schrieb daraufhin am 15.02.23 um 14:06:
Hallo Taina,
 
warum fühlst du dich durch die Farbe weiß angegriffen? Ich bin auch weißbehäutet und gehöre nicht zu den Braungefärbten hassgesteuerten Extremisten, aber ich weiß, wie die sogenannten „Herrenvölker/ Herrenrasse“ (sind seit Ende des 19. Jahrhunderts Schlüsselbegriffe für Kolonialismus, Rassismus und Antisemitismus) die Geschichte geprägt haben. Dieses Denken ist leider immer noch vorhanden und zeigt sich in schlimmen Gewaltausbrüchen aus der rechtsradikalen Szene.
 
LG Sigrun
Taina (39) äußerte darauf am 15.02.23 um 14:15:
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 EkkehartMittelberg (14.02.23, 10:47)
Liebe Sigi,

ein starkes Gedicht mit besonders eingrägsamem Schluss.

Herzliche Grüße
Ekki

 Saira ergänzte dazu am 15.02.23 um 14:08:
Lieber Ekki,
 
ein schöneres Lob kann ich mir kaum wünschen. Ich danke dir!
 
Herzlichst
Sigi
Teolein (70)
(14.02.23, 11:00)
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 Saira meinte dazu am 15.02.23 um 14:10:
Lieber Teo,
 
meine Anmerkung hatte ich erst nach dem Kommentar von dir und Taina eingestellt. Es würde mich freuen, wenn du dem Link folgen magst, um meine Intuition für mein Gedicht vielleicht noch etwas besser verstehen zu können.
 
Deine Erfahrungen in Herne machen natürlich traurig und nachdenklich, aber meinst du nicht auch, dass die Ursachen für derartige Eskalationen/ Straftaten woanders zu finden sind?
 
Auf jeden Fall danke ich dir für deine Zustimmung zum Inhalt meines Textes!
 
Liebe Grüße
Sigi
Teolein (70) meinte dazu am 15.02.23 um 14:45:
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Taina (39) meinte dazu am 15.02.23 um 14:53:
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wa Bash (47)
(14.02.23, 18:42)
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 niemand meinte dazu am 14.02.23 um 19:40:
@ wa Bash

Bin ganz Deiner Meinung!

LG niemand

 Tula meinte dazu am 14.02.23 um 22:30:
Hallo
In der Tat ist das Thema komplexer als es auf den ersten Blick auf uns scheint, d h. auf uns, gewissermaßen als Erben kolonialer Eroberer. Was leider schnell vergessen wird: auch der Afrikaner ist bzw. denkt, handelt usw. rassistisch, nicht nur oder unbedingt gegen uns 'Weiße', sondern auch unter sich. Ausschlaggebend ist dabei weniger die Hautfarbe als andere ethnische Faktoren. Der Genozid in Ruanda vor nicht langer Zeit hat das ziemlich deutlich gezeigt. Und ganz nebenbei: der grausame Sklavenhandel in Afrika wurde ebenfalls von einheimischen Sklavenjägern mitgetragen. Ohne den Afrikaner und vor allem dem muslimischen Sklavenjäger, der den anderen jagt, fängt, an Zwischenhändler und schließlich an weiße Händler verkauft, wäre der Sklavenhandel zumindest in der Größenordnung kaum möglich gewesen.

Ich würde Rassismus weitergreifend definieren: die Verachtung (und dementsprechende Behandlung) anderer Menschen aus einem einzigen Grund: er ist keiner 'von uns'. Der Rassist verachtet nicht nur einen Menschen, sondern seine Kultur insgesamt. 

LG
Tula

Antwort geändert am 14.02.2023 um 22:31 Uhr

Antwort geändert am 14.02.2023 um 22:34 Uhr

 Tula meinte dazu am 14.02.23 um 22:55:
PS: ich las gerade den Artikel im Link. Hm ...
Eigene Erfahrung als Student an einer Uni in England. Ich schwatzte gern in der Bar mit einem Typen irgendwo aus der Südsee. Er selbst natürlich auch farbig, wie sein Kumpel, Schwarzafrikaner. Der setzte sich partout nicht mit mir an den Tisch und war augenscheinlich 'feindselig' mirgegenüber. Irgendwann fragte ich meinen Freund der Südsee: was hat der nur? Er gab es zu, sein Freund wollte mit keinem weißen Studenten auf freundschaftlicher Basis etwas zu tun haben. Wir könnten ihn als Resultat kolonialer Geschichte und Opfer sehen. Wir könnten ihm auch etwas anderes vorwerfen. 

LG Tula

Antwort geändert am 14.02.2023 um 22:56 Uhr
wa Bash (47) meinte dazu am 14.02.23 um 23:38:
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 Tula meinte dazu am 15.02.23 um 09:23:
Moin
Gewiss, war nur ein Beispiel.
Worauf ich hinaus will: wir sollten in der Debatte zum Thema bedenken, dass Hass, Rassismus (der über den Hass hinsus auf dem Prinzip angeblicher Überlegenheit beruht, d.h. der andere wird, warum auch immer, als minderwertig verachtet), dass also dies alles als Problem 'unserer' Kultur angesehen wird, im 'post-kolonialen Zusammenhang'. Dem ist aber nicht so. Gerade weil alle Menschen gleich sind, auch in dieser Hinsicht, Rassismus ist ein Problem aller Erdteile und Kulturen. Alle ethnischen und religiös motivierten Konflikte beruhen mehr oder weniger auf demselben Prinzip: der andere ist im Vergleich 'minderwertig'. Um bei Farben zu bleiben: one colour, many flavours. Gilt auch Rassismus. Ich erinnere mich jetzt nebenei an eine Reportage schon vor Jahren zum hinduistischen Kastensystem. Ich war schockiert. 

LG
Tula

Antwort geändert am 15.02.2023 um 09:26 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 15.02.23 um 09:42:
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 Saira meinte dazu am 15.02.23 um 14:14:
@wa Bash @Tula
 
Ich danke euch für eure Beiträge zu meinem Gedicht! Ich gebe euch recht, dass man Rassismus nicht ausschließlich auf die Hautfarbe beziehen kann. Wenn Menschengruppen andere Menschen wegen ihrer Nationalität, Kultur, Religion oder Hautfarbe verachten, hassen, diskriminieren und sogar töten, dann liegt in meinen Augen Rassismus vor und dieser ist brandgefährlich.

Wie sehr die Geschichte die „Herrenvölker/ Herrenrasse“ geprägt hat und zum Teil noch prägt, zeigt ein interessantes Zitat von der Bildungsstätte Anne Frank auf Instagram:
 
 https://www.instagram.com/p/CA7zspqqISz/?utm_source=ig_embed&ig_rid=7632e71a-89b6-47e8-bd79-ac7b8cac01a2
 

Warum die Rede vom “Rassismus gegen Weiße” verharmlosend und gefährlich ist

Nach dem rassistischen Mord an George Floyd in Minneapolis und den Protesten kam es immer wieder zu Relativierungen von anti-schwarzem Rassismus. Während in den USA der Hashtag  alllivesmatter trendete, sprachen auch in Deutschland Politiker*innen und Influencer*innen von einem “Rassismus gegen Weiße”, vor dem es sich nun ebenfalls zu hüten gelte. Warum dieser Begriff vermieden werden sollte:

1. Natürlich können auch weiße Menschen vereinzelt diskriminierende Erfahrungen machen. Sie erleben aber nicht, auf fast allen Ebenen systematisch benachteiligt zu werden. Sie haben weniger Probleme bei der Wohnungssuche, geraten weniger in demütigende Kontrollen. Schon gar nicht müssen sie dabei um ihr Leben fürchten.

2. Weiße Menschen gelten in Deutschland als “normal”, sie sind überall repräsentiert - ob auf Vorstandsetagen oder in Werbeanzeigen. Andere müssen hingegen meist für Repräsentation kämpfen.

3. Die Formel lautet: Rassismus ist Diskriminierung plus Macht. In den meisten westlichen Gesellschaften ist Macht weiß: Weiße Menschen können sich darauf verlassen, dass ihnen von der Polizei geglaubt wird, dass Institutionen ihnen automatisch vertrauen.
4. Wenn angesichts gewalttätiger rassistischer Ausschreitungen weiße Menschen davon reden, schon einmal als “Kartoffel” beleidigt worden zu sein, ist das im besten Fall albern, im schlimmsten Fall relativierend - und senkt damit die Aufmerksamkeit für die Ursachen echter rassistischer Gewalt.

5. Theorien über “Menschenrassen” waren in Deutschland lange wirksam, bis in unsere Gegenwart hinein. Daraus resultierende Hierarchisierungen von Menschen, Vorurteile und Diskriminerungen lassen sich nicht einfach umkehren.

 
Liebe Grüße
Sigrun
Taina (39) meinte dazu am 15.02.23 um 15:03:
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 AngelWings (14.02.23, 18:42)
Und mit Farbblind hat auch nicht zu tun! Diese Menschen andere sorgen! Das anderes Thema! 

Rassismus hat auch mit Gewalt zutun, es gibt genauso Deutsch und Afrikanischen die Menschhass bereits sind.

 TassoTuwas (14.02.23, 20:40)
Liebe Sigi,
das ist die Beschreibung unserer Tage, der Welt, wie wir sie sehen aber nicht verstehen.  
Wie oft haben wir die Bilder von Hass und Wut und Menschenverachtung schon gesehen, uns empört, demonstriert und solidarisiert!
Wie kann das sein, die, die guten Willens sind, sind doch die Mehrheit!
Der Weg zu einer Welt des Miteinanders ist lang und steinig, aber er muss gegangen werden!
Herzliche Grüße
TT

Kommentar geändert am 14.02.2023 um 20:52 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 15.02.23 um 09:46:
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 TassoTuwas meinte dazu am 15.02.23 um 10:34:
Hallo Taina,
Bescheidenheit oder Resignation?

 Saira meinte dazu am 15.02.23 um 14:17:
@TassoTuwas
 
Lieber Tasso,
 
ich teile dein Unverständnis zu 100 Prozent. Wieso kann die Menschheit nicht in Frieden leben? Wie ist es möglich, andere Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Kultur oder Religion als minderwertig betrachten zu können/ dürfen?
 
Wieso hat nicht auch der letzte Mensch aus der Geschichte der Versklavung, der Vernichtung indigener Völker, aus den schrecklichen Morden aus der NS-Zeit an den Juden (ich könnte x-viele Beispiele aufführen und dabei u.a. auch Englands und Spaniens Gräueltaten aufführen), gelernt?
 
Ja, lieber Tasso, wir müssen weiterhin bestrebt sein, die Welt friedlicher und gerechter zu gestalten. Das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern schuldig.
 
Ich danke dir!
 
Herzlichst
Sigi
Taina (39) meinte dazu am 15.02.23 um 15:09:
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